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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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absolut nichts, das schwöre ich bei Allah. Ich habe ihre Lügen geglaubt. In aller Form trenne ich mich jetzt von ihr, weil sie Verrat an dir geübt hat. Ich wußte nichts von ihren Lügen.«
    Alle hatten es sehen können, wie die beiden sich erniedrigten; die einen haßten sie, die anderen verachteten sie, weil sie ihre Macht, als sie sie noch besaßen, nicht genutzt hatten. »Mit Tagesanbruch bist du verbannt, Mahmud, du und deine Familie«, hatte er ihm mit trauerumflorter Stimme mitgeteilt, »mittellos, unter Bewachung … solange es mir beliebt. Was deinen Wunsch nach Scheidung betrifft – das ist in meinem Hause verboten. Wenn du willst, kannst du das im Norden von Mesched tun. Inscha'Allah. Du bleibst dort verbannt, solange es mir beliebt.«
    Oh, du warst perfekt, Hakim, sagte er sich entzückt, denn natürlich wußten alle, daß dies eine erste Probe war. Du warst perfekt. Kein einziges Mal hast du deine Schadenfreude offen geäußert oder deine wahren Absichten erkennen lassen, kein einziges Mal deine Stimme erhoben, bist immer ruhig und ernst geblieben, so als ob du Vaters Urteil bedauern würdest, es aber leider nicht außer Kraft setzen könntest. Dazu das vage Hoffnungen offenlassende ›solange es mir beliebt‹! Es wird mir belieben, daß sie für alle Zeiten dort verbannt bleiben, und wenn ich nur einen Mucks höre, der auf eine mögliche Verschwörung hindeuten könnte, lösche ich euch schneller aus als eine alte Kerze. Bei Allah und beim Propheten, der Geist meines Vaters wird stolz sein auf diesen Khan der Gorgons – möge er auch dafür, daß er den böswilligen Lügen dieser alten Hexe geglaubt hat, in der Hölle schmoren!
    Für so vieles muß ich Allah dankbar sein, dachte er. Haben mich die langen Jahre der Verbannung nicht Verschwiegenheit, Täuschung und Geduld gelehrt? Jetzt gilt es, meine Macht zu zementieren, Aserbeidschan zu verteidigen, eine Welt zu erobern, Frauen zu finden, Söhne zu zeugen und eine Ahnenreihe zu beginnen. Verrecken sollen sie, Najoud und ihre Bälger!
    Zusammen mit Ahmed hatte er im Morgengrauen ›kummervoll‹ ihrem Abzug beigewohnt. Seinen genauen Anweisungen folgend, durchwühlten Ahmed und die Wächter den Berg von Koffern und Taschen und nahmen ihnen alles weg, was noch irgendwie von Wert war; zum Schluß blieb nur je ein Köfferchen für sie und ihre drei Kinder übrig, die vor Schreck wie gelähmt zusahen.
    »Deinen Schmuck, Weib«, sagte Ahmed.
    »Du hast schon alles genommen, alles. Bitte, Hoheit … Hakim, bitte …«, schluchzte Najoud. Ihr Schmucktäschchen, das sie in ein Seitenfach eines Handkoffers eingenäht hatte, lag bereits auf dem Haufen ihrer Wertsachen. Abrupt streckte Ahmed die Hand aus, nahm ihr die Ohrringe ab und riß den Ausschnitt ihres Kleides auf. Ein Dutzend Ketten mit Diamanten, Rubinen, Smaragden und Saphiren hingen um ihren Hals.
    »Wo hast du denn die alle her?« fragte Hakim erstaunt.
    »Sie sind … sie sind von meiner Mutter und von mir … ich habe sie im Lauf der Jahre gekauft …« Sie brach ab, als Ahmed sein Messer zog. »Schon gut … schon gut …« Hektisch zog sie sich einige Ketten über den Kopf, machte die anderen auf und gab sie ihm. »Jetzt hast du alles.«
    »Die Ringe!«
    »Aber Hoheit, laß mir doch wenigstens etwas …« Sie schrie auf, als Ahmed ungeduldig den Finger packte, um ihn ihr, zusammen mit dem Ring, abzuschneiden, aber sie riß sich los, zog sich die Ringe ab und schleuderte sie, heulend vor Wut, auf den Boden. »Jetzt hast du alles …«
    »Jetzt heb alles auf und überreiche es Seiner Hoheit auf den Knien«, zischte Ahmed. Als sie nicht gleich gehorchte, packte er sie an den Haaren und drückte ihr Gesicht auf den Boden, bis sie vor ihnen auf dem Bauch kroch. Wenn er daran zurückdachte, verspürte Hakim jetzt noch tiefe Genugtuung. Er beendete sein Gebet und erhob sich voller Tatendrang. Eine Dienerin kniete vor ihm nieder und schenkte Kaffee ein; die Angst, die er in ihren Augen las, befriedigte ihn. In dem Moment, da er Khan geworden war, hatte er gewußt, daß er keine Zeit verlieren durfte, um die Zügel der Macht zu ergreifen. Gestern vormittag hatte er den Palast inspiziert. Die Küche war ihm nicht sauber genug, und darum ließ er den Küchenchef halb totprügeln, ihn hinauswerfen und setzte den zweiten Koch an dessen Stelle. Vier Wächter wurden gekündigt, weil sie verschlafen hatten, zwei Hausmädchen wegen Schlampigkeit geprügelt. »Aber Hakim«, meinte Azadeh, als sie

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