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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hatte dunkle Schatten unter den Augen; die vier Tage, seitdem ihr Vater zum Evin-Gefängnis gegangen war, hatten ihn alt werden lassen. »Diese Hundesöhne! Aber es sind nicht unsere Leute. Ich habe gehört, daß es die PLO ist, die ihre Instruktionen von diesem Revolutionären Komitee erhält.« Er erschauderte. »Wie es Allah gefällt.«
    »Wie es Allah gefällt, gewiß, aber mein Mann hat mir erzählt, daß ein Mann namens Teymour, ihr Anführer, gesagt hat, wir hätten bis zum Nachmittagsgebet Zeit, unsere Sachen zu holen.«
    »Ja, das weiß ich auch. Dein Mann hat mir eine Nachricht hinterlassen, bevor er heute morgen zum Zagros-Gebirge abgeflogen ist. Ich habe Ali und Hussain und ein paar andere Diener hingeschickt. Sie sollen sich als Angestellte einer Speditionsfirma ausgeben und alles, was sie können, mitnehmen.«
    »O, danke, Meschang, du bist so klug.« Sie war sehr erleichtert. Sie hätte unmöglich selbst hingehen können. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich weiß, es war Allahs Wille, aber ich fühle mich so leer ohne Vater.«
    »Ja, ja, mir geht es auch so. Inscha'Allah!« Er konnte nicht mehr tun. Er hatte die Waschung der Leiche beaufsichtigt, hatte den Vater mit dem feinsten Musselin einhüllen und beerdigen lassen. Jetzt war die erste Phase der Trauer abgeschlossen. Am 40. Tag würden sie abermals zu einer Trauerfeier auf dem Friedhof zusammenkommen, weinen und klagen, die Kleider zerreißen und untröstlich sein. Dann aber mußte jeder so wie jetzt auch die Last des Lebens wieder auf sich nehmen.
    Schweigend saßen sie in dem kleinen Raum über dem Laden, der noch vor so kurzer Zeit die private Domäne Jared Bakravans gewesen war. War es wirklich erst vier Tage her, daß Vater hier mit Ali Kia wegen des neuen Darlehens verhandelt hatte? Und dann war dieser Paknouri hereingeplatzt, und mit ihm hatte das Unheil begonnen. Dieser Hundesohn! Es war alles seine Schuld. Er hatte die hezbollahis hergelockt. Und wenn er nicht so schwächlich gewesen wäre, würde Scharazad jetzt schon fünf oder sechs Kinder haben und wir hätten nicht diesen Ungläubigen auf dem Buckel, der uns zur Zielscheibe endloser Spötteleien der Bazaaris macht.
    Er sah den blauen Fleck an ihrem linken Auge, äußerte sich aber nicht dazu. Heute morgen hatte er Allah gedankt und seiner Frau zugestimmt: Die Prügel hatten geholfen, sie von ihrem Wahn zu befreien. »Von Zeit zu Zeit eine gesunde Tracht Prügel, dagegen ist nichts einzuwenden, Zarah«, hatte er gesagt und gedacht: Das gilt für alle Frauen mit ihrem ständigen Nörgeln und Meckern, Jammern und Zanken, mit ihren Eifersüchteleien und Einmischungen und ihrem gottlosen Gerede von Wahlrecht und Aufmärschen und Demonstrationen. Gegen was? Gegen die Gesetze Allahs! Ich werde die Frauen nie verstehen. Warum können sie nicht damit zufrieden sein, daheim zu bleiben und zu gehorchen. Und warum müssen sie zu allem ihren Senf dazugeben?
    Es gibt so viel zu tun, so viele Fäden anzuknüpfen und einzufädeln, Geheimnisse zu enthüllen, Rechnungen und Wechsel und Forderungen aufzuspüren. Unser Eigentum hat man uns gestohlen: große Dörfer, den Besitz am Kaspischen Meer, Häuser und Wohnungen, über ganz Teheran zerstreut. Diese Teufel wissen alles! Das Islamische Revolutionäre Komitee, die Mullahs und hezbollahis, sie sind allesamt Teufel! Wie soll ich mit ihnen fertig werden? Irgendwie muß es mir gelingen. Und nächstes Jahr muß ich die Pilgerfahrt nach Mekka unternehmen.
    »Wie es Allah gefällt«, sagte er und fühlte sich ein wenig besser. Und es ist Allahs Wille, daß ich jetzt zum Familienoberhaupt berufen wurde, lange bevor ich es erwartet habe, obwohl ich gut ausgerüstet bin, ein Imperium zu übernehmen, selbst ein so großes wie das Bakravan-Imperium. Allahs Wille ist es auch, daß ich schon die meisten Geheimnisse kenne, die Vater mir in den letzten Jahren zugeflüstert hat, als er merkte, daß er mir vertrauen konnte und daß ich klüger war, als selbst er es erwartet hatte. War ich es nicht, der ihn schon vor sieben Jahren auf Schweizer Nummernkonten hinwies und ihn über amerikanische Schatzanweisungen, Anlagen in amerikanischen Grundstücken und vor allem über die Sieben Schwestern – die großen internationalen Ölgesellschaften – informierte? Millionen haben wir verdient, und die sind vor diesen Hundesöhnen sicher: in der Schweiz. In Gold, in Grundbesitz, erstklassigen Wertpapieren, Dollars, D-Mark, Yen und Schweizer Franken. Er sah Scharazad

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