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Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Titel: Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Belkowski
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Pressesprecher des Präsidenten, Dmitri Peskow, beeilte sich zu erklären, man solle keine Phantasien bezüglich Putins Privatleben hegen, das Staatsoberhaupt habe dafür einfach keine Zeit, und um einen Ausspruch der englischen Königin Elizabeth I. zu paraphrasieren: Er sei mit Russland verheiratet.
    Doch wenn man von den Mächtigen gebeten wird, sich bei einem derart delikaten Thema keine Phantasien zu erlauben, wird damit der gegenteilige Effekt erreicht: Die Phantasie bricht von allein in den ungehörigen russischen Kopf hinein. Sofort entstanden unzählige Theorien, was mit Wladimir und Ljudmila gleich nach der Scheidung passieren würde. Heute können wir folgende Ansichten für einigermaßen überzeugend und nachgeprüft gelten lassen:
• Die Scheidung ging von Ljudmila Putina aus, die den formalen Stand der Dinge mit dem faktischen in Übereinstimmung bringen wollte – nachdem das Paar seit fünfzehn Jahren praktisch getrennt lebte.
• Möglicherweise gibt es in Ljudmilas Leben einen neuen Mann, einen älteren Geheimdienstgeneral, worüber sich der Präsident von Russland nur freuen könnte; denn die beste Methode, um sich von den Ansprüchen seiner Frau freizuhalten, ist es, sie mit einem neuen Objekt der Aufmerksamkeit zu beschäftigen.
• Die Töchter der Putins haben mittlerweile ein eigenes Familienleben, sie brauchen keine tägliche elterliche Fürsorge mehr.
    Putin hatte keine Angst vor den Folgen der Scheidung in der Öffentlichkeit, weil er einen psychologischen Wendepunkt durchschritten hat; in einer bestimmten Lebensphase in unmittelbarer Nähe der sechzig Jahre hatte er klar erfühlt, dass niemand mehr zwischen ihm und dem Herrgott steht, und »nach dem Tod von Mahatma Gandhi gibt es niemanden mehr zum Reden«. Ihm ist es egal, was die Eliten sagen, für die er sowieso der (noch) unauswechselbare Moderator bleibt, und erst recht, was das Volk meint, das entgegen aller slawophilen Bodenständigkeit und Einfachheit stets ein recht kühles Verhältnis zu den wahrhaften familiären Werten hatte.
    Für einen Russen ist die wirkliche Härte des Lebens, der Grundstein des sozialen Lebens nach wie vor der Staat mit allen seinen Instrumentarien und Attributen, nicht die Familie. Der unserem Volk fehlende Familiensinn – der eher den Deutschen und Angelsachsen zu Eigen ist – ist vielen russischen Denkern aufgefallen, vor allem dem bekannten Philosophen Konstantin Leontjew in seinem Essay Byzantismus und Slawentum; wobei dieser fehlende Familiensinn nicht nur für Männer typisch ist, die a priori etwas leichtfüßiger sind, sondern auch für die Frauen. Leontjew sagte auch, dass bei einer Legalisierung der Freudenhäuser sich die deutsche Frau empören und versuchen würde, sie zu schließen, während die russische Frau sich diese Auswüchse wohl eher von innen und mit eigenen Augen würde anschauen wollen. Und schließlich: Warum sollte man eine Verurteilung einer Scheidung auf höchster Ebene in einem Land erwarten, in dem Anna Karenina von Lew Tolstoi der wichtigste Familienroman ist – die Erzählung vom Ehebruch der Protagonistin.
    Die russischen Zaren waren daran gewöhnt, ihre Frauen auf Biegen und Brechen zu betrügen (zum Beispiel Alexander I., Nikolai I., Alexander II.) oder sogar zu töten (Iwan der Schreckliche, Stalin). Dasselbe gilt für die weiblichen Monarchen. Man erinnere sich nur daran, welche Rolle die Zarin Katharina die Große bei der Entthronung und dem Mord an ihrem rechtmäßigen Ehemann Pjotr III. gespielt hat, in dessen Adern eigentlich das Blut der Romanows floss.
    Das alles hatte jedoch kaum Auswirkungen auf die Autorität der Herrscher. Putin musste also am Tag seiner Scheidung weder sinkende Umfragewerte noch einen tiefen Seufzer eines enttäuschten Volkes befürchten.
    So ist Putin also allein geblieben, in der Stille seiner Residenz Nowo-Ogarjowo bei Moskau, wo einst Ende der 1980er-Jahre der letzte Regierungschef der UdSSR, Michail Gorbatschow, als Herrscher des untergehenden Imperiums wohnte.
    Übrigens reagierten einige Truppenteile und Scharen der Elite im Unterschied zum Präsidenten auf das Ende der langjährigen Ehe der Putins nervös. Und auch das ist erklärlich.
    Die Ballettvorstellung Esmeralda und die Ankündigung der Scheidung ergaben sich ausgerechnet am Vortag der schicksalhaften verfassungsgebenden Sitzung der Gesamtrussischen Nationalen Front – der großen Schirmorganisation, die dazu berufen ist, alle oder fast alle Mitstreiter Putins zu

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