Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)

gefaltet. „Das weißt du doch, oder?“
    Seth blinzelte noch einmal. „Ich bin total breit. Ich weiß gar nichts mehr. “
    Clyde schnaubte. „Von wegen. Du bist nicht wegen Hailey so drauf. Du bist angepisst, weil du nichts tun konntest. “
    „Aaron konnte was tun “, murmelte Seth verbittert und zog sich mit schlaffem Arm sein Kissen über das Gesicht. „Wieso habe ich nicht das gemacht, was Sunny mir gesagt hat?“
    „Weil Diane dir etwas anderes gesagt hat und du ihr vertraut hast. “
    „Ja, super, wie das gelaufen ist. “
    „Das Internet ist ganz aus dem Häuschen “, gab Clyde zu, „aber es gibt keine ernsthaften Spekulationen über die Blackwoods oder so. Die meisten fanden das einfach cool. Chill, Mann, es ist alles gut gegangen.“
    „Ich hätte diese Falltür machen sollen. Ich hätte dieses verdammte Spinnenmistvieh einfach einsaugen können. Aber ich habe es nicht. Warum habe ich es nicht wenigstens versucht ?“
    Clyde legte sich wieder hin. „Hast du mal dran gedacht, dass manche Dinge einfach passieren? “
    „Komm jetzt nicht mit diesem Vorbestimmungsscheiß. “ Seth presste das Kissen fester gegen sein Gesicht. „Ich hätte das alles verhindern können.“
    Das Klacken des Türschlosses war überlaut in der angespannten Stille. Seth versteifte sich.
    „Hey, Kumpel“, sagte sein Vater leise, „kannst du nicht schlafen?“
    Seth zwang sich zu ein paar tiefen, gleichmäßigen Atemzügen. „Nein, Dad. “
    „Ist es wegen Hailey? “ Das Bett gab nach, als Dave sich setzte. „Möchtest du reden?“
    „Nein. “ Seth rollte sich ein und nahm das Kissen weg. Glücklicherweise hatte Clyde sich an ein Fenster zurückgezogen, um ihnen wenigstens etwas Privatsphäre zu lassen. Seinen Vater durch ihn hindurchgreifen zu sehen hätte er nach diesem Tag wohl nicht vertragen.
    „Ich verstehe schon. “ Liebevoll zerzauste Dave seine Haare und lächelte. „Ich bin sehr stolz auf dich.“
    „Warum? Ich habe doch überhaupt nichts gemacht “, nuschelte Seth tonlos.
    „Aber du wolltest deiner Schwester helfen, das finde ich stark. Es ist gut zu wissen, dass ihr euch trotz allem nicht gegenseitig den Tod wünscht. “
    Es war witzig gemeint, aber Seths Sinn für Humor war gerade auf die Bahamas abgehauen, und so sagte er nur kalt: „Nicht lustig, Dad. “
    „Entschuldige. Ich wollte dir auch nur sagen, dass es okay ist, Selbstgespräche zu führen, nicht zu schlafen und ab und zu einen durchzuziehen  … ehrlich, seit wir hier wohnen, bist du ein normalerer Teenager als in New York.“
    Ungläubig sah Seth seinen Vater an. „Und das findest du gut? “
    „Nicht gut, aber es ist  … okay. Du bist okay. Und ich bin stolz auf dich.“ Dave erhob sich wieder und kratzte sich träge über den Bauch. „Denk daran, wenn es dir mal nicht gut geht, ja?“
    „Okay, Dad. “ Seth rieb sich über die Augen. „Gute Nacht.“
    „Dir auch. Versuch zu schlafen, Kumpel, auch, wenn es schwer fällt. “
    Dave ging in sein eigenes Schlafzimmer zurück und Seth war wieder allein mit seinen bleischweren Gedanken.
    „Dein Alter ist echt cool“, meinte Clyde. Er driftete zurück zum Bett und schwebte wie eine fallende Feder darauf nieder. „Ich wünschte, meiner wäre auch so gewesen.“
    „Kannst ihn gerne ausleihen. “ Seth rollte sich um sein Kissen ein und schloss die Augen. „Er ist cool genug für zwei.“
    Ein kalter Hauch wanderte über seine hämmernde Stirn und den warmen, leicht verschwitzten Nacken.
    „Du auch, Mann. Du auch.“
     
    oOo
     
    Am nächsten Morgen bekam Seth zum allerersten Mal zu spüren, wie es war, wirklich ausgegrenzt zu sein. Sämtliche Blackwoods, vom Siebtklässler bis zur Oberstufe, machten einen großen Bogen um ihn und spießten ihn regelrecht mit verachtenden Blicken auf. Seths Freunde konnten sich diese Animosität nicht erklären, da sie am Abend zuvor nicht direkt gesehen hatten, was passiert war. Sie wussten nur, was alle wussten: Dass die Witch Girls -Stars beinahe von einer Kamera erschlagen und von Ira Blackwoods Bruder gerettet worden waren.
    „Was ist bloß mit denen los? “, fragte Jos besorgt. „Nehmen die dir das so übel?“
    „Scheinbar schon. “ Widerstandslos ließ Seth eine von Neal geworfene Papierkugel an sich abprallen. „Aber ich habe es auch verdient.“
    „So ein Blödsinn “, sagte Molly entschieden. „Wie willst du das denn geschafft haben?“
    Seth und Jos wechselten einen Blick.
    „Immerhin unterstützen sie Hailey noch