Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
was gerade in dir vorgeht.“
„Ja, aber Kriegsbemalung? “, fragte er. Seine Hand hob sich geradezu wie von selbst und sein Zeigefinger fuhr vorsichtig ein blutrotes Planetenzeichen nach. Mars, wenn er sich nicht täuschte.
„Ist es denn kein Krieg für dich? “
„Jemand ist tot! “
Diane nahm die Hand und zeigte Seth seine eigene Handfläche. „Ich weiß, und das ist sehr, sehr schlimm. Aber sieh hin. Es klebt kein Blut an deinen Händen. “
„Doch, tut es “, widersprach er. „Und du weißt auch, warum.“
„Oh nein, mein Schatz, du bist frei von dieser Schuld. Dein junger Ritter hat dir erklärt, warum, und er hat Recht. Das einzige, was du dir vorzuwerfen hast ist, dass du die Schuld nicht denen zuschreibst, die sie trifft, und das …“, ihre Augen glühten in einem leuchtenden Purpur auf, „ist eine zutiefst liebenswerte Eigenschaft. Unpraktisch und mitunter zerstörerisch, aber liebenswert. Du bist ein guter Junge, Seth. Vergiss das bitte in all diesem Chaos nicht.“
„Ich weiß, dass ich ihn nicht direkt getötet habe, aber ich hätte meine Freunde einweihen können. “ Er drückte ihre Hand und schauderte bei der mütterlichen, freundschaftlichen Wärme, die von ihr in seinen Arm strömte. „Wie Jos.“
„Die Folgen wären nicht abzusehen gewesen “, gab Diane zu bedenken. „Was den einen zu einem guten Verbündeten macht, könnte einen anderen zum Gegner machen. Euer freier Wille ist ein zweischneidiges Schwert, wunderbar und tödlich zugleich, wenn ihr Pech habt.“ Sie hakte sich bei Seth unter und gemeinsam gingen sie gemächlich im Uhrzeigersinn im Kreis herum. „Jede Entscheidung, die du triffst, hat Folgen. Es fängt bei deinem Frühstück an und hört damit auf, in welcher Stimmung du abends schlafen gehst.“
„Ist das diese Schmetterlingstheorie? “
Diane lachte. „Im weitesten Sinne ja. Nur, dass du der Schmetterling bist, der darüber entscheidet, ob morgen ein Unwetter ganze Landstriche am anderen Ende der Welt zerstört. Mit Wissen kommt Verantwortung, das hat Claire dich schon gelehrt. Nun ist es Zeit zu lernen, dass ein Krieg keine Lösung ist. “
„Aber wie soll ich dieses Mistst- “ Seth stockte, als sich in den Schatten etwas regte. „Wir werden beobachtet.“
„Ja, deshalb der Schutzkreis. “ Diane strich beruhigend über seinen Arm. „Keine Sorge, sie kann uns weder hören noch sehen. Sie weiß nur, dass du hier bist.“
Das friedliche Gefühl, das Seth in ihrer Gegenwart gehabt hatte, verflüchtigte sich wie Zigarettenrauch an einem böigen Tag. „Muss ich mir Sorgen machen? “
Diane legte ihren Kopf schief. Die Zeichnungen auf ihrem Gesicht verblassten und es erschienen neue, in anderen Farben. „Das kommt darauf an, welchen Weg du gehen möchtest. “
„Hast du einen Rat für mich? “
Sie hielten an und Diane umfasste Seths Gesicht mit ihren warmen, unbeschreiblichen Händen. Ihre Berührung ließ erneut Bilder in seinem Kopf entstehen, noch bevor sie überhaupt zu sprechen begann.
„Und ob ich den habe. Nicht der Krieg ist die Lösung. Wenn du streiten musst, dann mit Fürsorge und Liebe im Herzen, nicht mit Hass und Wut. Aufzugeben ist keine Schwäche, wenn man dadurch sein Ziel erreicht. Schläue ist am Ende viel mehr wert als bloße Kraft, und glaube mir, an Kraft ist diese Hexe dir weit überlegen.“
Dutzende von Türen öffneten und schlossen sich vor Seths geistigem Auge. Jeder kurze Blick auf das, was dahinter lag, schien ein ganzes Jahr zu dauern. Am Ende blieb nur eine Tür übrig, grün, unscheinbar, mit einem kleinen, silbernen Knauf und verschnörkelten Beschlägen.
„Ist es das?“, fragte er ehrfürchtig. Das, was jenseits der Schwelle lag, nahm die Zweifel von ihm und spendete unbeschreiblichen Trost.
„Das kommt darauf an, wo dieser Weg endet. “
Seth schloss die Tür vorsichtig und schlug die Augen wieder auf. „Hier “, sagte er. „Er endet genau hier.“
Dianes Lächeln kam einem klaren Sonnenaufgang nach der dunkelsten Nacht des Jahres gleich. „Dann ist er die richtige Wahl. “
Aus dem Schatten kam ein Geist hervor. Er sah Seth aus hohlen, leeren Augen an, wagte sich jedoch nicht weiter vor.
„Sie wartet auf dich“, flüsterte Diane. „Am Samstagvormittag ist Vollmond, bis dahin muss die Schlacht um die Quelle geschlagen sein, oder ein großes Unglück wird die ganze Stadt befallen. Bist du sicher , dass du das auf dich nehmen möchtest?“
„Habe ich denn eine Wahl? “, fragte
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