WISO - Aktien, Anleihen und Fonds
hindeuten.
Die Berechnung des KGV für einen Index kann helfen, einen erreichten Indexstand besser zu beurteilen.
Beispiel
Anfang 2006 kletterte der Dax zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder über den Stand von 6 000 Punkten. Daraus den Schluss zu ziehen, dass der Aktienmarkt ebenso überhitzt sei wie damals, wäre aber voreilig gewesen. Ende der 90er Jahren stürmten die Kleinanleger massenhaft auf den Markt und die Kurse wurden immer weiter in die Höhe getrieben. Kaum jemand fragte danach, ob sie noch etwas mit den wirtschaftlichen Realitäten zu tun hatten. Die aber sahen 1998 ganz anders aus als 2006. Gemessen an ihren Erträgen waren die im Dax vertretenen Unternehmen damals überbewertet. 2006 und auch in den Jahren danach war die Profitabilität der 30 Dax-Unternehmen deutlich höher als um die Jahrtausendwende, und das KGV ist daher günstiger. Das zeigt erneut: Börsendaten müssen immer hinterfragt werden, wenn sie dem Anleger wirklich helfen sollen. Bei gleichem Indexstand kann der Dax mal teuer, mal günstig sein. Es kommt eben immer darauf an, was tatsächlich im Korb ist.
Volatilität: Die »Flatterhaftigkeit« von Aktien
Die Dividendenrendite oder das KGV geben Anhaltspunkte für die Abschätzung künftiger Erträge bei einem langfristigen Engagement in einer bestimmten Aktienanlage. Sie sagen aber nichts darüber aus, welchen Kursrisiken diese Aktie ausgesetzt ist. Um zu einer ausgewogenen Anlageentscheidung zu kommen, benötigen Investoren daher weitere Entscheidungshilfen, die ihnen Informationen über das Verhältnis von Chancen und Risiko bestimmter Anlageformen geben. Zur Beurteilung von Aktien wurden verschiedene |145| Kennzahlen entwickelt, die zusammengefasst als Risikomaße bezeichnet werden. Volatilität und der Betafaktor (siehe folgendes Unterkapitel) sind die wichtigsten unter diesen Warnlämpchen.
Die Volatilität drückt das Ausmaß der Renditeschwankungen eines bestimmten Papiers über einen bestimmten Zeitraum aus. Der Begriff der Volatilität kommt ursprünglich aus dem Italienischen und bedeutet so viel wie »Flatterhaftigkeit«. In der Regel wird die Volatilität einer Aktie über einen Zeitraum von einem Jahr in Prozenten ausgedrückt; ihre Berechnung beruht auf der sogenannten Standardabweichung. Eine Darstellung in absoluten Zahlen ist aber auch möglich. Diese Kennziffer wird von der Deutschen Börse AG börsentäglich berechnet. Die Berechnung beruht auf der sogenannten Standardabweichung.
Die täglich berechnete Volatilität bezieht sich immer auf den Kurs an diesem Tag. Wird also beispielsweise an einem bestimmten Tag für die Siemens-Aktie eine Volatilität von 15 Prozent bezogen auf ein Jahr errechnet, so bedeutet dies, dass die Rendite, die ein Investor mit der Aktie im Jahresverlauf erzielen konnte, im Durchschnitt 15 Prozent um den Kurs an diesem Tag schwankte. Die Volatilität gibt allerdings keinen Hinweis darauf, ob die Renditen positiv oder negativ waren, sodass allein aus der Volatilität noch kein Rückschluss darauf gezogen werden kann, ob die Aktie im Jahresverlauf nur gestiegen, nur gefallen oder gar ständig zwischen 15 Prozent über und 15 Prozent unter dem aktuellen Kurs geschwankt ist. Die Volatilität gibt nur an, wie groß die Schwankungen waren, aber nicht, in welche Richtung sie gingen. Allgemein kann man sagen, dass das Risiko, aber auch die Ertragschancen einer Anlage mit zunehmender Volatilität steigen.
Beispiel
An einem bestimmten Tag wird für die Aktie der Deutschen Bank AG ein Kurs von 72 Euro festgestellt. Gleichzeitig wird auf Basis der Kurse des letzten Jahres eine Volatilität von 20 Prozent errechnet. Für den Anleger bedeutet dies, dass der Kurs der Aktie der Deutschen Bank im Durchschnitt 20 Prozent um den an diesem Tag erreichten Kurs schwankte. Es wird mit dieser errechneten Volatilität keine Aussage darüber getroffen, ob die Renditen positiv oder negativ waren, der Kurs der Aktie also gestiegen oder gefallen ist.
Die Volatilität einer Aktie ist in der Regel umso höher, je enger der Markt ist – je mehr Umsatz also im Verhältnis zur Zahl und zum Wert der vorhandenen |146| Aktien gemacht wird. Wenn nur wenige Aktien für den Handel zur Verfügung stehen, können selbst kleinere Kauf- oder Verkaufsorders zu starken Kursausschlägen führen.
Umgekehrt ist es bei »marktbreiten« Werten, also bei Aktien von Unternehmen mit hoher Markt- oder Börsenkapitalisierung. Um hier die Kurse kräftig zu bewegen, müssen
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