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Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Titel: Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Belkowski
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Jelzin bot Wolski dem Anführer der Republik Itschkeria (wie sich Tschetschenien nun nannte) die jordanische Staatsbürgerschaft, eine ordentliche Summe Geldes in amerikanischen Dollars sowie eine Sicherheitsgarantie bei der Übersiedlung des Generals und seiner Angehörigen in den Nahen Osten an. Dafür sollte Dudajew zurücktreten und dem Kreml die faktische Kontrolle über die Republik geben.
    Doch Jelzins Emissär stieß auf kategorische Ablehnung. Dudajew sagte ganz direkt, er wolle lieber in seiner Heimat sterben, als sich von der Idee der Unabhängigkeit zu verabschieden. Erzürnt rief er dem Emissär Wolski zu: »Ich habe mich in Ihnen getäuscht.«
    Der Tag X, der »Tag der Schlacht«, der als Signal für die politische Kampagne des Jahres 1996 diente, war im November 1994 gekommen. Nach der »Schocktherapie« der Liberalisierungsreformen von Jegor Gaidar und seinen Nachfolgern, nach dem Einsetzen einer Massennostalgie nach der kommunistischen Zeit mit ihrem funktionierenden Sozialsystem und den Institutionen zur Sozialisierung des Menschen generell, nach dem Entstehen einer um sich greifenden Psychose zum Thema »Unter Stalin waren wir jung, da wusste man noch, was Liebe ist«, nach all dem Bedauern darüber, dass man die parlamentarische Demokratie in Russland unter Beschuss gesetzt hatte, konnte sich Boris Jelzin sicher sein, dass er die Präsidentenwahlen 1996 nicht so einfach gewinnen würde.
    Was er brauchte, war ein »kleiner siegreicher Krieg«. Arena und Stoßrichtung sollten Tschetschenien sein. Man wollte das separatistische Regime von Dudajew zermalmen und die aufständische Republik in den Mutterschoß des föderalen Zentrums zurückführen – was hätte ein besserer Grund sein können, Jelzin für eine zweite Amtszeit zu wählen?
    Viele Mitstreiter des ersten, demokratisch gewählten Präsidenten von Russland wollten ihn von voreiligen Entscheidungen abhalten. Es waren Menschen, die sich konträr gegenüberstanden – ideologisch, mental und kulturell: von Jegor Gaidar bis Alexander Korschakow. Aber Jelzin setzte seinen Willen durch. Erstens lag es daran, dass der »kühne Boris«, der es riskiert hatte, im August 1991 das Staatliche Komitee für außergewöhnliche Zwischenfälle mit seiner gesamten Machtmaschinerie herauszufordern, sein wahres politisches Glück nur in radikalen Lösungen fand und in revolutionären Entscheidungen einen Abglanz seines Leitsterns sah. Zweitens machte dem Kreml-Herren der Verteidigungsminister der Russischen Föderation, Armeegeneral Pawel Gratschow, den Krieg schmackhaft. In den Tagen des Putsches im August 1991 hatte der Oberkommandant der Luftlandetruppen der UdSSR als einer der ersten sowjetischen Offiziere hohen Ranges Jelzin die Treue gehalten und die Anweisungen des Staatlichen Komitees für außergewöhnliche Zwischenfälle ignoriert. Zum Dank wurde er 1991 zum ersten Verteidigungsminister der unabhängigen RSFSR ernannt.
    Seine wesentlichen Pluspunkte holte sich General Gratschow jedoch etwas später – am 3. und 4. Oktober 1993 –, als das Staatsoberhaupt, das entgegen der russischen Verfassung das Parlament aufgelöst hatte, auf den bewaffneten Widerstand mehrerer feindlicher Gruppierungen stieß, die sich im Gebäude des Obersten Sowjets verschanzt hatten, dem berüchtigten Weißen Haus an der Krasnopresnenskaja nabereschnaja. Die Konfrontation mit dem aufgelösten Höchsten Sowjet, dessen Anhängern das Weiße Haus als letztes Bollwerk geblieben war, konnte nicht friedlich enden. Das Weiße Haus musste gestürmt werden, andernfalls hätte Jelzin ernsthaft einen Machtverlust und einen Umsturz riskiert.
    In diesem Moment gab ihm das Ministerium für Staatssicherheit – der Nachfolger des legendären KGB – zu verstehen, dass seine Interessen nicht mit denen von Jelzin übereinstimmten und es nicht bereit war, Befehle zum Blutvergießen auszuführen. Alle Hoffnung lag nun auf dem Verteidigungsministerium und Gratschows Getreuen. Sie ließen Jelzin nicht im Stich.
    Das Weiße Haus wurde am 4. Oktober von Panzern beschossen, wonach Spezialeinheiten ungehindert das Gebäude betreten und alle Anführer der aufständischen Abgeordneten verhaften konnten, einschließlich des Sprechers des Höchsten Sowjets Ruslan Chasbulatow und des Vize-Präsidenten Alexander Ruzkoi. Der Präsident der Russischen Föderation hatte also allen Grund, Gratschow zu vertrauen.
    Dieser versuchte nun, Jelzin, sich und die Nation davon zu überzeugen, man könne Grosny quasi

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