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Wir zwei sind Du und Ich

Wir zwei sind Du und Ich

Titel: Wir zwei sind Du und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Raufelder
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singen“, erwidert Ri.
    „Aber nicht bei jedem klingt es so gut.“ Belinda stupst Ri von der Seite an.
    „Wollt ihr mich eigentlich auf den Arm nehmen?“
    „Quatsch! Das war echt genial!“
    Ri blickt zu Ben und Belinda, die ihr beide aufmunternd zunicken.
    „Ihr spinnt! Lasst uns lieber weiterrechnen“, wehrt sie ab, aber die beiden machen nicht einmal den Versuch, sich wieder der Matheaufgabe zuzuwenden.
    „So leicht kommst du uns nicht davon!“, sagt Ben. „Wenn du schon nicht für uns singst, dann denke an Lola und singe für sie! Du weißt, wie sehr sie Musik gemocht hat.“
    „Das ist gemein! Du weißt genau, dass ich Lola nichts abschlagen könnte!“
    „Na also!“, ruft Belinda. „Dann sing!“
    Ri steht unsicher auf und blickt auf ihr Publikum, das aus einem Berg Bücher, voll gekritzelten Zetteln, leeren Tassen und zwei gespannten Augenpaaren besteht.
    Ri denkt an Lola, an Ben, an ihre Kindheit und singt.
    „Like a bird on a wire,
    like a drunken midnight choir...“

Das Neue Jahr
    „Mensch Ri, das ist der Hammer!“ Belinda kann kaum sprechen, weil sie vor Aufregung das Luftholen vergisst.
    „Morgen bringe ich meine Gitarre mit, dann proben wir gemeinsam, okay?“
    Ri ist verwirrt. Immerzu sehen sie Ben und Belinda so begeistert an, als wäre sie eine seltsame tropische Pflanze.
    „Prinzessin, ich hatte keine Ahnung, dass du so schöne Töne zaubern kannst.“
    „Aber ich habe doch nur gesungen.“
    „Und wie!“
    Die drei verbringen die ganzen Weihnachtsferien zusammen. Sie lernen und am Ende jeden Tages, wenn ihnen die Köpfe rauchen, packt Belinda ihre Gitarre aus und Ri singt. Von Tag zu Tag klingt es besser und Ben bewundert seine Kleine.
    An Silvester stehen sie dann dicht gedrängt in einer riesigen Menschenmenge am Brandenburger Tor. In ihren Augen spiegeln sich die bunten Raketen und Lichter. Kracher schießen pfeifend durch die Luft. Getragen von der gesammelten Freude der Berliner über das neue Jahr, liegen sich die drei glücklich in den Armen. Fremde rufen ihnen „Prost Neujahr“ zu oder wünschen ihnen alles Gute und viel Glück, dabei hätten sie mehr Glück und Freude als in diesem Moment gar nicht empfinden können.
    Das Handy hatte Ri die ganzen Ferien über ausgeschaltet, damit ihre Eltern sie nicht erreichen konnten. Das war gar nicht so einfach. Manchmal überkam sie ein schlechtes Gewissen, dann wollte sie anrufen. Aber sie wusste gar nicht, was sie sagen sollte oder wie sie anfangen sollte. Ri war unfähig, ihre Gedanken und Gefühle zu sortieren. In ihr drin fühlte sich alles wie ein Knäuel von Knoten an, das sie einfach nicht entwirren konnte.
    Und dann waren da noch Ben und Belinda, die sie die Knoten vergessen ließen. Einen Morgen mit Ben zu beginnen, war wie eine Reise in ihre Kindheit. Nur noch besser, weil es ganz echt war. Es passierte hier und jetzt. Lange schlafen. Mit Ben gemütlich frühstücken und seinen Geschichten aus Istanbul lauschen. Er zeigte ihr Fotos und sie machten Pläne, irgendwann zusammen nach Istanbul zu reisen. Plötzlich war es wieder ganz normal, mit Ben Träume zu spinnen und über die Zukunft nachzudenken. Als läge ihnen die ganze Welt zu Füßen.
    An den Nachmittagen lernen sie nun immer zusammen mit Belinda. Ri freut sich dabei die ganze Zeit auf den Abend, wenn Belinda endlich ihre Gitarre rausholt, Akkorde spielt und Ri dazu singen kann. Sie fühlt sich seltsam leicht, wenn die Töne aus ihr herausströmen. So, wie wenn man vom Fünfmeterturm im Freibad springt. Der Mut, sich zum Sprung zu überwinden, das Kribbeln im Bauch, wenn man fällt und das Eintauchen ins Wasser, wenn plötzlich alles vergessen ist. Aber alles Unangenehme auszublenden, funktioniert nur eine kurze Weile. Dann schlägt die Realität mit doppelter Wucht zurück.
    So kommt es Ri jedenfalls vor, als das rote, mit unguten Gefühlen verbundene Sandsteingebäude am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien vor ihr liegt. Das vertraute Gefühl in ihrer Magengegend macht sich wieder breit. Ri trägt an ihrer Schultasche so schwer wie an einem Hinkelstein. Sie weiß gar nicht, ob sie noch in die Schule gehen darf oder ob sie inziwschen suspendiert wurde. Also geht sie erst mal mit Belinda ins Lehrerzimmer und fragt nach Herrn Straub, ihrem Klassenlehrer.
    „Ah, Ricarda“, sagt dieser, während er auf einem Brötchen kaut. „Bist du wieder gesund?“
    Ri schaut Belinda fragend an.
    „Ja, sehen sie ja“, fällt Belinda ein und nickt fröhlich. „Eine

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