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Wir vom Brunnenplatz

Wir vom Brunnenplatz

Titel: Wir vom Brunnenplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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nicht von ihm sein konnte. Dann hätte der ja nach Tabak gestunken und nicht nach leckerem Essen.
    »Rauchen verboten ist hier wohl nicht«, murmelte ich.
    »Doch«, zischte Kerim. »Aber das kümmert ihn nicht. Mein Vater sagt, er ist süchtig nach Zigaretten. Er qualmt so viel, dass sein linkes Bein schon ganz taub von dem ganzen Gift ist. Deshalb humpelt er auch.« Im selben Moment hörten wir aus seiner Wohnung plötzlich Babygeschrei.
    »Gül ist wach«, verkündete er und schob uns auf die Wohnungstür zu. »Dann können die Mädchen jetzt babysitten. Was wollen wir machen, Olli?«
    Ich schlug ihm vor, zu mir zu kommen und mit meinem
    Tischfußballspiel zu spielen. Die Spieler sind auf einem Feld an einer Feder befestigt, und man muss sie so zurückziehen und hervorschnellen lassen, dass sie den Ball ins gegnerische Tor bringen. Ich hatte das Spiel oft mit meinen alten Freunden gespielt und war froh, dass ich nun etwas hatte, das ich etwas besser konnte als Kerim. Er stellte sich aber auch geschickt an.
    »Jetzt hätte ich Lust, richtig Fußball zu spielen«, meinte Kerim, nachdem ich dreimal gewonnen hatte und er zweimal. Auf eine Revanche hatte er offenbar keine Lust.
    »Ich bin dabei«, sagte ich.
    »Schade, dass auf dem Bolzplatz neben der Schule immer Jugendliche sind«, meinte Kerim. »Aber wenn du einen Ball hast, können wir trotzdem runtergehen. Irgendwo können wir bestimmt ein bisschen kicken.«
    Ich holte den Ball unter meinem Bett hervor, dann verabschiedeten wir uns von meiner Mutter und gingen. Durch die Fenster im Treppenhaus sah ich, dass der Regen auf gehört hatte.
    »Dann können wir doch wieder bei den anderen klingeln«, schlug ich vor. »Hung ist bestimmt ein guter Spieler, Benni ist zumindest schnell und Celina können wir ins Tor stellen.«
    »Und Violetta?«
    Ich überlegte.
    »Die kann Schiedsrichter sein«, beschloss ich. »Vio ist bestimmt sehr gerecht.«
    Wir klingelten auch bei Kerim, um Emma und Rima zu fragen, aber die sagten, sie wollten lieber noch bei Gül bleiben. Rima hatte gerade Milchbrei angerührt und jetzt wollten sie sie füttern. Die anderen kamen aber alle raus.
    »Dass ich ins Tor gehe, könnt ihr vergessen«, sagte Celina. »Kerim schießt so hart, dass ich davon schon mal fast eine Gehirnerschütterung bekommen hätte. Meine Mutter sagt, am besten soll ich gar nicht mehr mit euch Fußball spielen.«
    »Ich kann auch ins Tor gehen«, bot ich an, um zu zeigen, dass ich vor Kerims harten Schüssen keine Angst hatte. »Dann ist Benni Mittelfeldspieler, Hung ist Stürmer und du kannst Verteidiger sein.«
    »Wir wechseln uns ab«, sagte Kerim. »So hat wenigstens jeder mal die Chance, zu treffen.« Er ließ den Ball auf den Boden tippen, den wir uns beim Gehen schon die ganze Zeit gegenseitig zugeworfen hatten. So ersparten wir uns das Aufwärmen. Inzwischen waren wir in der Toreinfahrt angekommen; hier fuhren die Mieter immer durch, die an der offenen Seite des Brunnenplatzes eine Garage hatten. Das geschah aber nur selten, denn die meisten Leute parkten auf der Straße, so wie mein Vater zum Beispiel. Eine Garage war ihm zu teuer. Deshalb war das vergitterte Tor meistens abgeschlossen. So wie jetzt zum Beispiel.
    »Hier!«, rief Kerim auf einmal. »Hier ist es cool. Das Spielfeld hat genau die richtige Größe und das Gittertor kann unser Netz sein.« Er warf mir den Ball zu und stellte sich ins Tor.
    »Ich habe eine Trillerpfeife dabei«, verkündete Hung und wühlte in seiner Hosentasche. Als er sie gefunden hatte, reichte er sie Violetta, die sie auch gleich ausprobierte und einen Platz am mittleren Spielfeldrand einnahm. Wir anderen verteilten uns in der Einfahrt, und kurz darauf war das Spiel im Gange. Hung und Benni spielten in einer Mannschaft, Celina und ich in der anderen. Ich hatte ihr gar nicht viel zugetraut, aber an ihr kam so schnell kein Ball vorbei. Besonders viel gelaufen ist sie nicht, aber wenn Hung an ihr vorbeischießen wollte, brauchte sie meistens nur ein Bein auszustrecken und schon prallte der Ball daran ab. Nur Benni schaffte es schließlich, sie auszudribbeln, und stand plötzlich allein vor dem Tor.
    »Hier!«, schrie Hung, der gesehen hatte, dass ich herbeigeeilt war, um Benni zu decken. »Gib ab, Benni, gib ab!«
    Benni wollte tatsächlich abgeben, aber sein Fuß rutschte ab und er traf den Ball nicht richtig. Das runde Leder kullerte mir genau vor die Füße, ich brauchte nur noch draufzuhalten. Kerim sprang in die falsche Ecke und -

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