Wirbelsturm
Kindern … auf Grund der Personalausweise im Wrack der Maschine identifiziert worden seien. Wir wurden angewiesen, die Herkunft des Hubschraubers, Typ 212, Kennung EP-HBC, zu untersuchen. Vermutlich gehört er Toms Firma, und sie kaperten ihn.«
Scharazad verlor das Bewußtsein.
Als sie wieder zu sich kam, befeuchtete Jari ihr mit einem kalten, angefeuchteten Handtuch die Stirn; andere Bedienstete standen mit sorgenvollen Mienen um sie. Karim, leichenblaß, hielt sich im Hintergrund. Mit leeren Augen starrte sie ihn an. Dann kehrte alles, was er berichtet hatte, in ihr Bewußtsein zurück, dazu das, was Erikki bruchstückhaft erzählt hatte, und auch Toms seltsames Betragen. Und als diese drei Erinnerungsstränge sich vermischten, begann eine neue Welle des Entsetzens über sie hinwegzufluten. »Ist Exzellenz Meschang schon gekommen?« fragte sie mit schwacher Stimme.
»Nein, nein, Prinzeßchen. Komm, ich bringe dich ins Bett. Du wirst …«
»Ich bin … Nein, danke, Jari. Ich … mir geht es gut. Bitte, laßt uns allein!«
»Aber, Prinzeßchen!«
»Laßt uns allein!«
Die Bediensteten gehorchten. Karim war verzweifelt. »Bitte, entschuldige, liebste Scharazad, ich hätte dich mit allen diesen Dingen nicht belasten sollen, aber ich … Ich habe erst heute morgen vom Tod meines Vaters erfahren. Es tut mir schrecklich leid, Scharazad.«
»Karim, bitte hör mir zu!« unterbrach sie ihn. »Was immer du tust, sag Meschang nichts von Valik … und von den anderen. Noch nicht, bitte, noch nicht!«
»Aber warum?«
»Weil … weil …« Ach, was soll ich tun? Ich weiß doch ganz genau, daß Tom die HBC geflogen hat. Ich bin sicher, daß Erikki gesagt hat, Tom sei nach Bandar-e Delam geflogen … die HBC mit Ersatzteilen … Mehr als ein oder zwei Tage brauche er nicht. Liegt Bandar-e Delam nicht in der Richtung Abadan und Grenze? Und ist Onkel Valik nicht spät abends zu Tommy gekommen? Viel zu spät, wenn es nicht dringend gewesen wäre. Und war Tommy nachher nicht völlig verändert? »Die Familie muß zusammenhalten«, hatte er gemurmelt und ins Feuer gestarrt. »O Allah, hilf mir!«
»Was ist los, Scharazad, was ist los?«
Ich wage nicht, es dir zu sagen, obwohl ich dir mein Leben anvertrauen würde. Aber ich muß Tommy schützen … Wenn Meschang das erfährt, es wäre für uns das Ende. Er zeigt ihn an. Er wird keine neue Katastrophe riskieren … oder Verbrechen gegen Allah. Ich kann mich nicht gegen die Familie stellen! Meschang wird mich zwingen, mich scheiden zu lassen. O Allah, was soll ich tun? Ohne Tommy sterbe ich … Ich sterbe, das weiß ich sicher. Ich wage nicht, es dir zu sagen, Karim, ich wage es nicht.
Doch als sie in seinen Augen las, wie groß seine Besorgnis war, öffnete sie den Mund und stieß sprudelnd heraus, was sie nicht zu sagen gewagt hatte. »Aber das ist unmöglich«, stammelte er. »Im Telex stand ausdrücklich, daß es keine überlebenden gegeben hat. Er kann die Maschine gar nicht geflogen haben.«
»Doch, doch, doch. Ich bin ganz sicher. O Karim, was soll ich nur tun? Bitte hilf mir, ich flehe dich an!« Tränen rollten ihr über die Wangen. Er hielt seine Cousine fest und versuchte, sie zu beruhigen. »Bitte, sag Meschang nichts! Bitte hilf mir! Wenn mein Tommy … ich würde sterben.«
»Aber Meschang wird es so oder so erfahren.«
»Bitte hilf mir! Es muß doch eine Möglichkeit …«
Die Tür ging auf, und Meschang kam hereingestürzt, Zarah gleich hinter ihm. »Scharazad, meine Liebe! Jari hat gesagt, du seist in Ohnmacht gefallen. Was ist passiert, geht es dir wieder gut? Ach – Karim. Wie geht es dir?« Das Aussehen und die Blässe seines Vetters ließen ihn verstummen. »Was in aller Welt ist passiert?«
Scharazad sah, wie Karim zögerte. Die Stille wurde schwer erträglich, und dann hörte sie ihn herausplatzen: »Ich bringe schreckliche Nachrichten. Erstens … was meinen Vater betrifft … er wurde erschossen … wegen Verbrechen gegen den Islam.«
»Das ist doch nicht möglich!« stieß Meschang hervor. »Der Held von Dhofar! Du mußt dich irren!«
»Auch bei Exzellenz Jared Bakravan hat es geheißen, es sei nicht möglich. Aber jetzt ist er tot, und auch Vater ist tot. Doch ich habe noch mehr schlechte Nachrichten …«
Scharazad begann zu weinen, und Zarah legte ihren Arm um sie. Da schmolz Karims Herz, und er begrub Valik und seine Familie, sollten andere ihre Geister beschwören!
»Inscha'Allah«, sagte er und verabscheute
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