Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
stellte ihre Tasse ab und sah ihm eindringlich in die Augen. „Aber darum geht es gar nicht, oder?“
Die Arme verschränkend lehnte Seth sich zurück. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er die beiden Frauen. „Nein. Eigentlich nicht. “
„Was willst du dann wissen? Was ist passiert? “
Er debattierte mit sich, wie er es angehen sollte. Schließlich erklärte er schlicht: „Julien Meuniere ist passiert. In dieser ganzen verfi- “
„Seth! “
„Junger Mann! “
„Sorry, in dieser verdammten Stadt ist er der einzige, der Klartext mit mir redet! Wisst ihr, wie scheiße das ist? Wieso habt ihr mir nicht gesagt, dass es schon mal so eine Plage gab? Das mit dem Beschützen habt ihr echt nicht drauf.“
Claire sah gen Himmel und Gretchen seufzte: „Es tut uns leid, dass du es von ihm erfahren hast. Aber ich wünschte, du würdest dich nicht zu sehr mit ihm anfreunden. Die Blackwoods sind schon schwer zu handhaben, aber der arme Julien ist noch eine ganz andere Art von Monster. Er hat damals viel mitgemacht und ist sehr hart geworden.“
„Bei dem erkennst du nicht, wenn er dir Böses will “, stimmte Claire hinzu. „Er ist aalglatt … auch wenn er sehr charmant sein kann.“ Sie sah verträumt für einen Moment aus der offenen Terrassentür in den Garten hinaus.
Seth schnaubte. „ Attraktiv findet ihr ihn trotzdem. Typisch Frauen.“
„Hey! “ Claire schubste ihn spielerisch. „Jeder weiß, dass Vampire bestenfalls Verbündete sind. Als Freunde sind sie nicht zu empfehlen.“
„Ihr verwechselt mich wohl mit meiner Schwester. Ich weiß nichts über dieses ganze Zeug hier! Weder über Geister, noch Vampire, noch Werwölfe!“ Seine Stimme wurde etwas lauter und ein Hauch Hysterie schwang mit. „Und Sirenen? Ich bitte euch!“
„Sie sind hier wirklich ein wenig fehl am Platz “, meinte Gretchen. „So weit vom Ozean weg und ohne ihren Schwarm.“
Seth öffnete den Mund, überlegte es sich aber anders und schluckte die Fragen hinunter, die er stellen wollte.
Claire nutzte seine momentane Verwunderung und fragte: „Hör mal, wenn deine Schwester so viel über das Okkulte weiß, wieso du dann nicht? „
„Soll das ein Witz sein? “
Claire schüttelte den Kopf. „Nein, wieso? Über Hailey findet m an praktisch alles im Internet – ich muss es wissen, ich habe während der Verhandlungen Nachforschungen über deine Familie angestellt – aber von dir so gut wie nichts.“
„Mein Dad musste eine einstweilige Verfüg ung erwirken, weil die Pressefuzzis eine Zeitlang jeden unserer Schritte verfolgt haben. Das war echt ätzend.“
„Ich hätte gedacht, dass ein Junge in deinem Alter die Aufmerksamkeit mögen würde “, sagte Claire. „Besonders in New York.”
„Ich war dreizehn in New York “, entgegnete Seth trocken. „Und ich hatte überhaupt keinen Bock auf dieses ganze Getue. Kein normaler Kerl hätte Lust drauf gehabt.“ Er piekste das Omelett mit seiner Gabel und trennte ein kleines Stück ab. „Ich habe bis heute nicht eine einzige Folge Witch Girls gesehen. Mmh, das ist richtig gut, Mrs. G!“
Gretchen strahlte. „Lass es dir schmecken. Du kannst es vertragen. “
„Wirklich keine einzige? “ Ungläubig sah Claire ihn an. „Sogar ich schaue ab und zu rein, und ich bin mindestens zehn Jahre zu alt dafür.“
„Tja, selbst schuld. “ Seth grinste und schob sich noch einen Happen vom Ei in den Mund. „Wow, ist da Brie drin?“
Augenrollend schenkte Claire sich Kaffee und ihm Tee nach und knabberte an ihrem Brötchen. „Mach nicht den Fehler und bitte sie, dir Kochunterricht zu geben. Dann bezahlt sich dich nämlich nicht mehr. “
„Für Seth würde ich vielleicht eine Ausnahme machen. “ Gretchen zwinkerte. „Und nun esst auf, wir haben einiges zu tun. Für Julien Meuniere und die Blackwoods ist später noch genug Zeit.“
Seth nahm sich ihre Aufforderung zu Herzen und leerte seinen Teller. Danach gingen sie ins Wohnzimmer, wo Gretchen ein großes, altes Buch aus dem Sekretär holte. Es war in Leder gebunden und sah trotz guter Pflege besonders an den Rändern ziemlich abgegriffen aus. Augenscheinlich war es viele Male in die Hände genommen und gelesen worden. Seth konnte es den Vorbesitzern nicht verdenken. Die keltischen Symbole und hühnerfußartigen Zeichen auf dem Leder waren faszinierend und auf fremdartige Weise schön.
Die Frauen legten es gemeinsam vorsichtig auf dem Kaffeetisch ab. Dort hatten sie das beste Licht und sogar noch Platz genug für
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