Wissen auf einen Blick - Philosophen
Erforschung aller Naturgesetze bleiben noch viele grundlegende Fragen offen: Wie sollen wir leben? Was kommt nach dem Tod? Warum gibt es die Welt? Diese fundamentalen Fragen sind das Feld der Metaphysik. Ihre sechs großen Themen sind Gott, Unendlichkeit, Seele, Sein, Individuum und Verstand. Gemeinsam ist den Teilbereichen der Metaphysik die Frage nach dem Wesen und dem Zusammenhang der Dinge im Unterschied zu ihren äußeren Eigenschaften und Erscheinungsweisen. Wenn sich ein Metaphysiker mit dem „Sein“ beschäftigt, treibt ihn die Frage um, was wir eigentlich meinen, wenn wir sagen „Platon ist weise“ und „Gott ist“, oder gar über „das Sein selbst“ sprechen. Dieser Teilbereich der Metaphysik wird auch Ontologie genannt, nach griech.
to on
, Sein, und
logos
, Lehre.
Kritische Wende
Fast genau 2000 Jahre nach Aristoteles schlägt Immanuel Kant (1724–1804) ein neues Kapitel auf. Seine „Kritik der reinen Vernunft“ (1781) ist eine Reaktion auf die spekulativen Blüten, die insbesondere die christliche Metaphysik des Mittelalters getrieben hatte. Er fordert einen „Gerichtshof der Vernunft“, um die natürliche Neugier des Menschen auf abstrakte Ideen wie „Freiheit“ oder das Wesen Gottes anzugehen. Kant erklärt die Hoffnung, das wahre Sein der Welt oder gar Gott aus reiner Vernunft zu erkennen, für nichtig und wirft die Frage auf, ob und wie Metaphysik als Wissenschaft überhaupt möglich sei. Diese Frage steht bis heute im Raum
.
Ursprung der Metaphysik
Der Begriff „Metaphysik“ selbst hat einen denkbar profanen Ursprung. Als Andronikus von Rhodos um 50 v. Chr. die Werke des Aristoteles ordnete, stieß er auf ein titelloses Bündel grundlegender Texte zu Themen wie Seinslehre und Theologie, deren gemeinsamen Gegenstand Aristoteles selbst mit „erste Philosophie“ angibt. Andronikus oder einer seiner Zeitgenossen fasste die Schriften zu einem Band zusammen und platzierte ihn „neben“ der aristotelischen „Physik“, griech.
meta ta physika
. Dieser bibliographische Notbehelf avancierte in der lateinischen Kurzform „Metaphysica“ bald schon zum Titel des Werkes und später zum Namen der gesamten Disziplin, die sich mit sozusagen „außerphysikalischen“ Fragen beschäftigt.
Erste Philosophie
In der „Metaphysik“ des Aristoteles sind seine Schriften gesammelt, die sich mit den grundlegenden Themen der Philosophie beschäftigen. Diese „erste Philosophie“ umfasst seine gesammelten Werke zur Ontologie (Lehre vom Sein), Kosmologie (Lehre von der Welt), Anthropologie (Lehre vom Menschen) und Theologie (Lehre von Gott). Bis heute wird der Begriff der Metaphysik aber in unterschiedlichen Bedeutungen benutzt. Er steht unter anderem als Synonym für die Philosophie überhaupt, für die „Erste Philosophie“, für die „Wissenschaft der Wissenschaften“ und für die reine Vernunfterkenntnis im Unterschied zur Erkenntnis aus Erfahrung und Beobachtung.
Im Treppenhaus des Hauptgebäudes der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg befindet sich das von Gustav Adolph Spangenberg (1828–1891) gestaltete Fresko „Die Philosophie: Die Schule des Aristoteles“ (1883/1888). Spangenberg verewigte auf seinem Fries die vier Fakultäten der Universität
.
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Logik, die hohe Kunst des Denkens
Aristoteles (384–322 v. Chr.)
Die meisten Wissenschaften haben einen Gegenstand, der außerhalb ihrer selbst liegt. Die Logik, die als zweiter Wortbestandteil in fast allen Wissenschaften steckt, ist anders. Ihr Gegenstand ist nicht ein einzelner Wissensbereich, sondern das Denken selbst. Wie viele andere Disziplinen geht sie auf Aristoteles zurück, der sie aber wegen ihres besonderen Charakters selbst nicht zu den Wissenschaften zählt, sondern als ein universelles Werkzeug der Erkenntnis beschreibt. Spätere Herausgeber haben deshalb die zahlreichen aristotelischen Schriften, die sich mit der Logik beschäftigen, unter dem Titel „Organon“ (griech. Werkzeug) zusammengefasst. Dazu gehören „Von der Sprachform der Sätze“ (bekannter unter dem lateinischen Titel
De interpretatione
), „Von den Kategorien“, die erste und zweite „Analytik“ sowie die „Sophistischen Widerlegungen“, die sich mit den Trugschlüssen beschäftigen.
Wahr oder falsch?
Gegenstand der Logik ist laut Aristoteles unser Denken, sofern es sich in Aussagesätzen und deren Verknüpfung entfaltet. Logisch im Sinne seiner „Analytik“ denken wir, wenn wir unseren Gedanken die Form
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