Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
benachbarten Tisch wegnahm. Niemand protestierte, stattdessen wurden ihm noch weitere Teller voll mit Essen, Schüsseln mit Kompott und Pudding sowie Colagläser gereicht, die er an den ausgelaugten Werwolf weiterreichte.
„Halt durch, Mann, eure Krankenschwester hat’s bestimmt drauf “, versuchte Seth den zitternden Jungen zu beruhigen. Ungeduldig winkte er die am nächsten stehenden Schüler heran und übergab Jordy ihrer Obhut. „Dir geht’s bald wieder gut.“
Zumindest hoffte er das. Aliki holte ihn zu sich heran und bat ihn, Efrosinis Hände zu halten, bis endlich Pete und ein paar Erwachsene auftauchten. Es war eine unangenehme Aufgabe, da der Kontakt sowohl ihr als auch ihm großes Unbehagen bereitete, aber immerhin hatte er so das Gefühl, nicht ganz nutzlos gewesen zu sein.
„Danke“, murmelte Aliki, ohne ihn anzusehen. „Das war sehr mutig.“
„Wohl eher dämlich, aber danke “, gab er zurück.
Dann, endlich, waren die Lehrer an ihrem Tisch angekommen und drängten Seth und Aliki an die Seite.
„Ehrlich, ich danke dir“, wisperte sie und berührte kurz seinen Arm. Ein winziges Feuerwerk ging an der Stelle hoch, aber es war lange nicht so beißend wie bei ihrer Schwester.
„Wir übernehmen das “, sagte der Coach knapp. „Aliki, du kommst mit. Rodrigo, halt sie gut fest. Pete und Leroy, ihr holt euch was zu essen und meldet euch anschließend auf der Krankenstation.“ Sein Blick landete auf Seth. „Und dich sehe ich heute Nachmittag im Büro der Direktorin. Verstanden?“
„Ja, Sir. “
„Gut. Geh jetzt zurück zu deinen Freunden. Entspann dich. “ Die düstere Miene des Coachs hellte sich ein wenig auf. „Und iss was.“
Seth sah zu, wie der ganze Tross die Cafeteria verließ, und mit ihm der Rest der Schüler. Wieder bei den anderen aß er sein Sandwich, ohne es zu schmecken und gab Jos viel zu viel Geld dafür.
„Ist schon in Ordnung “, meinte er auf dessen Protest hin. „Kommt vielleicht noch öfter vor.“
„Ich sag’s doch, er ist in die Kleine verknallt “, sagte Grabo und grinste. „Vielleicht sogar in beide.“
„Halt doch die Klappe “, fauchte Molly. „Was war denn los? Ist eine von denen krank?“
Seth zuckte mit den Schultern. „Sieht so aus. “
„Dann fällt der Dreh heute Nachmittag wohl flach. “ Archie seufzte. „So ein Mist, dabei hatte ich extra meine Schicht im Supermarkt getauscht.“
„Nächstes Mal klappt es bestimmt “, tröstete Suzanne. „Es war ja nur eine Probe.“
Die anderen murmelten zustimmend.
Die letzten beiden Schulstunden überstand Seth vor allem deshalb, weil die Lehrer abgelenkt waren und Seths Mitschüler viel lieber über Efrosini spekulierten, als ihm und Jos das Leben schwer zu machen.
„Soll ich bei der Direx auf dich warten?“, fragte Jos nach dem Spanischunterricht. „Mir macht das nichts aus, ich bin mit dem Rad da.“
Für einen Augenblick sah Seth ihn verständnislos an. „Warum? “
Jos blinzelte. „Uh, weil du ein Kumpel bist? Und wenn die deinen Dad anrufen, brauchst du vielleicht jemanden, der dich deckt. Nicht, dass es da was zu decken gäbe, aber du weißt, wie ich das meine.“
„Nah, das ist cool, Mann. “ Seth brachte verlegen seine Haare durcheinander und bewunderte seine abgewetzten Schuhspitzen. „Ich glaube nicht, dass ich Ärger kriege.“ Und wenn doch, könnte ich dir nichts darüber erzählen , fügte er gedanklich hinzu. Sorry .
Enttäuscht sah Jos ebenfalls auf seine Füße. „Na gut. Ich sehe dich dann morgen.“
Seth gab ihm die Hand. „Dann hoffentlich ausgeschlafen. Danke fürs Rücken freihalten und so. “
„Keine Ursache. Aber pass auf dich auf, deine Sterne stehen nicht gut heute. Am Abend wird es noch schlimmer. “
„Danke “, sagte Seth augenrollend. „Genau das, was ich heute noch hören wollte.“
Ihre Wege trennten sich und Seth fand sich wenige Minuten später vor dem Büro der Direktorin wieder. Die Tür stand offen und etliche Lehrer waren schon da, also klopfte er an den Rahmen und trat ein. Sofort wurden alle Gespräche beendet.
Eine Frau mittleren Alters mit attraktivem Gesicht und den für die Blackwoods so typischen, dunklen Haaren, erhob sich von ihrem Bürostuhl hinter dem wuchtigen, hölzernen Schreibtisch. „Ah, Seth“, grüßte sie und reichte ihm die Hand, „wir haben uns leider noch nicht kennengelernt. Ich bin Rana Blackwood, die Direktorin der Schule. Alle anderen hier kennst du bestimmt schon. Bitte, setzt euch.“
Sie
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