Wizards of Nevermore Bd. 1 - Eine Hexe in Nevermore
alles tun wird, um den Mörder von Marcy zu finden. Ich gebe Ihnen mein Wort als Hüter, dass ihr Gerechtigkeit widerfahren wird. Wir danken Ihnen für Ihre Spenden. Der Sheriff wird dafür Sorge tragen, dass davon ein Grabstein für Marcy angeschafft wird.«
Die Menschen verstanden. Das Leichenmahl war beendet, also strömten sie auf den Ausgang zu. Einige blieben kurz stehen, um Gray und Lucinda zu gratulieren, darunter auch Trent und Josie Gomez, aber die meisten schoben sich stumm an ihnen vorbei. Binnen weniger Minuten waren nur noch Gray, Lucinda, Taylor, Arlene und Ren im Café.
Aus der Küche kam kein Gekreische mehr, doch Cathleen schien auf und ab zu gehen. Ihre Schuhe quietschten auf dem Linoleum. Und es nahm kein Ende.
»Ich bleibe noch eine Weile hier«, erklärte Ren sich bereit. »Und passe auf, dass alles abgeschlossen wird und sie gut nach Hause kommt.«
»Danke.« Taylor klopfte seinem Deputy auf die Schulter. »Das weiß ich zu schätzen.«
Dann nahm er das Glas mit den Spenden an sich. Gray nahm Lucinda an der Hand und folgte Taylor und Arlene nach draußen. Es war eine sternenklare Nacht, der Vollmond schien hell. Die Luft war rein und frisch und irgendwie nicht mehr so schwer wie zuvor, als sie das Café betreten hatten.
»Ich habe übrigens Ihre Hochzeitsurkunde dabei«, verkündete Arlene. »Sie müssen nur noch unterschreiben, dann kann ich Ihnen morgen ein paar beglaubigte Kopien machen.« Sie griff in ihre riesige Handtasche und brachte eine Mappe samt Stift zum Vorschein. »Hier. Gehen wir kurz zu meinem Wagen.«
Wie die meisten Leute aus Nevermore fuhr Arlene einen Pick-up. Es war ein Toyota, Baujahr 1986, dessen Motorhaube ihnen jetzt als Schreibunterlage diente.
Das Mondlicht war hell genug, um alles zu erkennen. Gray unterschrieb mit seinem Namen unter der Zeile: »Name des Bräutigams, Zauberer«, und reichte dann Lucinda den Stift. Anders als er nahm sie sich die Zeit, die Urkunde durchzulesen. Da das Dokument von Zauberern erstellt worden war, war es altertümlich formuliert und sehr förmlich.
Sie deutete auf die Zeile, wo sie unterschreiben sollte. »Was bedeutet das?«
Arlene beugte sich vor, um zu lesen. »Hiermit verzichte ich auf meinen Geburtsnamen und nehme den Namen meines Ehegatten an, den ich fortan wie meinen eigenen ehren und benutzen werde.« Sie schnaubte verächtlich. »So viel zum Thema Gleichberechtigung. Die magischen Wesen sollten mal ihre Verwaltung aktualisieren.«
»Es ist doch bloß eine Formalität. Du musst meinen Namen nicht annehmen. Egal, wie du dich entscheidest, unsere Ehe ist in jedem Fall vor dem Gesetz gültig.«
Lucinda nickte und betrachtete die Urkunde, offensichtlich noch immer unsicher, welchen Namen sie in Zukunft verwenden sollte. Gray erinnerte sich, wie Kerren darauf bestanden hatte, eine Rackmore zu bleiben. Sie hatte den Satz einfach ausgestrichen. Bei Lucinda war es etwas anderes. Warum sollte sie seinen Namen annehmen? Schließlich würde ihre Ehe ohnehin eines Tages annulliert werden. Da konnte sie gleich eine Rackmore bleiben.
Doch jetzt unterschrieb sie mit Lucinda Therese Calhoun.
Eigentlich hätte es ihn kaltlassen sollen, aber Gray freute sich darüber. Ja. Vielleicht nur, weil er altmodisch und ein Chauvinist war. Sei’s drum. Lucinda nahm das Stück Papier und biss plötzlich die Zähne zusammen. »Au.«
»Was ist denn?«
»Ich habe mich am Papier geschnitten. So was Blödes. Jetzt ist Blut auf der Urkunde.«
Sie hielt es ihm hin, und er sah, wie sich das Dokument mit ihrem Blut vollsog. Was zum Teufel …
Auf einmal leuchteten beide Unterschriften silbern auf, und ein Buchstabe nach dem anderen löste sich von dem Dokument. Sie wirbelten eine Weile in einem wilden fröhlichen Tanz durch die Luft, um dann wieder als schwarze Tinte auf ihren ursprünglichen Platz zurückzukehren.
»Was war das denn für ein Zauber?« Gray starrte fasziniert auf das Blatt.
»Der Heiratszauber.« Arlene nahm Lucinda behutsam das Dokument aus der Hand und steckte es in ihre Mappe. »Diese Formulare kommen vom Höchsten Gericht wegen der Zauberformeln. Diese Arbeit wird von magischen Notaren erledigt. Aber keine Sorge: Auch wenn ich nur eine Weltliche bin, gilt auch mein Siegel. Deswegen ordere ich ja immer diese speziellen Formulare.«
Gray sah sie fragend an. »Das ist aber nicht passiert, als ich Kerren geheiratet habe.«
»Vielleicht war es nicht das richtige Papier. In jedem Fall war es nicht die richtige Frau.« Arlene
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