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Wir vom Brunnenplatz

Wir vom Brunnenplatz

Titel: Wir vom Brunnenplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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der Ball schepperte gegen das Metallgitter.
    »Tooor!«, brüllten Celina und ich gleichzeitig. Violetta pfiff zum 1:0. Benni riss aus Versehen die Arme hoch und wurde von Hung ausgeschimpft, weil es für ihre Mannschaft doch 0:1 stand. Kerim ließ den Ball gleich noch einmal gegen das Gittertor knallen, danach schoss er ihn gegen die Decke der Toreinfahrt, gegen die Wände und wieder gegen die Decke, weil er sich so ärgerte, dass er ein Tor durchgelassen hatte.
    »Das wäre mir bestimmt auch passiert«, sagte ich zu ihm. »Wenn du willst, können wir jetzt tauschen.«
    Kerim nickte, schoss den Ball aber erst mal noch zur offenen Seite der Toreinfahrt hinaus. Anscheinend hatte er sich immer noch nicht genug abreagiert. Eigentlich fand ich, dass er ihn selber zurückholen musste, aber weil Kerim sich schon umgedreht hatte, ging ich.
    Dabei passierte es. Ich war gerade unter der Toreinfahrt hindurchgegangen, als plötzlich ein Schwall kaltes Wasser auf mich platschte. Über meinen Kopf, meine Schultern und meinen ganzen Körper. Ich war nass bis auf die Haut. An einem richtig heißen Tag wäre mir das lieber gewesen.
    »Olli!«, schrien die anderen fast alle gleichzeitig und kamen angestürmt. Der Fußball war unter einem niedrigen Zierstrauch liegen geblieben. Ich wischte mir mit dem Arm das Wasser aus dem Gesicht und schaute nach oben, um zu sehen, woher es kam.
    Vor Schreck hörte ich auf zu atmen. Im ersten Stock hing das Gesicht des Hausmeisters aus einem Fenster. Er sah noch zorniger aus als vorher im Treppenhaus und schimpfte, es hätten sich Nachbarn über unseren Lärm beschwert.
    »Gleich komme ich runter«, brüllte er. »Dann könnt ihr was erleben!«
    Zum Glück wussten wir, dass er nicht schnell laufen konnte. Aber wenn er Verstärkung mitbrachte oder einfach jemand anders schickte?
    »Abhauen!«, zischte Kerim und drehte sich um; Violetta, Benni, Hung, Celina und ich folgten ihm. Aber auf der anderen Seite war ja das abgeschlossene Gittertor.
    »Rüberklettern?«, fragte Hung leise.
    »Rüberklettern«, gab Kerim zurück und war schon halb oben. Violetta half Benni hoch und passte auf, dass er nicht abrutschte und fiel, er kletterte aber geschickt. Nur als er ganz oben war und auf die andere Seite musste, wimmerte er vor Angst.
    »Schieb die Beine rüber und hangel dich einfach abwärts«, sagte Kerim, der schon auf der anderen Seite war und wieder festen Boden unter den Füßen hatte. »Ich fang dich auf.« Bei Violetta sah es richtig elegant aus, als sie ihre Beine über das Tor schwang. Bestimmt geht sie in einen Turnverein oder zum Ballett. Celina keuchte beim Klettern. Auch mir erschien das Tor von oben mächtig hoch, aber ich biss die Zähne zusammen und schaffte es schließlich ohne Probleme, obwohl ich völlig durchnässt war und vor Kälte zitterte. Hung kam nach mir rüber. Als wir alle unten angekommen waren, rannten wir los und machten erst am Brunnenplatz halt. Mir schlugen die Zähne aufeinander.
    »Dieser Mistkäfer!«, fluchte ich. »Wie soll ich jetzt nach oben kommen, um mir trockene Sachen anzuziehen? Der lauert doch bestimmt im Treppenhaus, ob wir kommen!«
    Hungs Gesicht leuchtete auf. Er griff unter den Kragen seines Hemdes und hielt triumphierend seinen Hausschlüssel in die Höhe.
    »Durch den Kellereingang!«, rief er. »Der Fahrstuhl hält ja auch dort. Wir steigen im Keller ein, dann sieht der Hausmeister nicht, dass wir es sind. Natürlich müssen wir so still sein wie schlafende Regenwürmer. Und dann fahren wir einfach ganz gemütlich an ihm vorbei!«
    Wir schafften es tatsächlich, keinen Laut von uns zu geben. Erst als wir ganz oben waren, sagte Celina: »In diesem Haus ist aber auch alles verboten.«
    Mir war das eigentlich egal. Unsere Flucht war doch spannend gewesen. Am meisten freute ich mich aber, als Kerim mir im zehnten Stockwerk wieder die erhobene
    Hand zum Einschlagen hinhielt. Er war also nicht mehr sauer, weil ich ihm ein Tor reingehauen hatte.
    Hinter unserer Wohnungstür duftete es nach Mamas selbst gebackenem Pflaumenkuchen. Dieses Mal konnte ich ihn einladen mitzuessen.

Benni als Vogelmama

    Sobald ich trockene Sachen anhatte, stürzten wir uns auf den Kuchen. Emma durfte auch noch Rima dazu einladen. Eine Weile überlegten wir danach noch, ob wir den Hausmeister anzeigen sollten, falls ich mich erkältet hatte, denn ich musste ein paarmal kräftig niesen. Irgendwann jedoch hatte ich mich ausgeniest und wollte wieder raus.
    »Dann wird es mit der Anzeige

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