Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
Tsunami aber ragen selten mehr als 1 m über den normalen Meeresspiegel auf, meist ist die Welle nur ein paar Dezimeter hoch. Da die Entfernung von einem Wellenberg zum nächsten 100–500 km beträgt, hebt das Wasser ein Boot auf dem Meer nur sehr langsam und recht wenig, auch wenn die Welle mit der Geschwindigkeit eines Verkehrsflugzeugs von 700 oder 800 km/h vorankommt.
In den normalen, kaum 100 km/h schnellen, durch Wind und Strömungen verursachten Wellen verschwindet ein Tsunami auf hoher See völlig, Fischer und andere Seeleute merken nichts von der drohenden Gefahr.
Breschen der Verwüstung
Je größer aber die Wellenlänge ist, umso weniger Energie verliert die Welle während sie sich ausbreitet. Trifft ein Tsunami also nach vielen Hundert oder auch mehreren Tausend Kilometern auf die Küste, hat er immer noch eine gewaltige Wucht. In Ufernähe aber konzentriert sich der Wasserdruck statt auf 4000 m Wassertiefe nun z. B. nur noch auf 10 m Wassersäule. Daher türmt sich die Welle plötzlich viel höher auf und kann wie am zweiten Weihnachtsfeiertag in Südasien ganze Küsten verwüsten. 20–30 m hohe Wellen schlugen an diesem Morgen 20 Minuten nach dem gewaltigen Seebeben ihre Breschen der Verwüstung in die indonesische Provinzhauptstadt Banda Aceh, zwei Stunden später verheerten sie Sri Lanka und auch den Süden Indiens.
Wenn die Welle kommt, bleibt nur die Flucht. In manchen gefährdeten Küstenregionen wie hier in der Stadt Seward in Alaska sind Fluchtrouten ausgewiesen
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(c) mauritius images (Danita Delimont)
Warnung vor der Flut
Europäische Systeme warnen vor asiatischen Tsunamis
Als am 12. September 2007 um 13.10 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit vor dem Süden Sumatras ein gewaltiges Erdbeben der Stärke 8,0 den Meeresboden zwischen den Mentawaiinseln und der Insel Enggano erschütterte, war Alexander Rudloff vom Geo-ForschungsZentrum GFZ in Potsdam trotz der solche Naturkatastrophen begleitenden Tragik auch ein wenig erleichtert. Der erste Teil des unter deutscher Leitung entstehenden Tsunamifrühwarnsystems hatte seine Feuertaufe bestanden. Fünf Minuten nach dem Beben hatten Rechner in Potsdam Ort und Stärke des Bebens ermittelt, weitere zwei Minuten später hatte Rudloff eine automatische Warnung in seiner Mailbox. Die Mail-Warnung der US-amerikanischen Erdbebenspezialisten trudelte dagegen erst eine knappe halbe Stunde nach dem Beben bei ihm ein.
Entscheidende Minuten
Solche Warnzeiten aber entscheiden über viele Menschenleben: Bereits 20 Minuten nach dem verheerenden Beben der Stärke 9,3 am 26. Dezember 2004 hatten Tsunamiflutwellen die Provinzhauptstadt Banda Aceh in Indonesien nahezu völlig zerstört. Um das Tötungspotenzial solcher Katastrophen in Zukunft zu mindern, entstand bis zum Jahr 2008 ein Tsunamiwarnsystem für Indonesien, dessen zentrale Teile aus Deutschland stammen. Rechtzeitig gewarnt, haben die betroffenen Menschen die Chance, vor den Riesenwellen in höher gelegene Regionen zu fliehen.
Ausgelöst wird ein Tsunami meist von Seebeben. Ausgerechnet vor Indonesien aber hat das weltweite Erdbebenmessnetz eine Lücke. Genau die schließt das GFZ mit 21 neuen Messstationen. Obendrein wurden moderne Kommunikationseinrichtungen installiert, mit deren Hilfe alle Erdbebenstationen der Region bis nach Malaysia online sind. Mit diesem Teil des Frühwarnsystems konnte das Beben am 12. September innerhalb von fünf Minuten lokalisiert werden.
Gemessene Wellen
Allerdings löst nicht jedes Seebeben Riesenwellen aus. Das tun nur Beben, bei denen sich Erdplatten am Meeresgrund ruckartig nach oben oder unten bewegen. Bisher brauchten die Forscher 90 Minuten, um diese Bewegungsrichtung zu messen, für Indonesien ist das viel zu lang. Deshalb messen die deutschen Forscher mit Bojen auf dem Meer und dem Satellitenortungssystem GPS die Wellenbewegung direkt und übermitteln sie mit Funksignalen via Satellit an eine Zentrale. Unter der Boje wird ein Sensor am Meeresgrund verankert, der den Druck registriert, den Riesenwellen bis dort hinunter auslösen. Insgesamt zehn solcher Bojen und Drucksensoren wurden installiert.
Die Signale werden anschließend an eine Warnzentrale in der indonesischen Hauptstadt Jakarta gesendet. Ein Computersystem ermittelt dort lange vor einem Beben in aller Ruhe, wie sich entsprechende Wellen an den verschiedenen Abschnitten der Küste verhalten. Im Ernstfall muss der Rechner dann nur noch auswählen, zu welchem dieser Szenarien die aktuelle Situation am
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