WISO - Aktien, Anleihen und Fonds
Gewinnausschüttungen ist daher auch mit einem weiteren Kursverfall zu rechnen. Wer in einem solchen Fall allein auf die Dividendenrendite schielt, macht einen schweren Fehler. So war nach der von Fehlspekulationen mit amerikanischen Hypothekenkrediten 2007/2008 ausgelösten Finanzkrise die Dividendenrendite mancher Banken recht hoch – aber ein Kauf von Finanztiteln höchst riskant.
Das bedeutet umgekehrt, dass auch eine niedrige Dividendenrendite hinterfragt werden muss. Sie kann auf eine Überbewertung der betreffenden Aktie an der Börse hindeuten, die früher oder später nach unten korrigiert wird. Kursverluste drohen. Eine niedrige aktuelle Dividendenrendite kann aber auch darauf zurückzuführen sein, dass die Anleger sehr gute Geschäftsergebnisse erwarten, die eine höhere Ausschüttung als im Vorjahr erlauben. Sie haben sich deshalb mit dieser Aktie eingedeckt. Deshalb werden Dividendenrenditen von Wertpapieranalysten auch häufig auf der Basis der von ihnen erwarteten Gewinne und der daraus resultierenden Dividendenzahlungen in den nächsten Jahren errechnet. So kann der Anleger prüfen, ob der derzeitige Kurs angesichts der vermuteten wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens zu niedrig oder zu hoch ist.
WISO rät
Nicht nur bei der Auswahl von Aktien kann die Beobachtung der Dividendenrendite von Nutzen sein. Aktien mit hoher Dividendenrendite können auch eine interessante Alternative zu Anleihen oder Schuldverschreibungen sein – bis Ende 2008 auch unter steuerlichen Aspekten.
In Zeiten einer allgemein schwachen Börse können Investments in Aktien mit hoher Dividendenrendite selbst ohne Kursgewinne einen besseren Ertrag bringen als festverzinsliche Papiere. Dem Aktionär bleibt überdies die Hoffnung auf eine Erholung der Kurse.
|141| WISO rät
Die Dividendenrendite – oder entsprechende Vergleichstabellen – müssen Sie nicht selbst berechnen. Sie finden Sie in vielen Tageszeitungen und auch bei zahlreichen Anbietern im Internet. Bei OnVista zum Beispiel können Sie auf einen Blick feststellen, wie hoch die Dividendenrendite der im Dax, Stoxx, CAC und zahlreicher anderer in- und ausländischer Indizes erfassten Unternehmen gemessen am aktuellen Kurs jeweils ist (http://aktien.onvista.de).
Der Kehrwert der Dividendenrendite, das sogenannte Preis-Dividenden-Ratio, drückt aus, wie viel der Anleger heute für 1,00 Euro an Dividende zahlen muss, die er in Zukunft erhält. Ein Preis-Dividenden-Ratio von 15 zeigt also, dass der Anleger für 1 Euro Gewinnanteil beim Kauf der Aktie heute 15 Euro zahlen muss. Damit ist das Preis-Dividenden-Ratio dem Kurs-Gewinn-Verhältnis sehr ähnlich. Man sollte hier aber beachten, dass diese Kennziffer entweder auf der zuletzt gezahlten Dividende beruht – dann gibt es keine Gewissheit, ob auch in Zukunft wieder so viel gezahlt wird – oder auf Schätzungen, die ebenfalls unsicher sind.
Da eine Bewertung von Aktien aufgrund der Dividendenrendite zu falschen Schlüssen führen kann, müssen weitere Kennzahlen herangezogen werden. Dazu gehört beispielsweise das Kurs-Gewinn-Verhältnis, die Standardabweichung oder Volatilität einer Aktie oder der sogenannte Betafaktor (siehe dazu die folgenden Kapitel). Außer den Kennziffern sollte sich ein Anleger aber immer auch die Wirtschaftsnachrichten, Geschäftsberichte und die von Banken veröffentlichten Analysen ansehen, um ein abgerundetes Bild zu gewinnen.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
Neben der Dividendenrendite zählt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) zu den am meisten verwendeten Kennzahlen zur Bewertung und zum Vergleich von Aktien. Es gibt das Verhältnis zwischen dem erwirtschafteten Gewinn pro Aktie und dem Kurs dieser Aktie wieder. Das KGV zeigt also, wie viel der Käufer einer Aktie im Verhältnis zum künftigen Gewinn dieser Aktiengesellschaft bezahlen muss. Der Gewinn pro Aktie ergibt sich aus dem Jahresüberschuss geteilt durch die Zahl der ausgegebenen Aktien. Der Jahresüberschuss eines Unternehmens ist in der zum Geschäftsbericht des Unternehmens |142| gehörenden Gewinn- und Verlustrechnung zu finden. Aber beachten Sie: Im Unterschied zur Dividendenrendite handelt es sich hier nicht um den Gewinn, der an die Aktionäre ausgeschüttet wird, sondern um den gesamten Überschuss des Unternehmens, der zum Teil für andere Zwecke (wie Investitionen oder Rücklagen) verwendet wird.
Beispiel
Hat eine Aktie ein KGV von 20, muss der Käufer dieser Aktien für 1 Euro zukünftigen Gewinn heute 20
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