WISO - Aktien, Anleihen und Fonds
steigende Linie ist jedoch keine Garantie dafür, dass es in den kommenden Wochen oder Monaten so weitergeht!
Wenn zum Beispiel bekannt wird, dass das Unternehmen bei Bilanzmanipulationen erwischt wurde, dass ein wichtiges Patent angefochten wird oder ein teurer Schadensersatzprozess droht, kann der Kurs von einem auf den anderen Tag einbrechen. Das zeigt, dass man neben der abstrakten Kurvenbetrachtung immer auch die reale Welt und ihre Nachrichten im Auge behalten muss.
Ziel der Chartanalyse ist es, diesen Trends frühzeitig auf die Spur zu kommen. Es wird analysiert, ob der Kurs der beobachteten Aktie in Wellenbewegungen steigt oder fällt. Chartanalysten werden die betreffende Aktie kaufen, wenn sie einen Aufwärtstrend entdeckt zu haben glauben. Sie lassen sich dann auch nicht von kurzfristigen Wellenbewegungen nach unten irritieren. Sie werden sich erst wieder von dem Papier trennen, wenn sie beobachten, dass es zu einer Trendumkehr gekommen ist und der Kurs nun längerfristig einem Abwärtstrend folgt. Kurzfristig orientierte Chartanalysten werden unter Umständen auch versuchen, innerhalb der einzelnen »Wellen« zu spekulieren, also auf dem unteren Wendepunkt einer Welle (Bottom) zu kaufen und am oberen Wendepunkt (Top) wieder zu verkaufen.
Typisch für die technische Analyse ist, dass bestimmte Formationen oder grafische Bilder, die in der Vergangenheit zu bestimmten Kursverläufen geführt haben, zur Prognose zukünftiger Kurse verwandt werden. Chartanalytiker gehen davon aus, dass bestimmte grafische Bilder auf ganz bestimmte Kursverläufe in der Zukunft hindeuten. Daraus werden Signale für Kauf oder Verkauf abgeleitet. Sie erstellen mithilfe von Lineal und Bleistift komplizierte Grafiken, in denen Kenner dann Kopf-Schulter-Formationen, Rechteck-, Dreieck-, Flagge- oder Wimpel-Formationen, Nackenlinien, Widerstands- oder Unterstützungspunkte erkennen und darüber sinnieren, ob der Kurs sie in absehbarer Zeit nach unten oder oben durchbrechen könnte. Zu jeder dieser Formationen empfehlen Chartisten bestimmte Strategien. Daraus leiten sie dann ihre Kauf- oder Verkaufsempfehlungen ab.
|137| Hinter dieser auf den ersten Blick merkwürdig erscheinenden Prognosetechnik steht die Überzeugung, dass sich die große Mehrzahl der Börsianer in ähnlichen Situationen immer wieder gleich verhält. Diese Verhaltensmuster spiegelt der Kursverlauf der Aktie nach Meinung der Chartisten wider. Wer die typischen Formationen richtig deutet, kann daraus Trendprognosen ableiten: über steigende oder fallende Kurse und über das Ausmaß dieser Veränderungen.
Die Problematik liegt allerdings darin, dass die jeweilige Formation rechtzeitig erkannt und anschließend zum richtigen Zeitpunkt gehandelt werden muss. Auch hier wird wieder vorausgesetzt, dass sich die Mehrzahl der Anleger wieder so verhalten wird, wie es in der Vergangenheit beobachtet wurde. Selbst wenn sie es wieder so tun (würden), können aktuelle Nachrichten den tatsächlichen Kurs in eine ganz andere Richtung bewegen.
Technische Indikatoren
Neben der Chartanalyse spielt im Rahmen der technischen Aktienanalyse auch die Interpretation von technischen Indikatoren eine wichtige Rolle. Hierbei handelt es sich um mathematische Kennzahlen, deren Werte auf bestimmte Kursbewegungen hindeuten sollen. Zu den technischen Indikatoren gehören beispielsweise: der gleitende Durchschnitt, das Momentum, die relative Stärke und der Betafaktor (siehe weiter unten). Die Ergebnisse der mathematischen Berechnungen werden erneut in Charts eingetragen und zu interpretieren versucht.
Zu den bekanntesten technischen Analyseinstrumente zählen die Wertpapier-Indizes (wie Dax, Stoxx, Rex, Dow Jones). Aus den Kursen einer großen Zahl von Wertpapieren (wie Aktien, Anleihen oder Pfandbriefe) werden täglich fortlaufend Durchschnittswerte errechnet. Dann wird die Kursentwicklung einzelner Aktien oder Aktienfonds mit der Entwicklung des Wertpapier-Index verglichen. Sie können dadurch als Über- oder Unterperformer erkannt werden. Aus den Unterschieden zur Entwicklung des Index lassen sich unter Umständen auch Schlüsse auf die künftige Entwicklung der Papiere ziehen.
Die Berechnung, Erstellung und Interpretation von Charts und technischen Indikatoren hilft nur dann, wenn sie sehr sorgfältig vorgenommen werden. Deshalb müssen sich Anleger, die diese Analyseinstrumente nutzen wollen, sehr intensiv damit beschäftigen. Sie versprechen nur dann Erfolg, wenn der
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