Wizards of Nevermore Bd. 1 - Eine Hexe in Nevermore
Sie hatte es geschafft, allein die Treppe herunterzukommen und sich durch das unaufgeräumte Wohnzimmer zu kämpfen. Sie hatte einen würdigen Auftritt verdient. Und langsam begann Gray, diese Frau zu verstehen.
Also stellte er sich einfach neben sie. Als sie ihre Hand auf seinen Arm legte, legte er seine Hand auf ihre und versuchte seine Kraft in sie hineinströmen zu lassen. Sie stand ganz leicht an ihn gelehnt. Sie zitterte, und er wusste, welche Mühe es sie kostete, aufrecht zu stehen.
»Einen Moment noch.« Ember schien noch nicht ganz zufrieden zu sein. »Mooreland, begrüßen Sie die Braut. Und Sie kommen zu mir, Gray. Wie sehen Sie denn aus!«
Dass Gray sie mit wütenden Blicken bedachte, ignorierte Ember einfach. Taylor folgte Embers Aufforderung als Erster und schritt schnell zu Lucinda hinüber, von der Situation alles andere als begeistert. Aber er umarmte die Braut sanft.
»Lange nicht gesehen.«
»Ja«, erwiderte Lucy. »Ich brauche wirklich mal einen Terminkalender.«
Taylor lachte, und Gray hatte plötzlich Lust, seinem Freund eine reinzuhauen. Auch wenn es nur eine Zweckeheschließung war, so war Lucinda doch seine Braut, verdammt noch mal. Und da wollte er nicht, dass Taylor … mit ihr scherzte.
»Hüter, kommen Sie her.«
Er folgte Ember in eine Ecke der Küche, warf aber immer wieder einen Blick über seine Schulter. Die beiden unterhielten sich leise. Offensichtlich war seine Braut gerade dabei, den Sheriff um den Finger zu wickeln. Er wusste nicht genau, ob er das gut finden sollte.
»Hier.«
Gray betrachtete den feinen Ring, den Ember ihm hinhielt. Drei Stränge aus verschiedenfarbigem Silber waren ineinander verschlungen. Er hatte diesen Ring an Embers Zeigefinger gesehen, es war einer von vielen Ringen, die sie trug. Er wusste sofort, dass er Lucinda gefallen würde. »Wie viel?«, wollte Gray wissen.
Ember schlug ihm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf.
Überrascht blinzelte er sie an.
Mit dem dunklen Auge warf sie ihm einen giftigen Blick zu. »Sie haben wirklich keine Manieren. Für ein Geschenk bezahlt man nicht.«
»Okay, ist ja gut. Tut mir leid.«
»Und jetzt heiraten Sie, Sie Vollidiot.«
Folgsam steckte er den Ring ein und ging zu seiner Braut. Sie sah blass aus, hielt sich aber wacker.
Dann stellten sie sich vor Taylor auf und gaben einander das Eheversprechen.
Die Zeremonie dauerte nicht länger als fünf Minuten. Eine rechtskräftige Eheschließung zwischen zwei magischen Wesen war keine komplizierte Angelegenheit, erst recht nicht in einer Stadt, in der die meisten Gesetze von Zauberern stammten. Schnell erreichten sie den entscheidenden Teil der Zeremonie. Taylor fragte zuerst Gray: »Was gibst du deiner Braut, um ihr zu zeigen, dass du an das Band glaubst, das euch von nun an verbindet?«
Gray zog den Silberring aus der Tasche. Allein Lucindas Blick reichte aus, um Ember ewig dankbar zu sein. »Diesen Ring gebe ich dir als Versprechen meiner Treue und Wertschätzung.«
»Ich nehme deine Gabe an.« Sie streifte sich den Ring über den Finger und lächelte Gray an. Das glückliche Funkeln ihrer Augen verhieß Gray, dass er alles richtig gemacht hatte. Es würde funktionieren. Viel besser als mit Kerren, denn diesmal gingen sie die Ehe unter ehrlichen Voraussetzungen ein und ohne Erwartungen an eine gemeinsame Zukunft. Sie konnten einfach ihre Zweisamkeit genießen und mussten nicht traurig sein, wenn es an der Zeit war, sich wieder zu trennen.
Jetzt wandte sich Taylor an Lucy und fragte sie: »Was gibst du deinem Bräutigam, um ihm zu zeigen, dass du an das Band glaubst, das euch von nun an verbindet?«
Gray wollte gerade sagen, dass er gar nichts haben wollte, doch da zog Lucinda zu seiner Überraschung etwas aus der Tasche des Kleides.
In ihrer Hand hielt sie einen kleinen, aus ihren Haaren geflochtenen Zopf, den sie zu einem Ring geformt hatte. »Diesen Ring gebe ich dir als Versprechen meiner Treue und Wertschätzung.«
Fasziniert betrachtete er das Geschenk. Ein Ring aus ihren Haaren, und ein blaues Band hatte sie auch hineingewebt. Ihr Haar war weich und glänzend, fast wie lackiert. Sie hatte nichts, und doch hatte sie ihm ein Geschenk gemacht. Ihre Geste rührte ihn, erschütterte seine Seele.
Zu lange starrte er den Ring an.
Beschämt deckte Lucinda ihn mit ihrer Hand zu. »Entschuldige. Ich weiß gar nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Wahrscheinlich würdest du niemals so ein albernes …«
Gray hob ihre Hand und steckte sich den
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