WISO - Aktien, Anleihen und Fonds
das Spiel von Angebot und Nachfrage.
Mehr als jede andere Börse beeinflusst die Stimmung an der Wall Street immer noch das weltweite Börsenklima. Der Dax kann auch am Ende eines guten Tages zum Schluss ins »Minus drehen«, wenn in New York die Kurse stark fallen – und umgekehrt. Und wenn wichtige US-Unternehmen ihre Gewinnprognosen nach unten revidieren, dann fallen oft auch in Paris, London oder Frankfurt die Kurse. Das kann auch Aktien von Unternehmen in Mitleidenschaft ziehen, die in ganz anderen Branchen zu Hause sind. Selbst wenn die gesamtwirtschaftlichen Daten in Deutschland oder in der Europäischen Währungsunion positiv sind, kann ein durch plötzlich aufkommende Zinsängste ausgelöster Kursrutsch an der Wall Street an europäischen Börsen eine Verkaufswelle auslösen. Umgekehrt kann ein kräftiger Kurssprung an der Wall Street die deutschen Börsen aus einer tagelangen Lethargie reißen.
Nicht immer ist die Wall Street Schuld. Auch ein Börsencrash in Asien – wie im Oktober 1997 in Hongkong – kann einen weltweiten Kursrutsch auslösen, dem sich kein Wertpapiermarkt ganz entziehen kann. Gelegentlich schafft das auch ein einzelner Unternehmer. Als sich Ende 2005 herausstellte, dass ein junger Mann, der in Japan zeitweise als wirtschaftlicher Wunderknabe gefeiert worden war, vor allem Luftschlösser gebaut hatte, brachte das nicht nur in Japan den lange ersehnten Kursaufschwung erst einmal wieder zum Stillstand. Die Welle der Kursverluste erreichte auch Europa und die USA.
Emotionen statt Fakten? Ängste oder überzogene Hoffnungen können an der Börse – wenn auch in Fällen wie oben meist nur kurzfristig – die sogenannten »fundamentalen Faktoren« überlagern. Langfristig bestimmen diese jedoch die grundlegende Tendenz der Kursentwicklung. Deswegen ist es wichtig, sich zumindest mit den Grundlagen der Aktienanalyse zu beschäftigen. Das gilt vor allem dann, wenn man nicht als kurzfristig agierender Spekulant oder »Day-Trader« versucht, durch schnelle Käufe und Verkäufe von Tagesschwankungen zu profitieren, sondern längerfristig definierte Anlageziele verfolgt.
Aktienanalyse ist die systematische Untersuchung kursrelevanter Informationen mit dem Ziel einer Prognose des künftigen Verlaufs des Aktienkurses. Banken, Fonds, Versicherungsgesellschaften und andere Kapitalsammelstellen versuchen, mithilfe geeigneter Verfahren zu analysieren, welche Aktien in Zukunft die besten Renditen erwarten lassen. Sie agieren schließlich selbst auf den Aktienmärkten und verwalten Milliardenbeträge im Auftrag |131| ihrer Kunden. Von Banken und Sparkassen wird zudem erwartet, dass ihre Berater sachkundige Auskünfte und Anlagetipps geben können, die ihren Kunden zu den erhofften Renditen verhelfen.
Auch Privatanleger, die ihre Dispositionen weitgehend selbst treffen, versuchen, sich aufgrund der vorliegenden gesamtwirtschaftlichen Daten, der verfügbaren Unternehmensnachrichten und einer Analyse der für sie interessanten Aktien ein eigenes Urteil zu erarbeiten. Vermögensverwalter, die Sparkassen und Banken, Investmentfonds und Versicherungen beschäftigen Heerscharen von Spezialisten, die sich mit der Analyse von Aktien und anderen Wertpapieren beschäftigen, um Erkenntnisse für den Eigenhandel und die Beratung ihrer Kunden zu gewinnen.
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Fundamentalanalyse und technische Analyse
Es gibt zwei grundlegende Formen der Aktienanalyse: die Fundamentalanalyse und die technische Analyse, die oftmals mit dem Begriff Chartanalyse gleichgesetzt wird. Daneben gibt es noch eine Reihe wichtiger Kennziffern – wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Dividendenrendite, Betafaktor oder Volatilität –, die bei der Betrachtung einzelner Aktien wichtige Hinweise auf deren Potenzial liefern (mehr dazu in den folgenden Kapiteln).
Fundamentalanalyse und technische Analyse unterscheiden sich stark voneinander. Während sich die Fundamentalanalyse vor allem mit der betreffenden Aktiengesellschaft und ihrem wirtschaftlichen Umfeld beschäftigt, setzt die technische Analyse ganz auf die Untersuchung von börsenbezogenen Daten, wie beispielsweise die Kursentwicklung der Vergangenheit, das Angebots- und Nachfrageverhalten nach dem betreffenden Papier sowie den gehandelten Volumina (Umsatz) der jeweiligen Aktie. Obwohl beide Teilgebiete ihre eingeschworenen Anhänger haben, kann man nicht von
der
richtigen Methode sprechen.
Achtung!
Sowohl bei der Fundamentalanalyse als auch bei der technischen Analyse
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