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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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früher …«
    Gavallan lächelte. Die zusätzlichen Kosten und daß die Geschäftspartner jedes Jahr ein bißchen gieriger wurden, konnte man vergessen. Es blieb immer noch genug, um den Iran als Aushängeschild von S-G zu behalten – vorausgesetzt, daß rasch wieder normale Zustände eintraten. Ians Wagnis, dachte Gavallan, hat sich für Noble House tausendfach bezahlt gemacht. Linbar hat recht, ich wäre gern Tai-Pan, und wenn ich diese Position nicht bekomme, dann kriegt sie Scot. Inzwischen geht's vorwärts und aufwärts. Mit den X63 überflügeln wir Imperial und Guerney, wir werden zu einer der größten Helikopter-Leasing-Gesellschaften der Welt. »In ein paar Jahren sind wir die Größten, Liz«, stellte er zutiefst überzeugt fest. »Die X63 ist ein Knüller. Mac wird aus dem Häuschen sein, wenn ich es ihm erzähle.«
    »Ja.« Sie legte den Hörer auf. »Es tut mir leid, die Leitungen sind immer noch besetzt. Sie werden uns sofort verständigen, wenn eine frei wird. Haben Sie dem Tai-Pan auch die übrigen guten Nachrichten erzählt?«
    »Es war nicht gerade der richtige Augenblick dafür.« Sie lachten. »Ich hebe es mir für die Vorstandssitzung auf.«
    Eine alte Schiffsuhr auf dem Büroschrank begann sechs Uhr zu schlagen. Gavallan schaltete das Radio ein, und auch Big Ben kündete die volle Stunde …
    Teheran   – McIvers Wohnung. Der letzte Glockenschlag verklang. Der Empfang war mehr als schlecht, er bestand fast nur aus atmosphärischen Störungen. »Hier spricht der BBC World Service. Es ist 18 Uhr Greenwich Normalzeit …« 18 Uhr westeuropäischer Zeit entsprach 21 Uhr 30 Lokalzeit im Iran.
    Die beiden Männer blickten automatisch auf ihre Armbanduhren, die Frau nippte an ihrem Wodka-Martini. Die drei saßen nahe an dem großen batteriebetriebenen Kurzwellenapparat. Die Nacht draußen war finster. In der Ferne ertönte Gewehrfeuer. In der Wohnung war es kalt, die Zentralheizung funktionierte seit Wochen nicht mehr. Die einzige Wärmequelle war jetzt ein kleiner Elektroofen, der wie die schwache Beleuchtung nur die halbe Leistung erbrachte.
    »… um 18 Uhr 30 folgt ein Sonderbericht unseres Korrespondenten im Iran.«
    »Gut«, murmelte die Frau, und alle nickten. Sie war 51, sah aber jünger aus, war attraktiv, hatte blaue Augen und blonde Haare, war schlank und trug eine Brille mit dunkler Fassung. Genevere McIver, kurz Genny genannt.
    »… zuerst eine Zusammenfassung der Nachrichten aus aller Welt. In England haben im Werk Birmingham von British Leyland, dem größten Automobilerzeuger des Landes, wieder 19.000 Arbeiter gestreikt, um höhere Löhne zu erzwingen. Die Unterhändler der Beamtengewerkschaft haben eine Gehaltserhöhung von 16 Prozent erreicht, obwohl die Labourregierung unter Premierminister Callaghan nur acht Komma acht Prozent zugestehen wollte. Am Montag wird Königin Elisabeth nach Kuwait fliegen, der ersten Station auf einer dreiwöchigen Reise in die Golfstaaten. In Washington hat Präs…« Die Stimme erstarb. Der größere der beiden Männer fluchte. »Hab Geduld, Charlie«, sagte die Frau sanft. »Der Ton kommt wieder.«
    »Du hast recht, Genny«, antwortete Charlie Pettikin. Wieder hörten sie in der Ferne eine Feuersalve aus einem Maschinengewehr.
    »Ein bißchen riskant, die Königin gerade jetzt nach Kuwait fliegen zu lassen, was?« meinte Genny. »Zu einem solchen Zeitpunkt ist das ganz schön blöd, oder?«
    »Verdammt blöd. Diese verdammte Regierung setzt in allem ihren Kopf durch«, bemerkte Duncan McIver, ihr Mann, verdrossen. »Sogar in Aberdeen.«
    Sie lachte. »Das ist Gott sei Dank weit weg, Duncan.«
    »Nicht weit genug für mich, Gen!« McIver war 58 Jahre alt, hatte die kräftige Statur eines Boxers und graue Haare. »Callaghan ist ein verdammter Idiot und …« Er verstummte, weil er das leise Dröhnen eines schweren Fahrzeugs hörte, das durch die Straße fuhr. Die Wohnung befand sich im vierten, obersten Stockwerk der modernen Wohnhausanlage in einem nördlichen Vorort von Teheran. Ein weiteres Fahrzeug rollte vorbei.
    »Klingt wie Panzer«, stellte sie fest.
    »Es sind Panzer, Genny«, bestätigte Charlie Pettikin. Er war 57, ehemaliger RAF-Flieger, stammte aus Südafrika, hatte dunkle, graumelierte Haare, war Chefpilot für den Iran und Leiter des S-G-Helikopter-Schulungsprogramms für die iranische Armee und Luftwaffe.
    »Vielleicht steht uns wieder ein schlimmer Tag bevor«, meinte sie.
    Seit Wochen war jeder Tag schlimm gewesen. Zuerst,

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