Wissen auf einen Blick - Philosophen
Idealismus. Der Idealismus räumt den Ideen größere Bedeutung als der Materie ein und sieht deshalb in der Vernunft eine zuverlässigere Erkenntnisquelle als in der sinnlichen Wahrnehmung.
Das Leib-Seele-Problem
Besteht auch die Seele, wie der Körper, aus Materie? Aristoteles verstand die Seele als Form, die dem Körper seine Gestalt gibt. Kennzeichnend für den von Aristoteles begründeten philosophischen Materialismus ist seine Nähe zur Naturwissenschaft, für die Beobachtung, Beschreibung und Experiment wichtige Rollen spielen. So finden sich unter Naturwissenschaftlern denn auch deutlich mehr Aristoteliker als Platonisten, mehr Materialisten als Idealisten. Ein modernes Beispiel für den Materialismus ist der Versuch, selbst unsere Gedanken, unser Bewusstsein und damit unsere Seele ausschließlich durch materielle Phänomene zu erklären, etwa durch kleinste elektrische Ströme, die im Gehirn fließen
.
Stoff und Form
Aristoteles bleibt bei der Materie allerdings nicht stehen. Um die Gestalt der Erfahrungsgegenstände zu erklären, müsse zum unbestimmten Stoff (griech.
hyle
) die Form (griech.
morphe
) und die Ursache (griech.
aitia
) kommen. Zur Illustration dieser Begriffe wählt Aristoteles das Beispiel des Stuhls. Das formlose Holz, der Stoff, trage zwar die Möglichkeit des Stuhls in sich, werde aber erst zum Stuhl, indem der Tischler als wirkende Ursache dem Holz diese Form gebe. Allerdings sei die Form weder gänzlich von der Materie ablösbar, noch komme in der Wirklichkeit völlig ungeformte Materie vor. Die Trennung von Form und Materie geht über die die Erfahrungswelt hinaus; sie ist eine Theorie und als solche Teil der philosophischen Welterklärung. Einzige Ausnahme: die abstrakten Formen der Mathematik, denen keine stofflichen Dinge entsprechen. Anders als Pythagoras, der den Zahlen körperliche Wirklichkeit zuschrieb, versteht Aristoteles die Mathematik allerdings auch nicht als wirklichkeitsbeschreibende, sondern als instrumentelle Wissenschaft.
Auf Raffaels berühmtem Fresko „Die Schule von Athen“ sieht man Aristoteles nicht zufällig nach unten, zu den stofflichen Dingen, deuten, während neben ihm Platon mit ausgestrecktem Finger nach oben zum Ideenhimmel zeigt
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(c) dpa/Picture-Alliance, Frankfurt
Vom Zweifel zur Seelenruhe
Pyrrhon von Elis (360–270 v. Chr.)
Der Bildhauer Alberto Giacometti (1901–1966) ist berühmt für die gestreckten Silhouetten seiner Figuren. Nasen, Finger, Arme, Beine, ganze Körper sind bei ihm in die Länge gezogen. Zumindest seinen dürren Wanderer (franz. „Homme qui marche“, 1960) kennt wohl fast jeder, der schon einmal in der Schweiz war, denn er ziert seit 1998 den 100-Franken-Schein. Trotz der scheinbaren Verzerrung hat Giacometti immer behauptet, die Dinge genau so abzubilden, wie er sie sehe. Was heißt das für die Zuverlässigkeit unserer Wahrnehmung und die Verallgemeinerbarkeit des Bildes, das wir uns von der Welt machen? Viele Philosophen waren der Meinung, auf unsere Sinne sei kein Verlass, von Pythagoras bis Platon, von Descartes bis Kant. Doch einer ging damit weiter als beinahe alle anderen: Pyrrhon von Elis. Er machte den Zweifel (griech.
skepsis
) zum Ausgangspunkt seines Denkens und wurde damit zum Begründer des Skeptizismus. Pyrrhon selbst hat nichts geschrieben, aber dank der „Grundzüge des Pyrrhonismus“ des griechischen Arztes Sextus Empiricus (3. Jahrhundert n. Chr.) wissen wir von seiner Lehre.
Gefahren der Skepsis
Pyrrhon war es ernst mit der Urteilsenthaltung, auch im Alltag. Er weigerte sich, entgegenkommenden Wagen, steilen Abhängen oder bissigen Hunden auszuweichen, wie Antigonos (3. Jahrhundert v. Chr.) berichtet. Wieso sollte er auch seinen Augen trauen? Dass er überhaupt überlebte, habe er nur seinen Schülern zu verdanken, die ihn begleiteten und auf ihn aufpassten. Man ahnt, dass der große Skeptiker kein einfacher Zeitgenosse war
.
Wer einmal lügt …
Ein Stab, ins Wasser getaucht, erscheint gebrochen, aber wenn ich ihn wieder aus dem Wasser ziehe, ist er unversehrt. Warum, fragt Pyrrhon, soll ich den Sinnen trauen, wenn sie mich auch nur einmal belügen? Er kündigt deshalb den erkenntnistheoretischen Rahmenvertrag, der besagt, dass wir wissen können, wie die Dinge wirklich sind, wenn wir uns nur genug Mühe geben. Er erklärt die Annahme eines Zusammenhangs zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit für nichtig. Das, was uns erscheint, erlaubt keine Rückschlüsse auf das, was ist. Wenn wir aber
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