Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)

desto besser. “
    Ein Mann ganz nach meinem Geschmack , säuselte die vage an eine Frau erinnernde Gestalt. Meine Forderung kennt er ja schon .
    „Du willst die Quelle “, sagte Seth trocken.
    Ich will die Quelle in all ihrer unangetasteten Schönheit , bestätigte sie und ballte sich erneut zu ihrer Spinnenform zusammen. Und er will, dass niemand mehr wegen der Quelle stirbt .
    „Ich will, dass überhaupt niemand sterben muss “, stellte Seth klar.
    Diese Bedingung kann ich nicht erfüllen . Das Schattenwesen klang amüsiert. Ich bin schließlich kein Gott.
    „Ist auch besser so “, murmelte Seth. Misstrauisch betrachtete er sein Gegenüber und versuchte, die Kälte in seinen Gliedmaßen zu ignorieren, die ihn von Minute zu Minute müder machte. „Du lässt alle in der Stadt in Ruhe, bis wir das geklärt haben?“
    Ich bin gewillt, Waffenstillstand zu wahren, bis wir uns treffen. Er ruft mich zwischen neun und Mitternacht. Ist er zu spät, stirbt wieder jemand. Jemand, der ihm viel näher ist als der dicke, unbedeutende Junge.
    Seth gab vor, darüber nachzudenken und willigte nach ein paar langen Augenblicken ein. „Ich rufe dich, wenn ich soweit bin“, knirschte er. „Bis dahin lass deine Pestgriffel von meinen Leuten.“
    Seine Leute! , rief die Spinne. Acht rote Punkte leuchteten in der Tiefe ihres nebeligen Kopfes auf und sie lachte schallend. Er ist ein dominanter, kleiner Quälgeist! Erneut wandelte sich ihre Form, wurde zu einer schlanken, weiblichen Gestalt mit langem Haar, und umwob ihn verführerisch. Ihr tiefer Herzschlag pulsierte durch Seths ganzen Körper. Das gefällt mir. Es wird mir Freude machen, ihn zu brechen.
    Ich brech e dir höchstens den Hals , dachte Seth. Zorn wogte ihn ihm und brandete gegen seine Zunge. Die Worte wollten hinaus, und nur, weil ihm Dianes Worte noch frisch im Kopf herumgeisterten, riss er sich zusammen. Anstatt einer Antwort sammelte er das letzte Bisschen an Kraft, das er noch hatte, und visualisierte die Tür, die ihn von allem Ärger, Hass und Kummer befreien würde, jedenfalls für eine Weile.
    „Geh beiseite “, forderte er kalt, „es sei denn, du hättest gerne noch ein Branding.“
    Der Schatten glitt gemächlich fort und spottete: Er hätte nur um freies Geleit bitten müssen .
    „Wo wäre da der Spaß? “, erwiderte Seth bissig. Kaum war das Wesen weit genug weg, gab er sich der Sehnsucht nach Trost und Schutz hin. Das paradiesische Licht empfing ihn wie tausend liebende Arme und er glitt übergangslos von dort in einen tiefen, erholsamen Schlaf.
     
    oOo
     
    Trotz der erstaunlich tiefen, traumlosen Nachtruhe fühlte Seth sich am nächsten Morgen wie gerädert. Er bekam zu spüren, wie anstrengend Trauer war, denn sein Gesicht schmerzte, als hätte er einen fiebrigen Infekt. Sein Vater erlaubte ihm nach nur einem kurzen Blick, zu Hause zu bleiben und ließ die Arbeit für einen halben Tag liegen, damit er bei ihm sein konnte. Er ließ sich nach ein bisschen Bettelei sogar erweichen, ins nächste Einkaufszentrum zu fahren, wo Seth Kerzen, Edelsteine und anderes Zeug besorgte.
    „Triffst du dich heute Nachmittag mit deinen Freunden? “, fragte Dave auf dem Rückweg. „Dein Handy ist ständig am Klingeln, ich wusste gar nicht, dass du schon so festen Anschluss gefunden hast.“
    „Ja. “ Seth umklammerte den Beutel mit seinen Sachen fester. „Ist so eine Art Abschiedsparty für Archie.“
    Das Gesicht seines Vaters verzog sich auf eine Weise, wie Seth es noch nie gesehen hatte. Er sah aus, als ob er zugleich stolz und gerührt war. „Ich verstehe. “
    Seth beschloss, den Moment auszunutzen und fügte hinzu: „Wäre es okay, heute ein bisschen länger draußen zu bleiben? Vielleicht reden wir noch oder sehen uns ein paar Filme an. “
    Dave lächelte. „Ja, klar. Aber komm nicht zu spät nach Hause, sonst mache ich mir Sorgen. “
    „Cool, danke. “
    Wieder daheim packte Seth seinen Rucksack für den kommenden Nachmittag, aß eine Kleinigkeit und legte sich dann mit einem kalten Lappen auf dem Gesicht ins Bett. Sein Schädel brummte schlimmer als gestern Nacht; er hoffte, dass er diesen Tag überstehen würde, ohne sich selbst permament zu verstümmeln. Wenigstens war er in der Lage, Jos zu erzählen, was gestern Nacht vorgefallen war. Die Bürde zu teilen war eine Erleichterung, auch wenn die Bestürzung seines Freundes im ersten Moment alles andere als einfach zu verkraften war.
    Dave bot später an, ihn zum Diner zu fahren, doch da Seth