Wir zwei sind Du und Ich
Geschäfte. Wohltuende und behutsame Stille. Alles ungewohnt friedlich.
Ri, Ben und Belinda stehen in der kleinen WG-Küche, backen Lebkuchen und bereiten die Leckereien für das Abendessen vor. Die Hitze des Ofens und der süße Lebkuchenduft schwängern die Luft. Die drei rollen und kneten den schweren Teig, stechen Herzen, Monde und Sterne aus und knabbern hier und da ein kleines Eckchen von allem an. Sie schwitzen über ihren Vorbereitungen, bis sie sich am Abend erschöpft und stolz über ihr vollbrachtes Werk auf das rote Bett fallen lassen, vor dem sie eine ganze Tafel bunter Leckereien aufgetürmt haben. Sie essen und trinken Sekt, bis er ihnen zu Kopf steigt. Dann schließt Belinda ihre Wii, die sie mitgebracht hat, an Bens Fernseher an. Ausgelassen spielen sie interaktiv Tennis und Kegeln um die Wette, dass es ihnen ganz heiß wird.
„Das ist der Hammer“, schreit Ben und schmeißt elegant alle Neune um.
Belinda und Ri klatschen und hüpfen, dass der Fußboden wackelt.
„Gibt es noch Sekt für den Sieger?“, schreit Ben, der erschöpft am Boden liegt.
„Aber sicher!“, ruft Belinda und kommt mit einer großen Flasche Sekt zurück, die sie langsam über Ben ausgießt.
„Spinnst du“, quietscht Ben und springt auf. Belinda und Ri kringeln sich vor lachen.
„Los! Lasst uns rausgehen!“, schlägt Ri vor.
„Jetzt?“
„Wann denn sonst, Dummie!“ Belinda zieht Ben zur Haustür.
„Ich bin total nass von deiner Sektdusche!“
„Das macht doch nichts!“, gibt Ri zurück und stülpt Ben seine Mütze über, während Belinda ihn in seinen Mantel zwängt.
„Ihr seid völlig verrückt!“
Mit einer Flasche Sekt in der Hand wanken die drei durch das nächtliche Berlin.
„Ich bringe euch an den schönsten Platz der Welt“, verspricht Belinda. Ben und Ri folgen ihr blind.
„Ist es noch weit?“, ächzt Ri, bei der jeder Schritt einen leichten Schwindel auslöst.
„Ich wusste gar nicht, dass es einen richtigen Berg in Kreuzberg gibt“, stöhnt Ben hinter Belinda, die sich nicht von ihrem Weg abbringen lässt.
„Ist nicht mehr weit!“
Nachdem die drei Freunde sich bergaufwärts durch den Park am Wasserfall vorbei geschleppt haben, stehen sie am Schinkel-Denkmal und vor ihnen liegen die Lichter der Stadt, eingerahmt vom weihnachtlichen Nachthimmel.
„Na, hab ich zu viel versprochen?“
„Wow!“ Ben und Ri staunen.
Belinda nimmt einen tiefen Schluck aus der Sektflasche.
„Berlin ist so schön!“, sagt Ben.
Die Mädchen nicken.
„Darauf trinken wir!“
„Auf was?“
„Auf Berlin.“
„Auf uns!“
„Auf das Leben!“
Jeder trinkt einen Schluck, reicht die Flasche weiter und küsst die anderen beiden.
„Wisst ihr was?“, fragt Ben.
„Was?“, fragen die Mädchen zurück.
„Ich bin gerade sehr glücklich.“
Like a bird on a wire
Während Ben am nächsten Morgen voller Tatendrang ist, starren Ri und Belinda verloren ins Leere, während sie über ihren Teetassen hängen und den heißen Dampf wegpusten.
„So, jetzt stellen wir erst einmal einen Lernplan auf“, sagt Ben.
Leises Stöhnen.
„Dazu müsst ihr mir aber sagen, was genau ihr nicht kapiert.“
„Alles!“, seufzen Belinda und Ri wie aus einem Mund.
„Wie alles?“
„Na alles eben“, sagt Belinda leicht genervt, weil Ben sie so verdattert anschaut.
„Das gibt es doch gar nicht!“ Ungläubig schaut er zu Ri.
„Vor dir sitzt der lebende Beweis, sogar in doppelter Ausführung.“
Jetzt ist es Ben, der stöhnt.
„Na das kann ja heiter werden!“
„Wir haben nie etwas anderes behauptet“.
Also erstellt Ben einen langen langen Plan, den sie mühsam Punkt für Punkt durchgehen. Stunde für Stunde. Tag für Tag. Bis ihnen ganz schwindelig wird.
Sie sitzen am Küchentisch, über Bücher gebeugt und trinken einen Tee nach dem anderen. Wenn sie Hunger bekommen, gehen sie um die Ecke, essen Falafel und Haloumi oder lassen sich eine Pizza kommen.
Als die drei einmal über einer schwierigen Matheaufgabe brüten, singt Ri leise vor sich hin. Das macht sie immer, wenn sie nachdenkt oder lernt. Aber wem sollte es zu Hause schon auffallen? Sie war ja immer allein.
Erstaunt sehen Belinda und Ben jetzt von ihren Blättern auf.
„Hey Ri, was singst du da?“
Erschrocken fährt Ri hoch.
„Ups, habe ich etwa gesungen?“
„Jep!“, bestätigt Belinda. „Und es hat sich verdammt gut angehört!“
„Ich wusste gar nicht, dass du singen kannst, Prinzessin“, sagt Ben erstaunt.
„Jeder kann
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