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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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geben.

16. November
    Heute war ich in der Stadt, und niemand hat ein Gewehr auf mich gerichtet. Das ist doch schon mal was.
    Als ich gestern aus dem Krankenhaus kam, lief ich Gav in die Arme, und er erzählte mir, dass Dad ihn und seine Truppe gebeten habe, die Leute auf ihrer nächsten Essensrunde über das Wasserproblem zu informieren. Das ist eine gute Idee. Denn wenn diejenigen, die bis jetzt noch nicht mit dem Virus infiziert sind, sich irgendetwas anderes einfangen, weil sie verunreinigtes Wasser trinken, macht das die ganze Sache nur noch schlimmer.
    »Wann wollt ihr los?«, fragte ich sofort. »Ich komme mit, falls ihr noch Leute braucht.«
    »Wir haben inzwischen schon eine ganze Menge Helfer«, antwortete er. »Aber je mehr mitmachen, umso schneller sind wir mit unseren Fahrten fertig. Wir starten morgen früh – wenn du willst, komme ich vorbei und hole dich ab.«
    Er macht jetzt einen viel zuversichtlicheren Eindruck als das letzte Mal, als er sich wegen der Sache mit Quentin so verrückt gemacht hatte. Aber er blickte mich irgendwie immer noch ein bisschen verunsichert an, so als erwartete er, dass ich ihn jeden Moment auffordern würde zu verschwinden.
    »Das wäre super«, antwortete ich und lächelte ihn an. Er lächelte zurück. Und in diesem Moment hatte ich das Gefühl, es wäre ein guter Tag, obwohl ich nichts in den Krankenakten entdeckt hatte.
    Heute Morgen kam er dann mit seinem alten Ford vorbei, und wir sind Richtung Krankenhaus aufgebrochen, wo sich alle treffen wollten. Für eine Aktion, die noch bis vor einer Woche nur eine Drei-Mann-Unternehmung war, hatten Gav und Warren erstaunlich schnell etwas auf die Beine gestellt. Auf der Fahrt berichtete Gav mir von den Einzelheiten.
    »Warren hat die Stadt in verschiedene Bezirke aufgeteilt«, erläuterte er, »und für jeden davon existiert eine Liste. Und zusätzlich noch eine für die Häuser in den Vororten, die Bauernhöfe und so weiter. Auf der Liste siehst du, welche Adressen du weglassen kannst, um Zeit zu sparen. Du klopfst an und drückst jedem, der aufmacht, eine Tüte Lebensmittel in die Hand. Und heute wollen wir ihnen auch noch sagen, dass sie das Leitungswasser abkochen müssen. Du erkundigst dich, ob jemand im Haus irgendwelche Symptome zeigt. Falls ja oder falls wir auf jemanden treffen, der krank ist, tun wir unser Möglichstes, die Leute davon zu überzeugen, dass wir sie in die Klinik bringen dürfen. Eine der Schwestern ist gerade dabei, in der Kirche beim Krankenhaus ein Heim für die Kinder aufzubauen, die alleine sind. Falls du also welche siehst, notier es dir, denn wir werden hoffentlich schon in den nächsten paar Tagen einen Platz haben, wo wir sie hinbringen können.«
    »Wow«, sagte ich bewundernd, und er lachte.
    »Ich weiß«, antwortete er. »Das hört sich vielleicht nach irre viel an, aber jetzt, wo es einmal läuft, ist es gar kein so großer Unterschied zu dem, was wir vorher schon gemacht haben. Ich wünschte immer noch, ich …«
    »Wenn du jetzt sagst, du wünschtest, du könntest noch mehr tun, dann schlage ich dich. Ohne Witz.«
    »Schon gut, schon gut!«, erwiderte er und zog den Kopf ein. Aber ich bin mir sicher, dass er genau das dachte.
    Als wir am Krankenhaus ankamen, wartete schon ein ganzer Haufen Leute vor der Tür. Ich erkannte Warren und noch einen anderen Jungen, der auch schon vorher zu Gavs Truppe gehört hatte, eine Frau mittleren Alters, die ich schon im Krankenhaus hatte helfen sehen, einen jüngeren Mann, der früher mal im Seaview-Restaurant bedient hatte, einen der Krankenpfleger und ein paar weitere Erwachsene, die ich nur vom Sehen kannte.
    Gav setzte ein ernstes Gesicht auf. Er nickte den Leuten beim Aussteigen zu, aber ich sah ihn ein ganz klein wenig die Schultern einziehen, wie eine Schildkröte, die dagegen ankämpft, sich in ihren Panzer zu verkriechen. Dann ging er schnell zu Warren hinüber, der am Rande der Gruppe auf dem Fahrersitz eines Wagens saß, dessen Tür offen stand.
    »Schön, dass du da bist, Kaelyn«, begrüßte er mich und warf Gav einen Blick zu. Sie tauschten irgendetwas Unausgesprochenes aus, und kurz darauf schien Gavs Gesichtsfarbe ein bisschen röter als zuvor. Er zuckte mit den Schultern und lehnte sich an die Autotür.
    »Also, was steht heute auf dem Programm?«, erkundigte er sich.
    Warren blätterte sich durch einen Stapel Papiere, die ziemlich genauso aussahen wie die, die er in der Hand hatte, als ich ihn das erste Mal sah.
    »Wir haben heute

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