Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
den Weltmeeren stecken möchte, lässt Tampier seine Schiffe eben nur in einer Computersimulation fahren.
Segel für Getreidefrachter
In das Programm eingebaut hat Tampier die Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen, die Satelliten zwischen 1997 und 2001 alle sechs Stunden gewonnen haben. Der virtuelle Frachter fährt also jahrelang durch das echte Wetter der letzten Jahre im Computer über den Atlantik und den Pazifik. Wenige Prozent der Antriebskosten spart so ein schnelles Container- oder Passagierschiff mithilfe der Windenergie, meldet das Programm aber anschließend. Da lohnt es kaum, die Segel zu hissen, auch wenn dazu längst keine Matrosen mehr in die Takelage klettern, sondern ein Knopfdruck auf der Brücke die Segel vollautomatisch ausbringt oder einrollt.
Viel besser sieht die Situation aus, wenn ein Frachter in langsamer Fahrt mit nur 10 Knoten über die Weltmeere schippert. Dann sparen die Segel im günstigsten Fall 44 % der Energie, meldet der Computer. Am ehesten lohnen die Segel sich daher auf sogenannten Massengutfrachtern, die z. B. Getreide oder Kohle von Australien in den Rest der Welt liefern. Bei einer Passagierfähre dagegen, die Passagiere und Fracht möglichst schnell zum Ziel bringen will, rentiert sich die Windenergie am wenigsten.
Langsam ist besser
Einfacher als mit Segeln lässt sich laut Günther Clauss von der Technischen Universität Berlin beim Tempo Sprit sparen: „Vor allem die schnellen Schiffe könnten einfach langsamer fahren!“ Grundlage dieses Vorschlags ist ein einfacher physikalischer Zusammenhang: Der Verbrauch oder die Antriebsleistung eines Schiffes steigt mit der dritten Potenz der Geschwindigkeit. Fährt ein Schiff mit 25 Knoten oder 46 km/h in 58 Tagen zwischen verschiedenen Häfen Ostasiens und Europas, benötigt es mit 22 Knoten keine fünf Tage länger, spart aber ein sattes Viertel Treibstoff
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Dieses Containerschiff der Beluga Shipping GmbH nutzt die Windenergie mithilfe eines „Zugdrachens“, um die Hauptmaschine zu entlasten: So soll ein um 10–15 % reduzierter Treibstoffverbrauch erzielt werden. Die Segelfläche beträgt 160m2, für weitere Projekte sind Segelflächen von bis zu 600m2 geplant
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(c) SkySails
Ein schwimmendes Labor
Der Forschungseisbrecher „Polarstern“
Die Reise führt in eine der rauesten und unzugänglichsten Regionen der Erde. Die Meere der Antarktis sind eine Welt voll glitzernder Eisberge, lärmender Pinguinkolonien und massiger See-Elefanten, die träge ins Schneetreiben blinzeln. Wenn das Wetter mitspielt, kann sich kaum jemand der Faszination dieser scheinbar unberührten Natur entziehen. Doch es gibt auch die anderen Tage, an denen gewaltige Stürme toben und den Südozean zu haushohen Wellen aufpeitschen. Oder an denen beißende Kälte das Wasser in dicke Eisplatten verwandelt. Wer die Geheimnisse des tiefen Südens erforschen will, darf sich von widrigen Umständen nicht abschrecken lassen. Und er braucht ein Schiff, das einiges aushält. Genau für solche Herausforderungen wurde das größte und bekannteste deutsche Forschungsschiff gebaut: die „Polarstern“.
Die „Aurora Borealis“
Damit die „Polarstern“ nicht mehr jedes Jahr zwischen Arktis und Antarktis pendeln muss, soll im Jahr 2012 ein neuer europäischer Forschungseisbrecher namens „Aurora Borealis“ in See stechen. Entwickelt wird dieses speziell für die Arktisforschung konzipierte Schiff unter Federführung des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven
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Kälte und Dunkelheit
Für 100 Mio. Euro hatte das Bundesforschungsministerium Anfang der 1980er-Jahre ein Schiff für Polarexpeditionen in Auftrag gegeben. Am 9. Dezember 1982 war es dann soweit: Das 118 m lange und 25 m breite schwimmende Großlabor trat seinen Dienst an. Seither ist es für das Alfred-Wegener- Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven unterwegs. Rund 320 Tage im Jahr verbringt das Schiff auf See und pendelt dabei zwischen Arktis und Antarktis. Rund 7600 Wissenschaftler und Besatzungsmitglieder aus 36 Ländern hat es bis zu seinem 25. Dienstjubiläum 2007 schon in die polaren Eiswelten gebracht – meistens im Sommer. Einige Fahrten aber führten auch in die Dunkelheit der Polarnacht. So hat die „Polarstern“ zwischen 2005 und 2006 ein ganzes Jahr in der Antarktis verbracht, damit Forscher das Meereis und seine Bewohner zu verschiedenen Jahreszeiten beobachten konnten. Selbst bei solchen Winterexpeditionen kommt das
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