Wirbelsturm
ihre Gurte erst aufmachen, wenn sie auf dem Boden sind. Zwei von ihnen sollen den Heli bewachen und ihn mit ihrem Leben verteidigen. Für die Landung führe ich von 10 an den Countdown durch … und ich leite das Ganze!«
»Wo ist der Palast, ich sehe ihn nicht.«
»Hinter der Hügelkette, noch eine Minute … Sagen Sie es ihnen.« Die Bäume verschwammen ihm vor den Augen, als er näher kam, da er den Blick auf das Joch in der Bergkette gerichtet hielt. »Ich will eine Schußwaffe haben«, sagte er, krank vor Erwartung.
Bayazid bleckte die Zähne. »Keine Schußwaffe, bis wir den Palast nicht genommen haben.«
»Dann brauche ich keine mehr«, gab er zurück und fluchte. »Ich muß …«
»Du kannst mir vertrauen, mußt mir vertrauen. Wo ist denn nun der Palast der Gorgons?«
»Da!« Erikki deutete auf die Bergkette vor ihnen. »10 … 9 … 8 …«
Er hatte beschlossen, von Osten her einzufliegen, zum Teil durch die Wälder gedeckt, durch das Joch geschützt, die Stadt zu seiner Rechten. Noch 50 Meter. Sein Magen zog sich zusammen.
Die Felsen rasten auf sie zu. Er fühlte mehr, als er sah, wie Bayazid aufschrie und seine Hände hob, um sich vor dem unvermeidlichen Aufprall zu schützen, glitt aber durch das Joch und schwenkte dann, Kurs auf die Mauer nehmend, geradewegs nach unten. Genau im richtigen Augenblick schaltete er alles aus, hob den Heli im Notstopverfahren über die Mauer, brachte die Maschine leicht in Schräglage und ließ sie aus der Luft fallen. Perfekt dämpfte er den Fall, setzte auf den Fliesen auf, rutschte noch ein paar Meter weiter und blieb stehen. Mit der rechten Hand riß er die Leistungsschalter herum, öffnete mit der Linken den Sicherheitsgurt, stieß die Tür auf und war der erste, der auf dem Boden landete und die Treppe hinaufstürmte, hinter ihm Bayazid. Aus den offenen Kabinentüren drängten sich die Männer heraus und fielen in ihrer Erregung einer über den anderen. Noch drehte sich der Rotor, die Triebwerke jedoch erstarben.
Als Erikki die Eingangstür erreichte und sie aufbrach, kamen Diener und ein erstaunter Wächter gelaufen, um zu sehen, was da eigentlich los war. Er riß dem Bewaffneten das Sturmgewehr aus der Hand und schlug ihn bewußtlos.
Die Diener stoben auseinander und flüchteten, einige wenige erkannten ihn. Im Augenblick war der Korridor vor ihnen leer. »Mir nach!« brüllte er und lief, von Bayazid und einigen seiner Männer gefolgt, den Gang hinunter auf den Treppenabsatz zu. Ein Wächter steckte den Kopf über das Geländer, legte das Gewehr an, aber einige Stammesangehörige nahmen ihn unter Feuer. Erikki sprang über ihn hinweg und jagte den Korridor hinunter.
Vor ihnen öffnete sich eine Tür. Wild drauflosschießend kam ein anderer Wächter heraus. Erikki spürte, wie Kugeln an ihm vorbeizischten; ihn selbst trafen sie aber nicht. Bayazid knallte den Mann gegen den Türpfosten und stürmte zusammen mit Erikki auf das Zimmer des Khans zu. Erikki trat die Tür ein. Dauerfeuer empfing sie, verfehlte Erikki und den Scheich, erwischte aber den Mann neben ihnen und schleuderte ihn herum. Die anderen gingen schleunigst in Deckung, aber der schwer verwundete Bergbewohner setzte seinen Weg in den Raum fort. Obwohl er erneut getroffen wurde, erwiderte er das Feuer bis zum letzten Atemzug.
Eine oder zwei Sekunden lang herrschte Stille, doch dann zog Bayazid zu Erikkis Entsetzen den Sicherungsstift einer Handgranate und warf sie ins Zimmer hinein. Die Explosion war gewaltig. Rauch quoll auf den Gang heraus. Sogleich sprang er, die Maschinenpistole im Anschlag, von Erikki gefolgt, durch die Öffnung.
Das Zimmer war völlig zerstört, die Fenster hinausgesprengt, die Vorhänge zerfetzt, das Teppichbett auseinandergerissen, die Überreste des Leibwächters waren gegen eine Wand geschmettert. Im Alkoven am anderen Ende des riesigen Raumes stand ein Tisch hochkant, ein Dienstmädchen stöhnte, und zwei reglose Körper lagen am Boden, halb unter einem Tischtuch und zerbrochenem Geschirr begraben. Erikki blieb fast das Herz stehen, als er Azadeh erkannte. Wie von Sinnen stürzte er auf sie zu, um mit den Händen den Schutt von ihr wegzuschaufeln. Hakim lag neben ihr. Er hob sie in seine Arme und trug sie ans Licht. Sein Puls ging erst wieder normal, als er sicher war, daß sie noch lebte, nur bewußtlos war. Sie konnte zwar innere Verletzungen erlitten haben, aber sie lebte! Ohne sich um die anderen zu kümmern, zog Erikki seine Fliegerjacke aus und hüllte
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