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Wir zwei allein

Wir zwei allein

Titel: Wir zwei allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Nawrat
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plätschert. Auf das Schwert gestützt, verharre ich, mache einen Atemzug, den nächsten. Um mich ist es still geworden. Der Lärm der Schlacht hat sich hinter die Hügel verzogen.
    Es ist so schön.
    Ich schrecke auf, bin wieder im Zimmer zwischen all den Schatten.
    Ich bin so gern bei dir, flüstert Theres.
    Plötzlich ein merkwürdiges Gefühl. Da liegt jemand auf mir. Wer soll das sein? Was weiß ich von diesem Körper? Außer dass er auf mir liegt und mir die Luft wegnimmt. Und ich kann nichts dagegen tun. Sie legt ihren Arm auf meine Brust.
    Lass uns weiterschlafen, Theres, es ist noch mitten in der Nacht. Ich küsse sie auf den Kopf. Streichle mit der freien Hand über ihre Schulter. Da atmet sie schon wieder regelmäßig. Die Spannung entweicht aus meinem Körper. Ich kriege wieder Luft. Die Schatten an den Wänden kriechen auf mich zu. Das Fenster schrumpft. Jemand ruft: Hierher, ich habe ihn gefunden! Und der Geruch von Schwefel überall, und ein leises Plätschern. Und unter mir bebt die Erde unter Hufgetrappel, und jemand rüttelt an mir. Ich werde in die Länge gezogen. An den Beinen, an den Armen. Mein Körper dehnt sich. Er ist bald zehn Meter lang. Bis er unendlich lang ist und irgendwo im Kosmos als unendlich dünner Faden reißt.

    10    Die Sonne scheint direkt in mein Gesicht hinein, als ich wieder die Augen öffne. Wie aus einem Tümpel muss ich mich aus dieser Nacht herauskämpfen.
    Theres sitzt am Fußende des Bettes und beobachtet mich. Guten Morgen, sagt sie. Ich habe dir Kaffee gemacht. Sie deutet auf das Nachtschränkchen und lächelt. Ist das Einzige, was du hast. Außer ein paar Zwiebeln mit Blumen dran.
    Ich schiebe die Decke weg. Ich greife nach dem Wecker, er fällt scheppernd zu Boden.
    Es ist elf, sagt sie.
    Sie hat nasse Haare. Sie trägt ein viel zu großes Hemd. Mein gelbes kariertes Hemd. Ihre Hände liegen auf den Knien, sie drückt die Knie zusammen und wieder auseinander und wieder zusammen.
    Willst du noch duschen?, fragt sie. Oder du duschst später, und wir gehen zuerst frühstücken. Oder du wäschst dir nur die Haare.
    Ich nehme einen Schluck Kaffee. Mir verzieht sich alles im Mund.
    Ich habe geträumt, wir wären zusammen in meiner Grundschule, sagt Theres. Das grüne Schulhaus. Es heißt so, weil alle Fensterläden grün sind. Wir waren in meinem alten Klassenzimmer. Wir saßen in diesen viel zu engen Bänken. Ich auf der einen Seite des Raums, am Fenster, du auf der anderen Seite. Ich habe die ganze Zeit zu dir rübergeschaut. Aber du hast nur auf die Tafel gestarrt und hast etwas in dein Heft geschrieben. Da stand gar nichts auf der Tafel. Warum schaut er nicht her?, habe ich gedacht. Ich habe angefangen zu singen. Ein Vogel wollte Hochzeit feiern. Aber du hast einfach weitergeschrieben.
    Ein komischer Traum, sage ich.
    Ich nehme noch einen Schluck, wieder dieses Zusammenziehen im Mund. Ich nehme noch einen. Starre auf die Schlieren in der pechschwarzen Brühe, auf die Farben des Regenbogens.
    Irgendwann holt mich meine Mutter ab, sagt Theres. Ich winke dir zum Abschied. Sie zieht mich an der Hand aus dem Raum, ich stemme mich gegen den Türrahmen. Du reckst den Kopf zur Seite, weil ich dir die Tafel verdecke. Meine Güte, diese Tür. Ich wollte da nicht durch. Irgendwie ging es da zu einem Zahnarzt rein, ich habe schon das Jaulen des Bohrers gehört. Und meine Mutter zerrt an mir, und du schreibst weiter diese Tafel ab. Später habe ich noch etwas anderes geträumt. Du hast mich geküsst. Ich weiß nicht mehr, wo wir waren.
    Am besten, ich dusche, sage ich.
    Ich setze die Füße auf die Dielen und richte mich auf. Ich drücke mich hoch. Theres springt vom Bett auf und steht neben mir. Sie umarmt mich.
    Also ich gehe dann mal duschen, sage ich.
    Bis gleich, sagt sie und lässt los, und ich bin schon in der Tür und im Bad.
    Ich schließe ab. Setze mich auf den Wannenrand.

    11    Es ist nicht verwunderlich, glücklich zu sein. Es ist nicht selten. Im Nachhinein glänzt alles in einem guten Licht, schäumt, summt. Das Gras wächst ja auch. Und der Himmel ist auch immer da. Auch jenseits der Kuppel aus Dunst. Dieses Gefühl, die Sicherheit, das Vertrauen in die Anwesenheit einer Topographie des Glücks. Das muss man dem Kind einimpfen als Garantie für zukünftige Ausgewogenheit. Theres. Was deine Haut ausatmet, atmet meine Haut ein. Wir sind ein eigenes Ökosystem. Mit einem geschlossenen Kreislauf aus Gerüchen, Berührungen, Flüstereien. Das sind wir. Das

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