Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
harmlos, spült nur die Liegestühle vom Strand und nimmt den Abfall mit, der vielerorts noch vom Vorabend an der Küste liegt. Die nächste Welle türmt sich schon höher auf. Und die dritte zerschmettert dann Ferienanlagen und Fischerdörfer entlang der Küste gleichermaßen.
10 m und höher türmen sich die Wellen plötzlich in den Gassen, in wenigen Sekunden laufen die unteren Geschosse der Häuser voll. In Panik schwimmen Menschen aus ihren Häusern, bevor die Wände dem massiven Druck nachgeben und in sich zusammenfallen. Wer Glück hat, den tragen die Fluten landeinwärts, spülen ihn irgendwo wieder an Land. Wer weniger Glück hat, den tragen die Wellen aufs Meer hinaus oder zerschmettern seinen Körper an einem Hindernis, das den Wogen irgendwo weit landeinwärts im Weg steht. Mindestens 231 000 Menschen sterben in wenigen Stunden in den Fluten.
Gehobenes Wasser
Die Indische Platte kollidiert nicht waagrecht mit Indonesien und Thailand, sondern taucht schräg unter die Platte mit diesen Landmassen ab. Sobald die Verhakung sich gelöst hat, verschiebt das gewaltige Erdbeben den Meeresboden in der betroffenen Region auch um bis zu 11 m nach oben oder unten. Wenn sich aber der Meeresboden nach oben oder unten bewegt, wird auch das Wasser darüber hochgehoben oder sinkt in die Tiefe. So entsteht eine Riesenwelle, die Tsunami genannt wird
.
Verhakte Platten
Die Katastrophe vom zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 entstand genau betrachtet tief im Innern der Erde. Geophysiker wissen, dass sich dort eine Art extrem zäher Gesteinsbrei befindet, auf dem mehrere gigantische, feste Platten schwimmen. Diese bewegen sich mit den obendrauf sitzenden Meeren und Kontinenten jedes Jahr nur wenige Zentimeter weiter.
Manchmal aber verhaken sich die Platten ineinander. Enorme Spannungen entstehen dann zwischen den verschiedenen Regionen der Platten. Irgendwann hält das Gestein die riesige Belastung nicht mehr aus und reißt. Genau das ist am 26. Dezember 2004 um 1.58 Uhr und 53 Sekunden Mitteleuropäischer Zeit auf einer Länge von rund 1200 km zwischen der kleinen Insel Simeuluë im Westen des nördlichen Sumatra und den Inselgruppen der Andamanen und Nikobaren westlich von Thailand der Fall: Im Durchschnitt 15, an manchen Stellen bis zu 20 m schnappte die Indische Platte in dieser Region nach Nordosten, rechnete der US-amerikanische Geologische Dienst USGS aus.
Die Gewalt des Tsunami am 26. Dezember 2004 reißt auch Gebäude und Autos mit sich
.
(c) picture-alliance (kpa)
Tiefe Wellen ganz hoch
Wie Tsunamis sich zu Riesenwellen auftürmen
Als am zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 ein Erdbeben den Indischen Ozean auf 1200 km Länge erschütterte, hob sich der Meeresgrund entlang dieser Zone um bis zu 11 m. Dabei wurde auch eine gigantische Wassermenge in der Größenordnung von etlichen 100 km 3 bewegt.
Die Killerwelle entsteht
Darin aber liegt der Unterschied zu normalen Wellen: Lösen Wind, Meeresströmungen oder auch ein ins Wasser geworfener Stein Wellen aus, bewegen diese nur die oberste Wasserschicht. Die senkrechte Bewegung des Meeresgrunds bei einem Seebeben aber hebt die gesamte darüberliegende Wassersäule an oder lässt sie ein Stück in die Tiefe sacken. Bei einer durchschnittlichen Ozeantiefe von 4100 m ist die Energie einer solchen Welle dramatisch höher als die einer „normalen“ Welle, die das Wasser nur einige Meter unter der Meeresoberfläche bewegt.
Die größte Welle
Ein kräftiges Erdbeben schüttelt am 9. Juli 1958 die Pazifikküste Alaskas. 900 m über dem Meeresspiegel der Lituyabucht sprengen die Erdstöße 90 Mio. t Fels, Erde und Eis los. Bis zum Auftreffen auf die Wasseroberfläche der gerade einmal 13 km langen und 4 km breiten Bucht hat die Gerölllawine auf satte 360 km/h beschleunigt. Die Besatzungen der drei Fischerboote am Eingang der Lituyabucht traut ihren Augen nicht, als sich nach dem Einschlag vor ihren Augen eine 150 m hohe Welle auftürmt. Die Besatzung eines der Boote überlebt diese wolkenkratzerhohe Welle nicht, die anderen beiden Fischkutter reiten sie erfolgreich ab
.
Der Megatsunami brandet gegenüber der Stelle, an der die Lawine in die Bucht donnerte, auf ein Steilufer, rast den Berg hinauf und trägt ihn bis auf den blanken Fels ab
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Als Wissenschaftler später die Höhe bestimmen, bis zu der die Bäume von der Welle abrasiert wurden, ist der Guinnessrekord fällig: Der Megatsunami lief offensichtlich bis auf eine Höhe von 524 m auf
.
Die Wellenberge eines solchen
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