WISO - Aktien, Anleihen und Fonds
massive Kauf- oder Verkaufsaufträge vorliegen. Manipulationen sind daher bei diesen Papieren nur schwer möglich. Die Höhe der Börsenkapitalisierung ergibt sich aus der Zahl der umlaufenden Aktien multipliziert mit ihrem Kurs.
Beispiel
Wenn von einer Gesellschaft 10 000 Aktien umlaufen und ihr Kurs an einem bestimmten Tag bei 345 Euro liegt, dann beträgt die gesamte Börsenkapitalisierung 3 450 000 Euro. Das ist der Börsenwert der Gesellschaft an diesem Tag. Diese Summe müsste aufgebracht werden, um das gesamte Unternehmen über die Börse aufzukaufen. Allerdings: Steigt oder sinkt der Kurs am nächsten Tag, verändert sich auch die Börsenkapitalisierung, also der Marktwert des Unternehmens.
Achtung!
Bei engen Märkten beziehungsweise geringer Börsenkapitalisierung können Empfehlungen »vertraulicher Börsenbriefe« und ähnlicher Quellen leicht zu einer »self-fulfilling prophecy« führen: Wenn sie zu Kauf oder Verkauf raten, steigen oder fallen die Kurse tatsächlich angesichts der dadurch ausgelösten hohen Orders. Das bestätigt die Empfehlung und veranlasst beim nächsten Mal noch mehr Anleger, diese Ratschläge zu befolgen.
Auf diese Art erwerben sich einige Börsengurus den Ruf großer Weitsicht und den Anschein der Unfehlbarkeit. Anfänger können dabei böse hereinfallen. Denn ebenso schnell, wie die Kurse manchmal hochgejubelt werden, können sie auch wieder fallen. Besonders oft geschah dies bei den am ehemaligen »Neuen Markt« gehandelten Aktien. Das Nachsehen haben diejenigen, die den Ratschlägen vertrauensvoll gefolgt sind. Deshalb untersucht die Börsenaufsicht derartige Fälle, aber dann ist der Schaden meist schon entstanden.
|147| Der Betafaktor: Abweichler erkennen
Neben der Volatilität wird häufig auch der Betafaktor einer Aktie angegeben. Der Betafaktor drückt aus, wie sich die Rendite der betreffenden Aktie verhält, wenn sich die Rendite des Gesamtmarkts um 1 Prozent verändert. Hierbei werden in der Regel Wertpapier-Indizes als Maß für die Veränderung des Gesamtmarktes verwendet. In Deutschland zieht man meist den Dax als Maß für den Gesamtmarkt der deutschen Aktien heran. Wird also beispielsweise für eine Aktie ein Betafaktor von 1,7 errechnet, so bedeutet dies, dass sich der Wert der Aktie um 1,7 Prozent positiv oder negativ verändert, wenn sich der Wert aller Aktien des Gesamtmarktes um 1 Prozent nach oben oder unten verändert. Für spekulative Anleger ist das ein wichtiger Hinweis, denn er zeigt, welche Aktien meist »überreagieren«, wenn es an der Börse auf- oder abwärts geht.
Meist wird der Betafaktor einer Aktie ebenso wie die Volatilität als Durchschnittswert über ein Jahr errechnet. Wenn eine Aktie einen Betafaktor von 2,1 hat, so bedeutet dies, dass sich die Aktie im Durchschnitt 2,1mal so stark wie der Gesamtmarkt verändert hat. Die Einzelwerte können an den 250 Börsentagen im Jahr aber weit von diesem Wert abweichen. Der Aussagewert des Betafaktors ist für sich allein genommen daher relativ gering. Aus diesem Grund wird der Betafaktor einer Aktie meist in Zusammenhang mit dem Korrelationskoeffizienten dieses Papiers betrachtet.
Korrelationskoeffizient: Auf die Richtung kommt es an
Der Korrelationskoeffizient ist ein statistisches Maß, das angibt, wie stark der Zusammenhang zwischen der Renditeänderung einer Aktie und der Renditeänderung des Gesamtmarktes ist. Mithilfe des Korrelationskoeffizienten lässt sich also eine Aussage darüber treffen, ob ein vermeintlicher Zusammenhang zwischen der Renditeentwicklung einer Aktie und dem Gesamtmarkt tatsächlich besteht oder lediglich zufällig ist. Zusätzlich gibt der Korrelationskoeffizient an, ob dieser Zusammenhang positiv oder negativ ist. Der Wert kann dabei nur zwischen dem Wert +1 und -1 schwanken.
Beispiel
Hat eine Aktie beispielsweise einen Betafaktor von 1,7 und einen Korrelationskoeffizienten von +1, so bedeutet dies, dass die Aktie in |148| der Vergangenheit tatsächlich immer um 1,7 gestiegen ist, wenn der Gesamtmarkt (gemessen am Dax, Stoxx oder Nikkei) um 1 Prozent gestiegen ist. Wichtig für den Anleger: Für die Zukunft lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit ein ähnliches Verhalten des jeweiligen Aktienkurses vorhersagen. Umgekehrt bedeutet ein Korrelationskoeffizient von 1, dass der Wert dieser Aktien um 1,7 Prozent fällt, wenn der durchschnittliche Wert aller Aktien im Markt um 1 Prozent steigt. Würde für die Aktie ein Korrelationskoeffizient von null errechnet, so
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