Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)

gewusst.“
    „War es unheimlich? “
    Clyde verdrehte die Augen. „Alter, du hast ja keine Ahnung ...“
     

Kapitel 17
     
     
    Am Montag war Seth so müde, dass sein Vater ihn nicht aufs Fahrrad steigen ließ, sondern mit dem Auto in die Schule brachte.
    „Was hast du bloß gemacht?“, fragte Dave argwöhnisch. „Gekifft hast du nicht, das würde ich dir ansehen, aber du bist auch nicht nachts stiften gegangen. Also, was war los?“
    Seths Augenlider kämpften gegen die Schwerkraft an. „Hab ‘ lange mit einem Freund gequatscht“, nuschelte er. „Schlechte Idee.“
    „Ganz schlechte Idee! “, stimmte sein Vater zu. „Sieh zu, dass du es durch den Unterricht schaffst. Ich will nicht gleich in deiner zweiten Woche hier beim Direktor antanzen müssen.“
    „Ja, Sir. “
    „Werde nicht frech, Junge. “ Dave seufzte tief. „Ich weiß ja, dass du deine Freunde vermisst. Das tun wir alle. Aber bitte übertreib es nicht. Spätestens, wenn du ein eigenes Auto hast, musst du verantwortungsvoll handeln.“
    „Ich weiß, Dad. “
    Eine Minute später rüttelte Dave Seth wach. „Nicht einschlafen, wir sind da! Raus mit dir! Hol dir Kaffee, du schaffst das schon. “
    „Oh Gott, Hilfe. “ Seth kletterte wie die erbärmlichste, gestrandete Qualle, welche die Welt je gesehen hatte, aus dem Auto und fiel beinahe Jos in die Arme, der schon auf ihn wartete.
    Sein Vater reichte ihm einen Geldschein. „Für Kaffee. “
    „Danke, Dad. Ich laufe nachher nach Hause. “
    „Sicher? “
    „Irgendwann muss ich ja mal aufwachen. “
    Sein Vater schüttelte den Kopf. „Ruf einfach an, okay? Viel Spaß, Jungs. “
    „Bye, Mr. Morgan. “
    Dave fuhr davon und Jos schleppte Seth zur Cafeteria. Dort holte er sich einen doppelten Espresso aus dem Automaten und stürzte ihn mit vier Päckchen Zucker veredelt herunter.
    „Was ist denn los? “, fragte Jos. „Ich habe dich gestern gar nicht mehr gesehen.“
    „Frag nicht “, wehrte Seth seine Frage ab. Er nickte an den Automaten gelehnt weg und kam erst in Miss Marys Klassenzimmer wieder zu sich, als Jos ihm in die Seite kniff. „Was?“
    „Ich habe dir eine Frage gestellt, Seth “, sagte Miss Mary spitz. „Wie es aussieht, hat der Herr gestern ein bisschen zu lange gefeiert.“
    „Mit seiner rechten Hand vielleicht “, frotzelte Ira. Er zuckte schon zusammen, bevor Marys Hand seinen Hinterkopf überhaupt erreichte, aber das brachte ihn nicht davon ab, mit den anderen Schülern dümmlich über seinen eigenen Witz zu lachen.
    „Nachsitzen, Ira “, sagte sie lieblich lächelnd. „Pünktlich um halb vier bist du im Strafzimmer.“
    „Aber heute ist der Sirenen-Gig! “, protestierte er. „Ich muss da sein!“
    Marys Lächeln wurde noch lieblicher. „Ich weiß “, flötete sie. „Streng also nächstes Mal dein hübsches Köpfchen an, bevor du jemand anderen beleidigst.“
    Ira stöhnte und rutschte in seinem Stuhl herunter. „Ernsthaft? “
    „Ernsthaft. Und jetzt holt eure Hausaufgaben raus, wir vergleichen! “
    Das Papier wellte sich unter Seths verschwitzten Fingerspitzen und er fühlte geradezu, wie das Koffein seine Augenlider dazu zwang, offen zu bleiben. Miss Mary nahm ihn dran wie jeden anderen Schüler, aber offenbar erkannte sie, wie wenig mit ihm anzufangen war und ließ ihn darüber hinaus in Ruhe.
    In Biologie döste Seth die meiste Zeit über, und im Erste Hilfe-Kurs danach stellte er sich bereitwillig als lebende Übungspuppe zur Verfügung. Trotz des ständigen Herumgerolltwerdens von der Rücken- in die Seitenlage und wieder zurück schlief er ein. Molly lachte auf dem Weg zum Mathe-Kurs deswegen immer noch Tränen.
    „Was ist nur los mit dir? “, stammelte sie.
    „Ja, du benimmst dich wie ein Zombie auf Drogen. “ Archie schlurfte keuchend neben Seth her. „Haileys Party muss ja fantastisch gewesen sein.“
    „Keine Ahnung “, murmelte Seth. „War nicht lange da.“
    Molly hakte sich bei ihm unter und schob ihn im Klassenzimmer hinter sein Pult. „Das kann ich gut verstehen. Mit den älteren Jahrgängen kann man hier nichts anfangen. “
    „Mmh. “ Seth legte seinen Kopf auf den Tisch und atmete tief durch. „Weckt mich, wenn Pause ist.“
    „Schlafen ist nicht “, sagte Jos. „Mr. Blackwood guckt schon so komisch.“
    Saul Blackwood guckte nicht nur komisch, er hatte es auch ganz klar auf Seth abgesehen. Er ließ ihn an die Tafel kommen und putzte ihn vor der ganzen Klasse herunter, als er die Aufgabe wegen eines