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Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Titel: Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Markson
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Offensichtlich.
    Ebenso wenig wie Willem de Kooning jemals in meinem Atelier hätte sein können, um solche Briefe zu diktieren.
    Oder Robert Rauschenberg hätte da sein können, um die Fehler in ihnen zu korrigieren.
    Oder in ihm, weil es wirklich nur den einen Brief gab.
    Mit Xerokopien.
    An all jene zusätzlichen Leute.
    Die offensichtlich auch noch immer irgendwo waren.
    Außer dass das, was ich mit dieser Entscheidung ebenfalls begriffen habe, war, dass mir sehr wenig anderes zum Schreiben übrig bleibt, über das ich schreiben könnte.
    Insbesondere wenn ich sogar beim Schreiben über solch harmlose Dinge wie Haustiere am Schluss dabei lande, über Meningitis nachzudenken zum Beispiel. Oder Krebs.
    Oder mich zumindest so zu fühlen, wie ich es getan habe.
    So dass, was ich fast gleichzeitig begriffen habe, tatsächlich war, dass ich recht wahrscheinlich ganz von Anfang an beginnen und etwas völlig anderes schreiben sollte.
    So etwas wie einen Roman etwa.
    Obwohl, möglicherweise liegt da eine Andeutung in jenen paar Sätzen, die ich nicht beabsichtigt habe.
    Nun, was besagen soll, dass Leute, die Romane schreiben, diese nur schreiben, wenn sie sehr wenig anderes zu schreiben haben.
    Wobei eine beträchtliche Anzahl der Leute, die Romane schreiben, ihre Arbeit gewiss recht ernst nehmen. Tatsächlich.
    Obwohl, wenn ich sage schreiben oder nehmen, sollte ich wirklich schrieben oder genommen haben sagen. Natürlich.
    Nun, wie ich gerade erst erklärt habe.
    Aber in jedem Fall nahm Dostojewski zweifellos, als er über Rainer Maria Raskolnikow schrieb, Rainer Maria Raskolnikow recht ernst.
    Nun, oder wie es Lawrence von Arabien unbestreitbar tat, als er über Don Quixote schrieb.
    Oder man schaue sich nur an, wie viele Leute durchs Leben gegangen sein mögen im Glauben, dass trojanische Schlösser bloß eine Redewendung gewesen seien. Zum Beispiel. Dennoch, was ich als Nächstes ebenso schnell begriffen habe, war, dass einen Roman zu schreiben ohnehin nicht die Antwort wäre.
    Oder sicherlich nicht, wenn man vom gewöhnlichen Roman auch noch erwartet, dass er im Wesentlichen von Leuten handelt. Offensichtlich.
    Und was besagen soll, von bestimmt einer ganzen Reihe mehr Leuten als nur einem.
    Tatsächlich, ohne jemals ein einziges Wort dieses Romans von Dostojewski gelesen zu haben, würde ich sogleich bereit sein zu wetten, dass Rainer Maria Raskolnikow kaum die einzige Person darin ist.
    Oder auch, dass Anna Achmatowa die einzige Person in Anna Karenina ist.
    So dass, wie gesagt, mein Roman praktisch futsch war, bevor ich überhaupt die Gelegenheit hatte, auch nur ansatzweise über einen Roman nachzudenken.
    Es sei denn, bei abermaliger gründlicher Überlegung, die Sachlage würde sich ändern, wenn ich daraus einen strikt autobiografischen Roman machen würde?
    Hm.
    Weil, worüber ich gerade plötzlich jetzt nachdenke, ist, dass es ein strikt autobiografischer Roman sein könnte, der erst anfängt, nachdem ich allein war. Offensichtlich.
    Und so könnte offensichtlich schließlich doch nicht einmal die geringste Möglichkeit bestehen, zu erwarten, dass mehr als eine Person darin ist.
    Selbst wenn ich mich auch dann immer noch stets daran erinnern müsste, meinen Kopf aus dem Spiel zu lassen, während ich gerade etwas davon schriebe. Selbstverständlich.
    Aber dennoch.
    Tatsache ist, es könnte sogar ein interessanter Roman sein. Auf seine Weise.
    Was besagen soll, ein Roman über jemanden, der an einem Mittwoch oder Donnerstag aufwachte, um zu entdecken, dass anscheinend keine einzige andere Person auf der Welt übrig war.
    Nun, oder auch nicht einmal eine einzige Möwe.
    Abgesehen von allerlei Gemüse und Blumen, hingegen.
    Bestimmt wäre das ein interessanter Anfang, in jedem Fall. Oder zumindest für eine bestimmte Art von Roman.
    Man stelle sich nur vor, wie die Heldin sich fühlen würde, allerdings, und wie voller Angst sie sein würde.
    Und jedes einzelne bisschen davon wäre in diesem Fall auch echte Angst, im Gegensatz zu allerlei Illusionen.
    Hervorgerufen von Hormonen. Oder vom Alter.
    Selbst wenn ihre ganze Situation bestimmt oft wie eine Illusion ihrerseits erscheinen könnte. Paradoxerweise.
    So dass sie bald genug ziemlich wahnsinnig würde. Natürlich.
    Dennoch würde der nächste Teil des Romans davon handeln, wie sie, wahnsinnig oder nicht, darauf beharren würde, an allen möglichen Orten nach anderen Leuten zu schauen.
    Nun, und dabei auch solche Dinge tut, wie aberhunderte Tennisbälle einen

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