Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
Dennoch war der Brite fest entschlossen, einen neuen Seeweg nach China zu entdecken – und zwar in nordöstlicher Richtung durch die Gewässer der Arktis. Die Expedition scheiterte weit vor dem Ziel. Bei Murmansk wurden zwei der Schiffe im Eis eingeschlossen, Willoughby selbst und ein großer Teil der Besatzungen kamen ums Leben. Ihr Logbuch aber hat die tragische Reise überstanden. Seine vergilbten Seiten studieren heute die Klimaforscher des Norwegischen Polar Instituts (NPI).
Historische Karten
Die Wissenschaftler interessieren sich für die Eismassen, die rings um den Nordpol den Ozean bedecken. Wie hat sich die Ausdehnung des Meereises in den letzten Jahrhunderten verändert? Schmilzt es unter dem Einfluss des Klimawandels allmählich ab? Solche Fragen soll ein Archiv beantworten, das die Forscher am NPI gemeinsam mit der Naturschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) erstellt haben. Es enthält mehr als 6000 Karten aus dem Gebiet zwischen Grönland und der Insel Nowaja Semlja im russischen Eismeer. Darauf ist die Eisverteilung zu verschiedenen Zeitpunkten zwischen 1553 und heute zu sehen. Eine vergleichbare Kartensammlung, die Aufzeichnungen von Entdeckungsreisenden ebenso berücksichtigt wie moderne Satellitendaten, gab es bis dahin nicht. Mehr als 15 Jahre hat es gedauert, den Informationswust aus fünf Jahrhunderten auszuwerten.
Eis auf Papier
Schon die Kapitäne des 16. Jh. haben in ihren Logbüchern neben Wetterangaben auch das Auftauchen von Eisbergen und die Grenzen des Packeises vermerkt. 300 Jahre später begannen einzelne Polarforscher, das Phänomen Meereis wissenschaftlich zu untersuchen. Fridtjof Nansen z. B. hatte sein packeistaugliches Schiff „Fram“ in ein schwimmendes Labor verwandelt. Der Norweger hielt nicht nur Eisgrenzen fest, sondern auch Wassertiefen und Strömungen, Temperaturen und Salzgehalte. Noch umfassendere Daten über die Eisverteilung gibt es seit Anfang des 20. Jh. Damals wurde auf Spitzbergen Kohle entdeckt und für die Sicherheit der Transportschiffe waren solche Informationen unverzichtbar. Heute lässt sich die Eisbedeckung der Polarmeere mit deutlich weniger Abenteuergeist per Satellitenblick aus dem All beobachten.
Seit etwa 30 Jahren verzeichnen Wissenschaftler in den arktischen Gewässern einen Rückgang der Eismassen. Messungen zeigen, dass die Eisdecke in den letzten 40 Jahren um bis zu 40 % dünner geworden ist. Satellitenbilder dokumentieren eine Abnahme der eisbedeckten Fläche um etwa 3% pro Jahrzehnt. Zwar hängt die Eisverteilung sehr stark von den Windverhältnissen des jeweiligen Jahres ab, doch viele Experten sehen auch einen Zusammenhang zwischen dem Eisschwund und der Klimaerwärmung. Die historischen Karten zeigen nun, dass der Trend zum Schmelzen schon seit mindestens 150 Jahren in Gang ist. In den kartierten Regionen der Barentssee ist das Eis seit Mitte des 19. Jh. um etwa ein Drittel zurückgegangen.
Das große Tauen
Der Rückgang des Eises auf den arktischen Meeren kann für die Tierwelt der Region drastische Konsequenzen haben. Beispielsweise sind Robben und Eisbären auf Packeis und Eisschollen angewiesen, um zu jagen und ihre Jungen aufzuziehen
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Mit der „Fram“ erforschte Fridtjof Nansen die Polarmeere. Das Holzschiff war so konstruiert, dass es im Packeis driften konnte. Heute wird es im Frammuseum in Oslo ausgestellt
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(c) picture-alliance (maxppp)
Mensch und Meer
Gefiedertes Öl
Der Untergang der „Prestige“
Im Spätherbst des Jahres 2002 erlebte Europa die bis dahin größte Ölpest seiner Geschichte. Am 13. November schlug der Öltanker „Prestige“ vor der nordspanischen Küste leck, brach auseinander und sank. Der größte Teil seiner 77 000 t Schweröl floss ins Meer und verschmutzte einen Küstenstreifen von etwa 3000 km Länge. Um solche Katastrophen in Zukunft möglichst zu verhindern, dürfen die besonders gefährlichen „Einhüllen-Tanker“ vom Typ der „Prestige“ heute kein Schweröl mehr in EU-Häfen transportieren.
Die schwarze Flut
Denn die Folgen des Unfalls waren verheerend. Wochenlang trieb eine unappetitliche Mischung aus verendeten Vögeln und zähen Ölklumpen auf dem Atlantik. „Chapapluma“ - „gefiedertes Öl“ – heißt so etwas in Spanien. Bis zum Mai 2003 fanden freiwillige Helfer mehr als 23 000 gefiederte Ölopfer von 71 verschiedenen Arten, drei Viertel davon waren bereits tot. Etwa 600 Tiere konnten in aufwendigen Säuberungsaktionen wieder aufgepäppelt werden. Mehr als
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