Wirbelsturm
sie darin ein. »Azadeh Azadeh …«
»Wer ist das, Pilot?«
Erikki sah Bayazid neben dem Trümmerhaufen stehen. »Das ist Hakim, mein Schwager. Ist er tot?«
»Nein.« Wütend sah Bayazid sich um. Wo konnte sich der Khan nur versteckt halten? Er befahl seinen Männern, Verteidigungsstellungen an beiden Enden des Korridors einzunehmen. Einige wurden auf den Hof hinausgeschickt, um diesen zu bewachen. Dann kletterte er zu Erikki und Azadeh hinüber und studierte ihr blutleeres Gesicht. »Deine Frau?«
»Ja.«
»Sie ist nicht tot. Gut.«
»Ja, aber man kann nicht wissen, ob sie verwundet ist. Ich muß einen Arzt …«
»Später. Zuerst …«
»Jetzt! Sie könnte sterben!«
»Wie es Allah gefällt, Pilot«, sagte Bayazid ungeduldig und schrie dann zornig: »Du hast behauptet zu wissen, wo der Khan sich aufhält – im Namen Allahs, wo ist er?«
»Das sind seine privaten Gemächer, Agha, ich habe sonst nie jemanden anderen hier gesehen. Selbst seine Frau durfte nur kommen, wenn sie gerufen wurde …« Ein Schußwechsel draußen unterbrach ihn. »Er muß da sein, wenn Hakim und Azadeh hier im Zimmer sind.«
»Aber wo kann er sich versteckt haben?«
Erikki bettete Azadeh, so gut es ging, auf Kissen und eilte ans Fenster. Es war jedoch vergittert: auf diesem Weg konnte der Khan nicht geflohen sein. Während er sich umdrehte, nahm er aus den Augenwinkeln eine Bewegung im Alkoven wahr – eine Pistole richtete sich auf sie. Er schob Bayazid aus dem Weg der Kugel, die ihn sonst getötet hätte, und stürzte sich auf Hakim, der noch in den Trümmern lag. Bevor die anderen noch reagieren konnten, hatte er den jungen Mann umklammert und ihm die Waffe aus der Hand geschlagen. »Du bist in Sicherheit, Hakim!« Er schrie, um sicherzugehen, daß Hakim ihn auch verstand. »Wir sind Freunde, wir sind gekommen, um dich und Azadeh vor dem Khan zu retten!«
»Mich zu retten … wovor zu retten?« Hakim starrte ihn verständnislos an. Blut quoll aus einer kleinen Kopfwunde. »Retten?«
»Vor dem Khan und …« Erikki sah die Todesangst in seinen Augen, wirbelte herum und erwischte gerade noch rechtzeitig den Kolben von Bayazids Sturmgewehr. »Warten Sie, Agha, er ist ja noch ganz benommen, er hat auf mich gezielt und nicht auf Sie, er wird uns helfen. Warten Sie.«
»Wo ist Abdullah Khan?« brüllte Bayazid. »Sag es mir schnell, oder ihr seid beide tot!«
Und als Hakim nicht gleich antwortete, fauchte Erikki: »Um Himmels willen, Hakim, sag uns, wo er steckt, sonst macht er uns alle kalt.«
»Abdullah Khan ist tot … er ist gestern abend gestorben. Nein, vorgestern um Mitternacht«, antwortete Hakim mit schwacher Stimme, während ihn alle anstarrten. Er konnte immer noch nicht begreifen, wieso er dalag und warum Erikki ihn festhielt. Erikki war doch von Banditen verschleppt worden … er hatte zusammen mit Azadeh gefrühstückt … dann plötzlich Gewehrfeuer, er war in Deckung gegangen, die Wächter hatten geschossen, dann die Explosion, und das halbe Lösegeld war bezahlt …
Plötzlich kam er zur Besinnung. »Erikki«, keuchte er und versuchte vergeblich, sich aufzurichten. »Warum dringst du mit Gewalt hier ein? Dein halbes Lösegeld ist bezahlt. Warum?«
Erikki stand auf. »Es gibt kein Lösegeld, dem Boten wurde die Kehle aufgeschlitzt, Abdullah Khan ließ dem Boten die Kehle aufschlitzen!«
»Aber das Lösegeld – die Hälfte wurde gezahlt. Das hat Ahmed gestern abend erledigt.«
»Wem wurde es bezahlt?« knurrte Bayazid. »Was sind das für Lügen?«
»Es sind keine Lügen. Gestern hat der neue Khan die Hälfte bezahlen lassen – als … Vertrauensbeweis nach … nach dem Irrtum in bezug auf den Boten. Das schwöre ich vor Allah! Laßt doch Ahmed kommen, er hat das Geld bezahlt und wird alles bestätigen.«
Erikki sprang ihm bei: »Wenn Abdullah Khan tot ist, eine Hälfte bezahlt und die andere fest versprochen wurde, ist Ihrer Ehre Genüge getan, Agha. Bitte, lassen Sie Ahmed kommen; er wird uns sagen, wem und wie er bezahlt hat.« Bayazid und seinen Männern war unbehaglich zumute in diesem engen Raum; sie wollten hinaus ins Freie, in die Berge, weg von diesen bösen Menschen. Sie fühlten sich verraten. Wenn aber Abdullah wirklich tot war und die Hälfte bezahlt wurde … »Pilot, geh und hol diesen Ahmed«, sagte der Scheich, »und denke dran: wenn du mich belügst, findest du deine Frau ohne Nase wieder.« Er riß Erikki die Pistole aus der Hand. »Geh und hol ihn.«
»Ja,
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