Wirbelsturm
berichtete ihm, daß die Familie gerettet war, vor allem Scharazad, die er bis zur Selbstaufgabe liebte und begehrte, aber niemals zu der Seinen machen konnte, weil sie als Verwandte ersten Grades gegen das Gesetz des Korans verstoßen würden. »Diese Genehmigung dürfte es nicht geben.« Wieder nickte er. Er fühlte sich müde. »Ich werde es versuchen, ja. Ich werde es versuchen. Wie war das nun mit Tom?«
Der Fernschreiber begann zu rattern. Beide Männer zuckten zusammen. Doch McIver widmete sich wieder Karim. »Wenn Sie ihn sehen, fragen Sie ihn. Das ist doch das Beste, nicht wahr? Fragen Sie Tom!«
»Salaam.«
Karim ging, und McIver verschloß die Tür hinter ihm. Das Telex kam aus Al Schargas und war von Genny: ›Hallo, Kind Nummer eins. Habe lange mit Chinaboy gesprochen, der morgen, Montag abend, kommt und Dienstag mit der 125 nach Teheran weiterfliegt. Er sagt, es wäre unbedingt nötig, daß du ihn zu einer Besprechung am Flughafen erwartest. Hier alle Vorbereitungen für die Reparaturen und Generalüberholungen der 212 getroffen. Habe mit den Kindern in England gesprochen. Alles in Ordnung. Mir geht's hier wunderbar, bin froh, daß du nicht da bist. Warum bist du nicht da? MacAllister.‹ MacAllister war ihr Mädchenname, den sie nur gebrauchte, wenn sie stocksauer auf ihn war. »Die gute Genny«, sagte er laut. »Bin froh, daß sie in Sicherheit ist.« Er las noch einmal das Fernschreiben. Was ist denn da so unbedingt nötig? Er wird es bald genug erfahren. Er setzte sich vor den Apparat und tippte die Bestätigung ein. Am frühen Abend war ein völlig verstümmeltes Telex von der Zentrale in Aberdeen gekommen. Er hatte nur die Unterschrift entziffern können: Gavallan. Er hatte sofort um eine Wiederholung gebeten und wartete noch immer darauf. Auch der Radioempfang war heute schlecht. Es war von Schneestürmen in den Bergen die Rede gewesen und von sintflutartigen Regenfällen in Brasilien. In England wurde weiter gestreikt, in Vietnam kämpften Chinesen gegen Vietnamesen, ein einfliegendes rhodesisches Passagierflugzeug war von Guerillas abgeschossen worden. Ayatollah Khomeini hatte dem Vorsitzenden Yasir Arafat ein herzliches Willkommen bereitet, die beiden Führer hatten sich öffentlich umarmt, und die PLO war in das frühere Hauptquartier der Israelischen Mission in Teheran eingezogen. In Aserbeidschan kämpften immer noch Khomeini-Anhänger und Khomeini-Gegner um die Macht. Weitere vier Generäle waren erschossen worden. Premierminister Bazargan hatte angeordnet, zwei amerikanische Radarstationen an der iranisch-sowjetischen Grenze zu schließen …
Deprimiert hatte McIver das Radio abgedreht. Sein Kopfweh war schlimmer geworden. Schon nach seinem Besuch bei Minister Ali Kia hatte es angefangen. Kia hatte die Wechsel auf eine Schweizer Bank akzeptiert. ›Lizenzgebühren‹ für die Ausfuhr der drei 212, sowie für die sechsmalige Lande- und Starterlaubnis der 125. Überdies hatte er versprochen, sich über die Ausweisung der Zagros-3-Besatzung informieren zu lassen. »Teilen Sie dem Zagros-Komitee inzwischen mit, daß seine Anordnungen bis zum Abschluß einer Untersuchung durch das Ministerium außer Kraft gesetzt sind.«
Das bringt zumindest Aufschub, dachte er. Wie es wohl Erikki und Nogger jetzt ergehen mag? Am Nachmittag war ein von der Flugsicherung Täbris übermitteltes Telex von Iran Timber eingetroffen: ›Captains Yokkonen und Lane werden für dringende Arbeiten auf die Dauer von drei Tagen hier gebraucht. Übliche Konditionen für den Charter. Danke.‹ Es war wie üblich vom Distriktleiter unterschrieben. Immer noch besser für Nogger, als auf seinem Hintern zu sitzen. Wozu Azadehs Vater sie wohl gebraucht hat?
Pünktlich um 19 Uhr 30 hatte sich Kowiss gemeldet, der Empfang war miserabel gewesen, nur zum Teil verständlich und stark überlagert. Freddy Ayre berichtete, daß Starke unversehrt zurückgekehrt war.
»Gott sei Dank!«
»…rain Starke … fragen …itee … antwortet.«
»Wiederholen Sie, Kowiss.«
»Wieder … Capt…arke … fragen …itee …«
»Ich kann Sie nicht verstehen. Versuchen Sie's noch einmal gegen 21 Uhr. Wenn es nicht klappt, versuche ich es gegen 23 Uhr.«
»Verstanden … Cap… und Jean-Luc eintreff… Zagros …«
Dann war überhaupt nichts mehr zu verstehen gewesen. Er hatte gewartet, ein wenig geschlafen und ein wenig gelesen. Während er jetzt am Fernschreiber saß, warf er einen Blick auf die Uhr: 22 Uhr 30.
»Wenn ich
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