Wizards of Nevermore Bd. 1 - Eine Hexe in Nevermore
du bereit?«
»Ja.« Lucinda leckte sich die Lippen. »Oh ja.«
Und dann bewegten sie sich gemeinsam. Bis sie einen Rhythmus fanden, der ihnen fast den Atem raubte. Ihre Stimmen waren verstummt. Leidenschaft braucht keine Worte. Sie klammerte sich an ihn, die Augen geschlossen, überwältigt von der Intensität. Er hielt sie fest, die Lippen an ihre Schulter gepresst.
»Ich kann mich nicht länger zurückhalten. Komm mit mir, Lucinda.«
Allein seine Worte lösten in ihr eine Explosion aus.
Sie schrie, während sie ihre Finger in seinen Rücken drückte. Ihr Orgasmus erschütterte jede Faser ihres Körpers.
Im selben Moment stöhnte Gray auf, als er kam. Sein Körper erschauerte. Seine Hände umklammerten ihren Rücken, er biss in ihre Schulter.
Eine ganze Weile hielten sie sich einfach nur fest.
Wohlig ermattet drehten sich Lucindas Gedanken darum, wie wunderbar es war, mit Gray zu schlafen. So sollte es sein. Doch es war mehr für sie als nur großartiger Sex. Sie spürte eine Verbindung, die sie nie gekannt hatte, mit niemandem. Doch eines Tages würde sie Gray verlassen müssen. Nicht nur, weil er keine dauerhafte Ehe mit ihr wollte, sondern auch, weil sie sich in ihn verlieben könnte. Göttin im Himmel. Sie könnte sich in Gray verlieben und seine Frau bleiben und einfach glücklich sein.
Wie sollte sie ihn dann verlassen können?
10. KAPITEL
»Wo kommst du denn her?« Taylor betrachtete stirnrunzelnd seinen Bruder Ant, der ins Haus geschlurft kam, eine Schmutzspur hinterlassend.
Taylor saß auf der Treppe im Flur und trank seine zweite Tasse Kaffee. Er war nicht gern in der Küche, und das förmliche Wohnzimmer mit den großen antiken Möbeln und dem überdimensionalen Kamin war ihm einfach zu feudal. Es war Samstag, und er hatte keine Lust, zur Arbeit zu gehen. Aber er ging jeden Tag ins Büro.
Was sollte er sonst machen?
Ant sah ihn an. »Du bist noch hier?«
»Wie du siehst.«
Sein Bruder war knapp eins achtzig groß und damit nur eine Spur kleiner als Taylor. Man konnte ihn als gut aussehend bezeichnen, wenn er nicht immer so dreckig rumlaufen würde. Ant hatte nicht viele Verabredungen mit Mädchen – was auch daran lag, dass die Auswahl in Nevermore nicht gerade groß war. Entweder wollten die Mädchen sofort heiraten – oder wegziehen. Nur sehr wenige blieben in Nevermore. Es gab hier kaum Arbeit, und Karriere konnte man erst recht nicht machen. Überflüssig zu erwähnen, dass die landwirtschaftlichen Familienbetriebe einer nach dem anderen ausstarben.
Ant war jetzt fast zwanzig.
Verdammt. Sein kleiner Bruder war ein erwachsener Mann! Wieder einmal kam Taylor sich alt vor. Er schlürfte an seinem Kaffee und sah zu, wie Ant sich den Schmutz von den Stiefeln stampfte. Sein Bruder beseitigte normalerweise den Dreck, den er verursachte, deshalb brauchte er sich darüber keine Gedanken zu machen.
»Hab dich gar nicht auf dem Leichenmahl gesehen.«
»Weil ich nicht da war. Dafür war ich heute Morgen an Marcys Grab und habe ihr ein paar Geranien gepflanzt. Wusstest du, dass sie nicht mal einen Grabstein hat? Ich habe Mordi extra gefragt, und er hat gesagt, dass Cathleen ihr keinen gekauft hat.«
»Alle, die auf dem Leichenmahl waren, haben für einen Grabstein gespendet. Ich fahre heute zum Friedhof und kümmere mich um die Angelegenheit.« Taylor betrachtete seinen Bruder.
Mordecai Elizabeth Jones leitete das Bestattungsunternehmen am örtlichen Friedhof Elysian Fields. Jedes erstgeborene Kind in der Familie Jones wurde Mordecai getauft, ob Junge oder Mädchen – das war so Tradition. Und es war auch Tradition, dass das erstgeborene Kind das Bestattungsunternehmen übernahm. Seit Gründung der Stadt Nevermore war daher immer ein oder eine Jones für den Friedhof zuständig gewesen. Mordi mochte ihre Arbeit – wenn es nach Taylor ging, ein bisschen zu sehr. Sie war ein Jahr vor dem Abschluss von der Highschool abgegangen und hatte in Houston ihre Ausbildung zur Bestattungsunternehmerin gemacht. Nachdem sie die zweijährige Ausbildung abgeschlossen hatte, kehrte sie nach Nevermore zurück und übernahm das Familienunternehmen. Ihre Eltern gingen in den Ruhestand, kauften sich ein Wohnmobil und reisten seitdem durch die Vereinigten Staaten, um sich berühmte Friedhöfe zu betrachten. Mordi war ihr einziges Kind und die jüngste Bestatterin in der Geschichte von Elysian Fields. Sie war immer auf dem Friedhof anzutreffen – was sie damit begründete, dass die Toten vernünftiger waren
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