Wizards of Nevermore Bd. 1 - Eine Hexe in Nevermore
und Lucinda heran. Es würde viel Zeit und Mühe kosten, die Distanz zwischen ihm und den Einwohnern von Nevermore aufzubrechen. Vor allem jetzt, wo er mit einer Rackmore-Hexe verheiratet war.
»Gray.« Taylor gesellte sich zu ihnen. Er schüttelte Gray die Hand und küsste Lucinda auf die Wange. Ein Symbol der Solidarität mit ihnen beiden. Das wusste Gray zu schätzen. Er selbst machte dauernd alles falsch und kam sich vor, als steckte er im Treibsand fest. Konnte er es den Leuten aus dieser Stadt jemals recht machen? Er litt unter seinem eigenen Unvermögen.
»Oh, Sie …« Arlene schob Taylor zur Seite und fiel Gray so heftig um den Hals, dass sie ihm dabei in die Nieren boxte. Dann wandte sie sich an Lucinda. »Wie schön, Sie kennenzulernen! So eine süße Person! Man möchte Sie glatt mit zwei Kugeln Eis verspeisen. Im Ernst!« Sie fiel Lucinda mit der gleichen stürmischen Geste um den Hals, erst dann stellte sie sich ihr vor. »Ich bin Arlene. Falls Sie irgendetwas brauchen, rufen Sie mich einfach an, Liebes.«
»Ich … Ja, klar. Danke.« Lucinda klang so verwirrt, wie sie aussah. Arlene war ein Energiebündel und hatte noch dazu ein großes Herz. Sie eroberte alle Menschen im Sturm.
»Na gut. Dann drehe ich mal weiter meine Runde.« Sie umarmte Lucinda noch einmal und knuffte Grays Arm. »Dann sehen wir Sie ja jetzt hoffentlich häufiger in der Stadt. Wir haben Sie schon vermisst.«
»Jawohl, Ma’m.«
Lucinda schmiegte sich an ihn. Immer wieder spürte er, wie ein Zittern ihren Körper erfasste. Waren das Nachwirkungen des Fluchs? Oder spürte sie die negative Energie, die von dem Café ausging? Vielleicht scheute sie auch vor der Begegnung mit Cathleen zurück, so wie er? Er legte den Arm um ihre Taille und hielt sie fest, was sie offensichtlich genoss.
Sie beobachtete die Gästeschar. Auch Gray betrachtete die Trauergäste. Er kannte alle diese Leute von klein auf, und trotzdem waren sie inzwischen Fremde für ihn. Ember und ihren Mann Rilton konnte er nicht entdecken. Er konnte es ihnen nicht verübeln, wenn sie nicht auftauchten. Wahrscheinlich hatte Cathleen ihnen zu verstehen gegeben, dass sie nicht erwünscht waren.
Er entdeckte Harley, der mit seinen Eltern befreundet gewesen war. Nach dem Selbstmord seiner Frau hatte Gray ihn nicht mehr besucht. Aber er führte noch immer seine Farm oben bei Old Creek. Ren war Harleys Sohn, und Taylor hatte Gray erst vor ein paar Monaten gefragt, ob er ihm die Stelle als Hilfssheriff anbieten durfte, obwohl der Junge gerade mal neunzehn war. Oder inzwischen zwanzig. Soweit er wusste, war Ren mit seinem Bruder Ant befreundet. Gray vertraute Taylor, also hatte er seine Zustimmung gegeben. Abgesehen davon interessierte ihn damals nichts anderes als er selbst und sein eigener Frust.
Sein Blick glitt zu Henry und Maureen Archer, die gekommen waren, obwohl sie gerade selbst ihren Sohn verloren hatten. Von Taylor wusste Gray, was passiert war. Es war wirklich eine Schande.
Dann erblickte er Trent. Er hatte den Jungen zum ersten Mal gesehen, als er neulich im Café Cathleen die Meinung gesagt hatte. Im Moment unterhielt er sich angeregt mit Ren. Gray fragte sich, was die beiden so Wichtiges zu besprechen hatten.
»Was muss man über diesen Trent wissen?«, erkundigte er sich bei Taylor.
»Hat’s nicht leicht, ist aber ein guter Junge. Ist der Neffe von Atwood und gerade siebzehn geworden. Du erinnerst dich vielleicht an seine jüngere Schwester Sarah.«
»Ja. Die ist doch nach Oklahoma gezogen. Ist da verheiratet, oder?«
»Genau. Sie hat sich in Tommy Whitefeather verliebt, einen Cherokee. Hat im Kasino in Durant gearbeitet.«
»Oklahoma«, erklärte Gray Lucinda. »Viel mehr als das Kasino gibt es da nicht.«
»Tommy hat gut verdient und war ein netter Kerl«, fuhr Taylor fort. »Vor ein paar Monaten hat ein betrunkener Autofahrer die beiden totgefahren.«
»Oh Scheiße.« Gray war sichtlich erschüttert. »Cathleen hat Trent letztens als Halbblut bezeichnet.« Er nickte in Richtung Ren. »Wie kommt es, dass die beiden befreundet sind?«
»Keine Ahnung, ob sie das sind. Du weißt doch, wie es hier ist, Gray. Jeder kennt jeden.«
»Ich habe Cathleen noch gar nicht gesehen.« Lucinda schaute sich um.
»Sie ist hinten«, erklärte Taylor beiläufig. »Wahrscheinlich überlegt sie gerade, ob sie eine Haferschleimsuppe machen soll. Salzstangen und Wasser sind nicht ehrabschneidend genug.«
Gray schnaubte verächtlich. »Diese Frau ist wirklich eine
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