Wirbelsturm
zugleich diese abgegriffene Floskel, die er nicht mehr akzeptieren wollte für gotteslästerliche Verbrechen, im Namen Allahs begangen von Männern, die nie vor Allahs Thron treten würden. Der Ayatollah ist wirklich ein Geschenk Gottes, dachte er. Wir brauchen nur ihm zu folgen, um den Islam von diesem Abschaum zu säubern. »Ich habe nur schlechte Nachrichten, fürchte ich. Wie die meisten meiner Freunde, stehe auch ich unter Verdacht. Der ganzen Luftwaffe wird der Prozeß gemacht. Dummerweise erzählte ich es Scharazad. Eigentlich wollte ich nur mit dir darüber sprechen, Meschang, aber wie gesagt, ich war so ungeschickt … und das war der Grund, warum sie … in Ohnmacht fiel. Bitte verzeiht mir! Es tut mir schrecklich leid. Nein, ich kann nicht bleiben, ich muß … ich muß zurück. Ich bin nur gekommen, um … ich mußte es jemandem sagen.«
In McIvers Büro: 20 Uhr 20. McIver war allein in seinem Penthouse-Büro. Er saß in seinem quietschenden Lehnsessel, die Beine bequem auf dem Schreibtisch, und las. Dank des Generators hatte er gutes Licht und ein warmes Zimmer. Er blickte hoch, weil er Schritte auf dem Gang hörte. Das Klopfen klang nervös. »Wer ist das?«
»Captain McIver? Ich bin's, Captain Peschadi, Karim Peschadi.« Überrascht schloß McIver die Tür auf. Er wußte, daß der junge Mann, sein ehemaliger Hubschrauberschüler, der Lieblingsvetter Scharazads war. »Kommen Sie rein, Karim! Was kann ich für Sie tun? Hat mir schrecklich leid getan, als ich von der Verhaftung Ihres Vaters hörte.«
»Er wurde vor zwei Tagen erschossen.«
»O Gott!«
»Tja. Das ist alles nicht sehr erfreulich.« Eilig schloß Karim die Tür und senkte seine Stimme. »Tut mir leid, aber ich muß mich beeilen. Ich bin sowieso schon spät dran. Ich komme gerade von Scharazad. Ich war in Ihrer Wohnung, Captain McIver, aber Charlie Pettikin sagte mir, daß ich Sie hier finden würde. Ich hatte heute abend Gelegenheit, ein geheimes Fernschreiben von unserem Stützpunkt in Abadan zu lesen.« Er erzählte ihm den Inhalt. McIver bemühte sich, seine Bestürzung zu verbergen. »Haben Sie auch Charlie Pettikin informiert?«
»Nein, nein. Ich dachte, ich sollte nur Sie davon in Kenntnis setzen.«
»Soweit uns bekannt ist, wurde die HBC gekapert. Keiner unserer Piloten hat etwas damit …«
»Ich bin nicht in offizieller Eigenschaft hier, und ich bin auch nur gekommen, weil Tom nicht da ist.« Er wiederholte, was Scharazad ihm erzählt hatte. »Wie läßt es sich erklären, daß alle tot sind und Tom am Leben ist?«
Wieder fühlte McIver den bohrenden Schmerz in der Brust. »Sie muß sich irren.«
»Sagen Sie mir doch um Himmels willen die Wahrheit!« Vor Sorge außer sich, explodierte der junge Mann. »Sie müssen es wissen! Tom muß es Ihnen gesagt haben! Sie können mir vertrauen. Vielleicht kann ich helfen. Tom schwebt in Lebensgefahr – genauso Scharazad und unsere ganze Familie. Sie müssen mir vertrauen. Wie ist Tom davongekommen?«
McIver spürte, daß sich der Knoten um sie alle zusammenzog: um Lochart, Pettikin und ihn. Behalt die Nerven! ermahnte er sich. Sei vorsichtig! Du kannst Karim nicht vertrauen. Was kann er denn schon für uns tun? Du darfst nichts zugeben! »Soviel ich weiß, war Tom nicht einmal in der Nähe der HBC.«
»Sie lügen!« fuhr der junge Mann ihn wütend an und sprach aus, was er sich unterwegs, zu Fuß und im überfüllten Bus, zusammengereimt hatte und das Verhör vor dem Komitee stand noch aus. »Sie müssen doch die Starterlaubnis abgezeichnet haben, Sie oder Pettikin. Und auf der Starterlaubnis muß auch Toms Name stehen – ich kenne Sie doch. Immer schon haben Sie uns eingehämmert, die erforderlichen Formulare auszufüllen und zu unterschreiben. Das haben Sie auch diesmal getan, nicht wahr? Nicht wahr?« brüllte er.
»Ich glaube, Sie sollten jetzt besser gehen, Captain«, sagte McIver kurz angebunden.
»Sie stecken genauso tief drin wie Tom, kapieren Sie das nicht? Sie …«
»Ich glaube wirklich, Sie sollten jetzt besser gehen. Ich weiß, Sie sind übermüdet, und der Tod Ihres Vaters hat Sie schwer mitgenommen«, sagte McIver gütig. »Es tut mir wirklich sehr, sehr leid.«
Bis auf das Brummen des Generators auf dem Dach und das Summen des Funkgeräts herrschte Stille. Die zwei Männer warteten. Karim nickte zögernd. »Sie haben ja recht«, sagte er niedergeschlagen. »Warum sollten Sie mir vertrauen? Es gibt kein Vertrauen mehr unter uns. Unsere Welt ist zur
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