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Wir vom Brunnenplatz

Wir vom Brunnenplatz

Titel: Wir vom Brunnenplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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eine Bedrohung.«
    »Vielleicht hast du irgendwo was angestellt und irgendeiner will sich jetzt rächen«, meinte Celina achselzuckend.
    »Nein!« Ich schrie beinahe. »Hab ich nicht, stimmt's, Emma?«
    »Ich kann mich an nichts erinnern«, meinte auch sie.
    »Vielleicht ist er von der Meckerliese!«, überlegte Benni laut. »Wegen der Spiegeleier.«
    »Ha, ha«, machte Hung. »Streng doch mal deinen Grips an, du Zwerg. Die Meckerliese weiß gar nicht, wie Olli heißt, und außerdem würde sie entweder an alle schreiben oder nur an den Boss.«
    »Und der bin ich!«, beeilte sich Kerim zu sagen. Er legte seinen Arm um meine Schulter und versprach mir: »Im Moment tappen wir im Dunkeln, Kumpel. Aber am Tag X gehst du auf keinen Fall alleine zum Brunnenplatz. Wir sind alle dabei, oder, Leute?«
    »Klar, sind wir.« Die anderen nickten mit dem Kopf. Dann wollte jeder einmal den Brief bestaunen und ich reichte ihn herum.
    »Der riecht nach irgendwas«, stellte meine Schwester fest und schnupperte an dem Papier wie ein Kaninchen. »Weißt du, was das ist?«
    Ich schnupperte auch, aber ich kam nicht drauf. Ich merkte nur, wie sich ein fröhliches Gefühl in mir ausbreitete, denn an irgendetwas erinnerte mich dieser Duft, ich kam nur nicht darauf, an was.
    »Riecht irgendwie nach Essen«, fand ich. »Nach gutem Essen und irgendwie süß. Oh Mist, ich bin ganz dicht dran, als ob gleich eine Tür aufgeht und ich in der Welt stehe, aus der dieser Brief stammt. Aber ich komme einfach nicht drauf!«
    »Zerbrechen wir uns nicht weiter den Kopf«, meinte Violetta schließlich und deutete durch das Badezimmerfenster nach draußen. »Das Gewitter hat sich verzogen, wollen wir nicht noch ein bisschen rausgehen?«
    Das wollten wir alle. Ich schnupperte aber erst noch einmal an meinem Brief und wurde das Gefühl nicht los, dass am Ferienende etwas ganz besonders Tolles auf mich wartete.

Das Fahrstuhl Wettrennen

    Am nächsten Tag regnete es und kühl war es draußen auch. Als Emma, Kerim und ich bei Violetta klingelten, sagte sie, Benni habe einen leichten Schnupfen und deshalb passe sie in der Wohnung auf ihn auf. Celina wollte fernsehen und Hung untersuchte tote Insekten unter seinem Mikroskop, das er im April zum Geburtstag bekommen hatte. Später wollte sein Vater ihn noch mit zu einem Ausflug in die Sternwarte nehmen. Er fragte uns, ob wir mitkommen wollten, aber meine Eltern waren durch den Umzug knapp bei Kasse und Kerim sagte, sein Großvater in der Türkei habe ein richtig tolles Fernrohr. Mit dem habe er schon ganz oft den Sternenhimmel beobachtet.
    »Können wir nicht zu euch gehen?«, fragte Emma ihn. »Ich möchte mit Rima spielen und auf Gül aufpassen.«
    »Klar«, sagte Kerim. »Aber als ich losgegangen bin, war Gül gerade eingeschlafen. Wenn ich jetzt klingele, wacht sie auf und schreit, dann schimpft meine Mutter. Eine Stunde müssen wir noch warten.«
    Emma stöhnte. Dann sind wir aber mit dem Fahrstuhl bis ganz nach unten gefahren und haben Fahrstuhlwettrennen gespielt. Zwei von uns sind immer mit dem Fahrstuhl gefahren und haben den Halteknopf von irgendeiner Etage gedrückt und der Dritte musste genau bis zu dem Stockwerk die Treppe hochrennen. Dabei musste man möglichst schneller sein als der Fahrstuhl. Aber auch nicht zu schnell, denn man wusste ja nicht, welchen Knopf die anderen gedrückt hatten. Wenn Emma und ich zum Beispiel in der zweiten Etage anhalten wollten, aber Kerim war schon in der vierten angekommen, hatte er trotzdem verloren. Hielt der Fahrstuhl aber in der dritten und der Läufer war noch nicht da, verlor er auch. Auf diese Weise wollte ich trainieren, damit ich bald genauso schnell die Treppen nach oben rennen konnte wie Kerim.
    »Wozu denn?«, fragte Emma, die schon ganz rot im Gesicht war, nachdem sie nur einmal bis zum ersten Stock rennen musste und einmal bis zum zweiten. Kerim hatte gesagt, das reicht bei ihr für den Anfang. »Wenn wir einen Fahrstuhl haben, muss ich doch wohl nicht die Treppen hochrennen, oder? Du würdest ja auch nicht zu Fuß in deine Türkei gehen, wenn du auch mit dem Flugzeug hinkommst.«
    »Der Fahrstuhl kann aber mal kaputt sein«, erwiderte Kerim. »Dann bleibt nur die Treppe. Pech für den, der dann nicht in Übung ist.«
    Emma hob ihre Schultern, so wie Celina es auch immer macht, wenn sie keine andere Antwort weiß.
    Ich fand das Spiel aber gut und gab mir richtig Mühe, mich zu steigern. Nachdem ich einmal gegen den Fahrstuhl in die vierte Etage gewonnen

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