Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin
und ganz Russland, Kirill Gundjaew, ein Nachbar von Doktor Schewtschenko, reichte bei Gericht eine Klage gegen den Arzt ein. Er wollte beweisen, dass aufgrund von Renovierungsarbeiten seines Nachbarn seiner Privatbibliothek ein Schaden von 666 000 Dollar (sic!) zugefügt wurde. Der Patriarch gewann den Prozess. Die endgültige Entscheidung fällte das Gericht im November 2011. Putin half dem Arzt nicht, obwohl der an einer onkologischen Erkrankung zugrunde gehende Juri Schewtschenko versucht hatte, ihn telefonisch zu erreichen.
Nun ja, WWP war offenbar der Meinung gewesen, er habe seine Pflicht und Schuldigkeit bereits getan, indem er Schewtschenko für fünf fette Jahre zum föderalen Minister gemacht und ihm erlaubt hatte, das große private medizinische Zentrum im gepflegten Moskauer Nordwesten unter seine Kontrolle zu nehmen.
Es kann auch sein, dass der Präsident sich doch eingemischt hat, aber zugunsten der Gegenseite. Die Interessen des Patriarchen Gundjaew vertrat bei Gericht niemand anderes als Jelena Sabralowa, Putins persönliche Rechtsanwältin. Sie hatte kurz zuvor, im Februar 2011, beim Sawelowski-Gericht von Moskau die persönliche Ehre und Würde des russischen Präsidenten gegen einigermaßen bekannte russische Oppositionelle wie Boris Nemzow, Wladimir Milow und Wladimir Ryschkow verteidigt, die Autoren des für WWP nicht sonderlich schmeichelhaften Vortrags »Putin. Ergebnisse«.
Darin ging es um die aus Sicht der Oppositionellen trostlosen Resultate von Putins langjähriger Regierungszeit. Rechtsanwältin Sabralowa ist dafür bekannt, dass sie fast nie einen Prozess verliert. Vielleicht liegt es an ihrer Nähe zum ersten Mann im Staat. Juri Schewtschenko kommentierte den Ausgang des Prozesses folgendermaßen: »Ich bin schwer krank, nach dem Essen stehe ich selten aus dem Bett auf. Ich hätte kaum auf irgendetwas Einfluss nehmen können. Im Gegenteil, ich möchte meine weltlichen Dinge abschließen. Meine Wohnung hatte ich auf meine Tochter Xenija und ihre vier Kinder überschrieben, von denen zwei adoptiert sind. Und nun ist die Schenkung annulliert.«
Als Putin gerade Präsident geworden war, versuchte die Mannschaft von Jelzin, die mit der Kreml-Administration identisch ist, aus Ljudmila Alexandrowna eine Figur des öffentlichen Lebens zu machen. Auf Rat alter Bekannter der Putins aus Petersburg wurden Ljudmila zwei bekannte Imageberater zur Seite gestellt. Aber das war vergebliche Liebesmüh. Im Jahr 2000, während des Staatsbesuchs des russischen Präsidenten in Kanada, überschüttete Ljudmila Putina ihren Mann mit lautstarken Vorwürfen, und zwar im Zimmer des Fünf-Sterne-Hotels, wo das Paar abgestiegen war. Der Lärm drang bis zur Gastgeberseite, so dass man die Teilnahme von Ljudmila Alexandrowna an den Veranstaltungen innerhalb des Staatsbesuchs absagte.
Von diesem Zeitpunkt an tauchte die offizielle Ehefrau Putins immer seltener in der Gesellschaft ihres rechtmäßigen Gatten auf, im Wesentlichen nur noch bei religiösen Festen und »nationalen Zeremonien« wie der Volkszählung. Und auch allein war Ljudmila nur noch selten zu sehen. Es gab unbestätigte Gerüchte, sie sei in ein Kloster gegangen.
Die tatsächliche Lage der Dinge trat mehr oder weniger am 6. Juni 2013 zutage. An diesem Tag erschienen der Präsident und seine offizielle Ehefrau unerwartet zusammen im Kreml-Palast, um eine Ballettvorstellung von Esmeralda zu besuchen. In der Pause traten sie vor eine angeblich zufällig aufgestellte Fernsehkamera des staatlichen Nachrichtensenders Rossija 24 und teilten einer erstaunten jungen Korrespondentin mit: »Wir lassen uns scheiden. Unser offizielles Familienleben ist beendet.«
Die 55-jährige Ljudmila erklärte die Scheidung ganz einfach: »Mein Mann ist so beansprucht von den Staatsgeschäften, dass er selten zu Hause ist, und das kann einer treuen Hausfrau und Gattin, die sich nur hin und wieder mit den Problemen der Entwicklung der russischen Sprache im Land befasst, überhaupt nicht gefallen.« Der 60-jährige Wladimir Wladimirowitsch hatte gegen die Argumente seiner Frau nichts einzuwenden und fügte nur hinzu, dass die Scheidung ein gemeinsam gefasster Beschluss sei. Also ohne Überredung oder gar Gewaltanwendung.
Für die Mehrheit der Vertreter der russischen Elite, ganz zu schweigen von den breiten Volksmassen, kam die Nachricht über die Veränderung des Familienstands des unabsetzbaren russischen Anführers gelinde gesagt unerwartet. Der treu ergebene
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