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Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Titel: Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Markson
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gesagt habe.
    Und mit einem Jeep imstande war, geradewegs den Hang hinaufzusteuern, dorthin, wo das Grab war, anstatt gezwungen zu sein, der Straße zu folgen.
    Ich benutzte ja noch alle möglichen Fahrzeuge in jenen Tagen.
    Nun, ich war noch am Schauen, in jenen Tagen.
    Auch wenn ich recht wahnsinnig war für einen Großteil der Zeit. Selbstverständlich.
    Mexiko erschien mir so vernünftig wie jeder andere Ort, um anzufangen mit dem Schauen, ob ich nun wahnsinnig war oder nicht.
    Selbst wenn ich überzeugt bin, dass ich mindestens zwei Winter lang in New York geblieben bin, bevor ich irgendwo anders geschaut habe. In Wirklichkeit.
    Und selbst wenn man sicherlich nicht im Geringsten wahnsinnig sein muss, um sich zum Grab des eigenen Kindes hingezogen zu fühlen.
    So dass, wenn man es recht bedenkt, ich vielleicht nur teilweise wahnsinnig war.
    Oder nur zeitweise wahnsinnig.
    Und imstande zu verstehen, dass Lucien dann in jedem Fall beinahe zwanzig gewesen wäre und so auf dem besten Weg, ein Fremder zu werden.
    Nun, oder vielleicht noch nicht ganz zwanzig.
    Und vielleicht überhaupt nicht auf dem Weg, ein Fremder zu werden.
    Denn es gibt bestimmte Sachen, die man nie jemals wissen wird, und die man sogar niemals je erahnen kann.
    Solche wie, warum ich in seinem alten Zimmer Benzin vergossen habe, an ebendiesem nächsten Morgen, was das betrifft.
    Nachdem ich meine Schuhe umgedreht hatte, natürlich, wegen der Skorpione, selbst wenn da längst keine Skorpione mehr gewesen sein können.
    Und dann das Abbild des Rauchs in meinem Rückspiegel beobachtete, wie er höher und höher stieg und ich wieder fuhr und fuhr.
    Über den breiten Mississippi.
    Und doch auch keinen einzigen Gedanken für die Katze hatte, die wir damals einfach Katze nannten, glaube ich, nie.
    Selbst allein in diesem leeren Haus, wo so viele Erinnerungen kaum totzukriegen waren.
    Obwohl, wenn man es recht bedenkt, glaube ich nicht, dass ich jemals einmal einen Gedanken an jene Katze verschwendet habe, als ich noch die andere Katze hatte, der einen Namen zu geben ich mich auch nicht entscheiden konnte. Wirklich.
    Was getan zu haben sicherlich eine merkwürdige Sache ist.
    Oder eher nicht getan zu haben.
    Was besagen soll, sich nicht erinnert zu haben, dass der eigene kleine Junge einmal nicht imstande war, sich für einen Namen einer Katze zu entscheiden, während man sich selbst in genau dem Zustand wiederfindet, nicht imstande zu sein, sich für einen Namen seiner eigenen Katze zu entscheiden.
    Nun, vielleicht war es nicht so merkwürdig.
    Es gibt sicherlich genauso viele Sachen, an die man sich lieber nie erinnern möchte, wie es jene gibt, bei denen man das gerne tut. Selbstverständlich.
    Etwa die, wie Adam sich an jenem Wochenende so betrunken hatte, dass er nicht einmal daran dachte, einen Arzt zu rufen, bis es viel zu spät war.
    Nun, oder warum man selbst nicht in dem Haus war, an genau jenen paar Tagen.
    Wenn man jung ist, macht man manchmal schreckliche Sachen.
    Selbst wenn das Leben weitergeht. Selbstverständlich.
    Obwohl, wenn ich sage weitergeht, sollte ich wirklich sagen weiterging. Natürlich.
    Wobei mir zweifellos schon vorher eine Vielzahl ähnlicher Tempusfehler unterlaufen sind, wie mir jetzt gerade auffällt.
    So dass überhaupt bei jeder Gelegenheit, wenn ich solche Verallgemeinerungen in der Gegenwart gemacht habe, sie in der Vergangenheit hätten sein sollen.
    Offensichtlich.
    Und selbst wenn es niemandes Schuld war, dass Lucien am Ende starb.
    Obwohl ich diesen Teil wahrscheinlich vorher ausgelassen habe, dass ich mir Liebhaber genommen habe, als ich noch immer Adams Ehefrau war.
    Selbst wenn man vergisst, ob der Ehemann sich betrunken hatte, weil man das getan hat, oder man das getan hat, weil der Ehemann sich betrunken hat.
    Zweifellos mag es ein guter Teil von beidem gewesen sein. Andererseits.
    Die meisten Sachen sind das im Allgemeinen, ein guter Teil von beidem.
    Und nichts von dem, was ich gerade geschrieben habe, war, was wirklich geschah. In jedem Fall.
    Weil wir beide dort waren, an jenem Wochenende.
    Und überhaupt nichts machen konnten, das war alles.
    Weil sie sich auch bewegen, wie Pasteur den Leuten zu sagen pflegte.
    Außer sich später noch mehr aus solchen Schuldgefühlen zu machen, als man sowieso schon hatte. Selbstverständlich.
    Und das Leben ging weiter.
    Selbst wenn man manchmal den Anschein erweckte, viel davon damit zu verbringen, in Fenster hinein- und aus Fenstern hinauszuschauen.
    Oder damit, dass

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