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Wir waren unsterblich (German Edition)

Wir waren unsterblich (German Edition)

Titel: Wir waren unsterblich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber
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Bodenvase und griff in die runde Öffnung. Dabei ließ er uns nicht aus den Augen. Es hatte etwas von einer kindischen Zaubervorstellung. „In Ordnung“, murmelte er. „Ihr zwingt mich dazu.“
    Markus und ich beobachteten mit versteinerten Mienen, wie Leo einen Revolver aus der Vase fischte. Die Waffe hatte einen kurzen, stupsnasigen Lauf und war so mattschwarz und glanzlos, dass sie das Licht um sich herum aufzusaugen schien. Leo betrachtete erst den Revolver und dann uns.
    „Du willst uns damit drohen?“, fragte ich und hob ganz lang-sam die Arme.
    „Er ist verrückt“, hauchte Markus.
    In Gedanken wurde ich bereits von einer Kugel durchbohrt. Ich glaubte zu spüren, wie Metall mein Fleisch sprengte.
    Leo drückte den Lauf gegen seine rechte Schläfe. Der Schweiß lief jetzt in breiten, nassen Bahnen über sein Gesicht.
    „Nicht!“, rief ich.
    „Dann redet endlich mit mir!“
    „Nimm erst die Waffe weg!“
    „Nein! Wollt ihr noch einen Freund verlieren?“
    „Erzähl schon! Mach du es, Ritsch!“ Markus presste die Worte aus seiner Kehle und starrte auf den Revolver. „Ich kann nicht.“
    „Na los, Ritsch!“, drängte Leo. „Du verdienst doch mit Ge-schichten dein Geld.“
    „Es war meine Idee.“ Meine Stimme klang ganz fremd. „Ich hatte Angst. Angst, was passiert, wenn die Sache mit Grundmann doch rauskommt. Ich wollte nicht, dass Charlie unser Leben ruiniert. Wir hatten einfach noch so viel vor.“
    Leo nahm den Lauf von seiner Schläfe, hielt die Waffe aber noch schussbereit.
    Ich ließ mir von Markus die Flasche geben. Der Cognac rann durch meine Kehle und füllte meinen Magen mit Wärme. Ich nahm einen zweiten Schluck und danach fiel mir das Reden ein wenig leichter: „Außerdem waren wir doch an Grundmanns Tod noch nicht einmal richtig schuld. Also beschloss ich, Charlie einen Denkzettel zu verpassen. Ich wusste, dass er jeden Abend noch ein paar Runden auf seinem Moped drehte. Mein Plan war es, sich vorher an seine Karre heranzuschleichen und ein paar Spritzer Öl auf die Bremstrommeln zu geben. Allein erschien mir die Sache zu riskant. Ich brauchte jemanden, der Schmiere steht. Also weihte ich Markus ein.“
    „Das Öl verteilt sich schon nach kurzer Fahrt in den Trommeln, die Bremswirkung ist dann gleich null“, erklärte Markus.
    Leos rechter Arm hing jetzt schlaff an seiner Seite. Der Lauf zeigte zu Boden.
    „Dass er dabei draufgehen konnte, war uns gar nicht richtig klar“, fuhr ich fort. „Aber als es dann passierte, baute Markus völligen Murks.“
    „Ich wollte damit nichts zu tun haben. Ein Denkzettel war okay, aber den Typen umzubringen ... “ Markus seufzte und öffnete nervös eine zweite Flasche. „Deshalb tat ich so, als hätte der Lichtlose Charlie erledigt.“ Er sah Leo verzweifelt an. „Mann! Wir waren Kinder! Ich hatte doch keine Ahnung, dass du den Lichtlosen erfunden hast.“
    „Und das Foto?“, fragte Leo.
    „Ich wollte, dass ihr alle an den Lichtlosen glaubt. Das Foto machte ich per Selbstauslöser.“
    „Das sollst du auf dem Bild gewesen sein?“
    „Ja“, sagte ich. „Es war tatsächlich Markus. Er setzte sich eine dieser Gruselmasken aus Gummi auf und befestigte eine Glasscheibe vor dem Objektiv. Vorher beschmierte er sie mit Alleskleber. Dadurch wurde die Aufnahme unscharf und ver-zerrt.“
    „Den Trick kannte ich von meinem Bruder“, sagte Markus.
    „Leider erzählte mir Markus erst ein halbes Jahr danach von seiner tollen Idee. Sonst hätte ich es ihm ausreden können.“
    „Wahnsinn!“, entfuhr es Leo.
    „Ich wollte alles verdrängen, es dem Lichtlosen aufhalsen“, verteidigte sich Markus. „Es gelang mir sogar eine Zeit lang so gut, dass ich selbst an die Existenz des Lichtlosen glaubte.“
    „Fantasie!“, rief ich. „Wir hatten so viel davon. Erinnerst du dich, Leo? Wir lagen manchmal im Gras und starrten so lange in den Sternenhimmel, bis wir alle sicher waren, dort oben jede Menge UFOs zu sehen.“
    „Es ist gut, dass wir nun alles wissen.“ Leo legte die Waffe beiläufig auf den Kaminsims. „Allerdings hatte Astrid in einer Sache Unrecht.“
    „Astrid?“, fragte ich erstaunt. „Du hast ihr alles erzählt?“
    „Sicher. He, sie ist meine Frau! Sie spürt genau, wie sehr ich leide. Die ständigen Kopfschmerzen, Nächte ohne Schlaf ... und nach Hilkos Tod wurde es noch schlimmer.“ Er schüttelte mit einer Mischung aus Mitleid und Missbilligung den Kopf. „Könnt ihr denn niemandem vertrauen?“
    Wir wussten keine

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