Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Grupen
Vom Netzwerk:
erziehen
.
    (c) Interfoto, München

Was darf der Mensch? – Die Fragen der Ethik
Aristoteles (384–322 v. Chr.)
    Der Mensch ist laut Aristoteles ein „geselliges Lebewesen“, das sich nur in der Gemeinschaft ganz entfalten könne. Das Zusammenleben der Menschen im Staat regeln die Gesetze, wie Aristoteles sie in seiner „Politik“ beschreibt. Die Gesetze sind gleichsam der äußere Maßstab des Handelns. In seiner „Nikomachischen Ethik“ fragt Aristoteles, ob es darüber hinaus einen inneren Maßstab gibt, der dem Einzelnen sagt, wie er handeln soll, insbesondere, wie er andere Menschen behandeln soll. Diese Frage ist die Ausgangsfrage der Ethik (nach griech.
ethos
, Sitte).
Der Mittelweg der Tugend
    Sokrates hatte sich in dieser Sache auf seine innere Stimme, das „Daimonion“, verlassen. Platon war zeitlebens bemüht, das Wesen der Gerechtigkeit zu ergründen, um daraus Richtlinien für ein tugendhaftes Leben abzuleiten. Aristoteles versucht sich in seiner „Nikomachischen Ethik“ an einer weniger allgemeinen Antwort. Im Einklang mit seiner Beschreibung des Menschen als geselliges Lebewesen und in Abgrenzung zu Platons Suche nach dem abstrakten Wesenskern der Tugenden definiert Aristoteles die Tugend „nicht schlechthin, sondern im Hinblick auf den anderen Menschen“. Sein Vorschlag für den Maßstab des Handelns: die Mitte (griech.
mesotes
) zwischen den Extremen, zwischen Mangel und Überfluss. Als Beispiele nennt Aristoteles unter anderem Tapferkeit und Großzügigkeit: Tapferkeit sei der Mittelweg zwischen Feigheit und Leichtsinn; der Feige zeige zu wenig Mut, der Leichtsinnige zu viel, der Tapfere aber gerade das rechte Maß. Ähnliches gelte für Großzügigkeit als Mittelweg zwischen Geiz und Verschwendung. Die Tugend, so Aristoteles, ist stets „die Mitte zwischen zwei Schlechtigkeiten“.
    Quellen der Ethik
    Seit Aristoteles sind viele Versuche unternommen worden, die Frage „Was soll ich tun?“ zu beantworten. Man unterscheidet dabei zwischen ethischen Regeln, die wir uns selbst geben, etwa mittels eines moralischen Instinkts, wie ihn Antony Shaftesbury beschreibt (griech. Autonomie, Eigengesetzlichkeit), fremden Regeln, wie sie uns etwa Gott mit seinen Geboten auferlegt (griech. Heteronomie, Fremdgesetzlichkeit), und formalen Regeln wie Kants kategorischem Imperativ, der die Ethik auf das allgemeine Prinzip der Widerspruchsfreiheit zu reduzieren versucht
.
Das höchste Gut
    In der „Nikomachischen Ethik“ bettet Aristoteles diese Lehre vom goldenen Mittelweg in eine umfassende Analyse menschlichen Handelns ein. So wie jedes Handwerk, jede Kunst und jede Wissenschaft sei auch unser Handeln insgesamt stets von Zielen geleitet. Über allen Zielen aber stehe das „höchste Gut“. So wie die Medizin auf die Gesundheit ziele, die Strategie auf den Sieg und die Baukunst auf das Haus, erstrebe das menschliche Handeln die Glückseligkeit. Anders als Lust oder Ehre sei die Glückseligkeit keine Zwischenstufe auf dem Weg zu weiteren Zielen, sondern das Endziel unseres Handelns.
    Wir erstreben die Glückseligkeit, so Aristoteles, „wegen ihrer selbst und niemals wegen eines anderen.“ Den Weg zur Glückseligkeit wiederum weise die Vernunft. Während die Ernährung uns mit den Pflanzen und die Wahrnehmung mit den Tieren verbinde, zeichne die Vernunft uns als Menschen vor allen anderen Lebewesen aus. Wenn der Mensch als Mensch glücklich werden wolle, müsse er sich deshalb in seinem Handeln von der Vernunft leiten lassen. Die Vernunft helfe uns, die Mitte zwischen den Extremen zu finden, tugendhaft zu leben und glückselig zu werden.

Miniaturenmalerei einer mittelalterlichen Handschrift der „Nikomachischen Ethik” von Aristoteles, Musée Condé, Paris. Im unteren Bildteil wird die auf Aristoteles zurückgehende Unterteilung der Gerechtigkeit in die „iustitia distributiva“ – die zuteilende Gerechtigkeit – und die „iustitia comutativa“ – die ausgleichende Gerechtigkeit – vollzogen. Darüber steht die „iustitia legalis“ – nach Thomas von Aquin (um 1225–1274) die wichtigste Form der Gerechtigkeit: die Einhaltung der Gesetze durch den Einzelnen
.
    (c) Interfoto, München

Die Wissenschaft der Wissenschaften: Metaphysik
Aristoteles (384–322 v. Chr.)
    Wo Physik aufhört, fängt Philosophie an. Dabei haben beide ihren gemeinsamen Ursprung in der griechischen Naturphilosophie mit ihren Fragen nach der Himmelsmechanik, der Bewegung und dem Baustoff der Welt. Doch auch nach

Weitere Kostenlose Bücher