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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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einmal Göttinnen solches Haar - war dick und leuchtete in reinstem Blond. Sie trug es hochgesteckt, was sie noch größer erscheinen ließ. Lange, üppige Locken umspielten ihre makellosen Schultern. Ihre Augen waren blauer als die von Aphrodite, und ihr Lächeln war so ungeheuer verführerisch wie das der Schönen Helena.
    Lord Beechams Sinne spielten ihm einen Streich. Sein literarisch inspiriertes Vorstellungsvermögen war mit ihm durchgegangen. Helen war keine Göttin. Sie mochte zwar zu den Frauen gehören, die mit Schönheit gesegnet waren, aber sie blieb eine Frau, nicht mehr und nicht weniger. Er hatte sogar schon schönere Frauen gesehen. Und er hatte auch schon mit schöneren Frauen geschlafen. Sie war keine Göttin, sie war einfach nur ein hoch gewachsenes Mädchen, dessen wundervolles Haar empfängliche Gemüter in Schwärmerei verfallen ließ. Und sie sprach wie selbstverständlich über Züchtigung.
    Göttin hin oder her, sie war der Traum eines jeden Mannes.
    Helen und Alexandra schlenderten den Korridor entlang in Richtung Ballsaal.
    Helen war nicht eins dieser jungen Mädchen, die, gerade aus der Schule entlassen, ihren Beutezug unter den glücklosen Junggesellen Londons antraten. Nein, ihre Schulzeit musste bereits einige Jahre zurückliegen. Sie war sicherlich verheiratet und wusste sich in der Gesellschaft zu bewegen. Ein exzellenter Umstand.
    Verheiratete Frauen hatte Lord Beecham immer schon bevorzugt. Wer tat das nicht? Bei ihnen fühlte er sich sicher. Sie wollten das Gleiche wie er: ein bisschen Aufregung, ein bisschen Wärme, einen neuen Partner für neue Lebenswürze und neue Leidenschaft. Hatte man genug, konnte man wieder gehen. Wegen der Gatten der Damen musste er sich keine Sorgen machen. Die meisten waren mit ihm befreundet, und auch sie trafen sich mit den Frauen ihrer Bekannten. Einige Frauen und Männer allerdings blieben nicht diskret, wodurch das gesellschaftliche Leben schon mal die eine oder andere Erschütterung erfuhr. Lord Beecham, für seinen Teil, sprach nie über seine Eroberungen. Das musste er auch nicht. Denn auch ohne sein Zutun war er, wie jeder andere, eine willkommene Spielfigur für die Gerüchtemacher.
    Die beiden Frauen entschwanden seinem Blickfeld. Er stürzte den restlichen Champagner hinunter und rieb seine Hände aneinander.
    Helen war ein sehr großes Mädchen. Er spreizte die Finger und dachte an ihre Brüste. Waren seine Hände groß genug? Ja, dachte er, sie müssten gerade richtig sein. Hätte er in diesem Moment eine Konversation führen müssen, er wäre in ein heilloses Stottern verfallen.
    Wieso bloß sprachen sie von Züchtigung? Ihm lief ein Schauer über den Rücken. Er stellte sich Helen auf dem Rücken liegend vor, ihre weißen Arme über dem Kopf, die Handgelenke mit zwei Fesseln an die Bettpfosten gebunden.
    Eine Frau, die sich in der Kunst der Züchtigung auskannte? Die alles darüber gelesen hatte? Hatte sie all das Gelernte auch praktisch angewendet? Oder hatte man es mit ihr getan? Allein die Gedanken daran jagten ihm einen Schauer über den Rücken.
    Als er den Ballsaal erreicht hatte, war sie verschwunden.
    Lord Beecham nahm es gelassen. Er würde Alexandra Sherbrooke einfach einen Besuch abstatten. Als weltgewandter Mensch dürfte es für ihn ein Leichtes sein, im Gespräch, ganz nebenbei, Helens Adresse herauszubekommen.
    Er hoffte nur, Alexandra würde kooperieren. Es musste mindestens sechs Jahre her sein, dass er zum letzten Mal versucht hatte, sie zu verführen. Sie hatte ihn damals ausgelacht, was ihn ziemlich getroffen hatte. Immerhin war er ein berüchtigter Liebhaber - zumindest war das die Essenz der Gerüchte über ihn.
    Mittlerweile allerdings mochte er Alexandra Sherbrooke, trotz ihrer dummen Eigenart, niemand anderen als ihren Mann an sich heranzulassen. Auch Douglas mochte er gut leiden. Vor allem, nachdem dieser herausgefunden hatte, dass er sich über Annäherungsversuche anderer Männer seiner Frau gegenüber nicht aufregen musste. Sie seien ja ohnehin zum Scheitern verurteilt, pflegte er zu sagen. Gott sei Dank gab es in London nicht allzu viele Paare wie die Sherbrookes.
    Was aber wusste nun jene junge Frau über Züchtigung? Wie zuvor Alexandra wollte er Genaueres wissen. Er konnte kaum erwarten, es herauszufinden.
    Lord Beecham wollte diese Frau in seinem Bett sehen, und zwar so rasch wie möglich. Es wäre doch gelacht, könnte er ihr nicht noch etwas Neues in Sachen Züchtigung beibringen. Er würde dafür

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