Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)

machen?“
    „Ja, wieso nicht? Mom hat sich auch dafür interessiert. Sie und Madam e Bertha waren dicke Freunde.“
    „Wo ist sie? “
    „Gestorben, als ich neun war. “ Jos deutete auf sein nachlässig gemachtes Bett. „Setz dich doch. Wobei kann ich dir denn helfen?“
    „Das ist ein bisschen  …“ Seth suchte nach dem richtigen Wort, „heikel. Aber du stehst auf dieses ganze Zeug, also vielleicht hältst du mich nicht für total bekloppt.“ Er wischte sich die vor Nervosität feuchten Handflächen an seiner Jeans ab.
    „Oookay? “ Jos zog das Wort lang.
    Seth zählte bis fünf, und starrte Jos dann als, als könnte der ihm die Peinlichkeit des Augenblicks nehmen. „Ich bin da … in so eine Art … Geisterjagd verwickelt. Irgendwie. Und ja, das klingt verrückt.“
    Jos stand der Mund offen. „Und wie. Ist das dein Ernst?“
    „Ja, ich mach was mit Geistern  … sozusagen. Und ich brauche dabei Hilfe, weil ich diese Scheiße nicht alleine regeln kann.“
    Jos gaffte Seth an, als hätte er ihn noch nie vorher gesehen. „Ich dachte, das Ganze interessiert dich nicht? Hast du uns etwa belogen?“
    „Bestimmt nicht “, entgegnete Seth abfällig.
    „Und  … wie kommst du dann plötzlich darauf?“
    Seth lachte humorlos. „War nicht schwer, als ich merkte, dass ich mein Zimmer mit einem Geist teilen muss. “ Er schüttelte den Kopf und grinste. „Aber es könnte schlimmer sein. Der Typ ist echt cool.“
    „Es wohnt ein Geist  … in deinem Zimmer. Klar.“ Jos verzog das Gesicht und lehnte sich zurück. „Hör mal, Seth, wenn ich dir auf die Nerven gehe, sag mir das einfach. Ich habe es echt satt, ständig verarscht zu werden.“
    „Aber ich- “
    „Ja, ja, es geht mal nicht um Horoskope oder Tarot, großartige Leistung, aber besser wird es dadurch nicht. Da sind ja Neal und Ira krea- “
    „Er heißt Clyde! “, unterbrach Seth seine Tirade, bevor er sich noch richtig in Rage reden konnte.
    Verblüfft unterbrach Jos seinen Satz. „Wer?“
    „Mein Geist. Er heißt Clyde und hat früher in meinem Zimmer gewohnt. “
    Jos schob seine Brille hoch. „Das hätte jeder rausfinden können. Auch, wie er aussieht und das alles. Damit kriegst du mich nicht.“
    „Du bist ein harter Brocken, Alter. “ Seth seufzte. „Aber gut, penn heute Nacht bei mir und du siehst ihn mit eigenen Augen. Du kannst sogar mit ihm reden, wenn du dich traust.“
    Jos ’ Unterkiefer klappte auf. „Du willst mich total verarschen.“
    „Sehe ich vielleicht so aus? “, fragte Seth ungeduldig. „Ich kann es beweisen. Wir müssen dafür zwar ein bisschen kiffen, aber dann-“
    „Halt, halt, halt! “ Jos, der aussah, als hielte er Seth für einen armen Irren, fuchtelte mit den Armen. „ Kiffen ?“
    „Ja, aber das kann ich auch erklären. “ Seth überdachte das kurz und schüttelte leicht den Kopf. „Vielleicht nicht jetzt, weil wir keine Zeit haben, aber es wohnt wirklich ein Geist in meinem Zimmer, und eine Million andere Geister bedrohen die Leute in Blackwood Springs und ich brauche Hilfe, bevor jemand draufgeht.“ Er holte Luft. „Alles klar?“
    „Nein. “ Mit weit aufgerissenen Augen starrte Jos ihn an. „Wieso sollte bitte jemand draufgehen ?“
    Stöhnend warf Seth den Kopf in den Nacken. „Lange Geschichte. Machst du trotzdem mit? “
    Ein vorsichtiges, aber aufgeregtes Grinsen stahl sich auf Jos’ Gesicht. „Auf jeden Fall. Ich sage gleich meinem Dad Bescheid. Das wird das coolste Jahr meines Lebens!“
    „Oder das schlimmste “, murmelte Seth. Er kramte einen Hämatit aus seiner Tasche. „Hier. Nimm den Anhänger und trage ihn immer bei dir. Der schützt dich davor, von Geistern besessen zu werden. Ich habe auch einen.“ Er zeigte dem anderen Jungen den Stein am Lederband, das er um sein linkes Handgelenk gewickelt trug.
    „Ist das mit diesem Jungen in der Schule passiert? “, fragte Jos. Er spielte mit dem Stein und strich über seine grau glänzende Oberfläche „Hat er deshalb so viel Wasser getrunken?“
    Nickend zog Seth als nächstes seinen Schreibblock hervor. „Das sollte ein Warnschuss sein, oder hattest du jemals solchen Durst? “
    „Heilige Sch- “ Jos warf sich das Lederband mit dem Edelstein um den Hals und sah sich misstrauisch um. „Okay, erledigt. Und jetzt?“
    „Zuerst sichern wir euer Haus. Geht auch ganz schnell. “
    Jos rollte seinen Stuhl ans Bett und betrachtete die Runen, die Seth ihm zeigte. „Algiz und Othala … Da hätte ich eigentlich selbst