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Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Titel: Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Belkowski
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hatte jeden Tag mindestens drei solcher Gänge zu machen. Wie ich später erfuhr, hat sogar unser Nachbar mehrmals zu meinem Mann gesagt: »Wladimir, du musst ihr helfen!« Das änderte aber nichts, weil Wladimir Wladimirowitsch seine Prinzipien hatte: Eine Frau muss im Haushalt alles allein machen. Deswegen nahm er nie irgendwelchen Anteil an der Hauswirtschaft.«
    Das ist ein allgemeines Prinzip, das sich auf den Staat, die Wirtschaft und die Familie erstreckt: Putin mischt sich nie in das ein, was ihn nicht direkt und unmittelbar betrifft. Deswegen ist es einigermaßen komisch, wenn man sich die Ausführungen der Analytiker und Beobachter durchliest, wonach Putin allen großen Geschäftsabschlüssen im Lande oder den Verläufen der großen Strafsachen nachspüre. Sein Prinzip ist es, sich nicht in irgendwelche Abläufe einzumischen. Alles muss seinen eigenen Gang gehen. Wenn man seine Finger einer Werkbank zu nahe bringt, können sowohl die Finger als auch die Werkbank verlustig gehen.
    »Was das Schwarze Meer betrifft, so waren Wladimir Wladimirowitsch und ich 1981 das erste Mal in Sudak … Ich erinnere mich daran, dass ich dort gekocht habe, weil Wladimir Wladimirowitsch partout nicht in den Kantinen essen wollte. Zu dieser Zeit gab es in den Läden nichts zu kaufen, und man musste sich die Lebensmittel auf dem Markt besorgen, wo die Preise ziemlich hoch waren. Ich musste es schlau anstellen, um dort etwas zu kaufen und dafür nicht zu viel Geld auszugeben.
    Ich kochte für zwei, aber von Zeit zu Zeit kamen seine Jungs vorbei [Wladik und Viktor, die Freunde von Wladimir Wladimirowitsch – Anm. d. Verf.]. Unsere Wirtin war verstimmt, denn normalerweise wurden die Zimmer in den Wohnungen ohne das Recht vermietet, sich in der Küche etwas zu brutzeln …
    Auf die Reise nahm Wladimir Wladimirowitsch ein Unterwassergewehr, Schwimmflossen, eine Tauchermaske und eine Matratze mit. Das Meer war weit von unserem Haus entfernt, ungefähr eine halbe Stunde Fußweg. Wie ich mich erinnere, gab es dort eine kleine Halbinsel. Es war schwer, vom Ufer aus dorthin zu gelangen, besonders mit dem Gewehr. Leichter konnte man schwimmend dorthin gelangen. Ich konnte mich zu diesem Zeitpunkt gerade so über Wasser halten, und auch das nur mit großer Mühe. Schwimmen habe ich erst später gelernt. Eigentlich riskierte ich mein Leben, als ich auf dieser Matratze zur Insel hinübergelangte. Wladimir schwamm neben mir her.
    Tagsüber brannte die Sonne unbarmherzig, und man konnte sich nirgendwo verstecken – ringsum waren nur Steine. Ich bekam damals einen starken Sonnenbrand, dann ist mir die Haut auf den Schultern geradezu abgeblättert. Wladimir Wladimirowitsch blieb mit dem Gewehr länger als eine Stunde unter Wasser, bis er vor Kälte fast erfroren war. Die ganze Zeit versuchte er, einen Fisch zu schießen.
    Auf einmal sah ich, wie er völlig glücklich aus dem Wasser kam und in den Händen einen Pfeil hielt, an dem ein kleiner Fisch von etwa zwanzig Zentimetern zappelte. Sein Gesichtsausdruck war geradezu triumphierend. Aber unter Wasser scheint ein Fisch ja immer fast zweimal so groß, als er in Wirklichkeit ist. Ich habe dann aus diesem Fisch eine Suppe gemacht. Das war also unsere Beute.
    Ich weiß nicht mehr, wie es dazu gekommen war, aber ich schwamm allein zurück. Am ehesten war es wohl so, dass Wladimir Wladimirowitsch am Ufer entlangging, ich aber Angst hatte, weil es dort nur einen sehr engen Durchgang im Felsen gab. Offenbar habe ich gesagt, ich schwimme zurück. Da gab mir Wladimir das Gewehr und fragte: »Schaffst du das?« Im Wasser schien mir das Gewehr recht leicht zu sein. »Ja«, sagte ich. Aber als ich dann so ungeschickt schwamm, mit dem Gewehr über dem Kopf, merkte ich erschrocken, dass es für mich sehr schwer ist und ich es wahrscheinlich nicht schaffe. Mir ist völlig unklar, wie ich trotzdem am anderen Ufer angekommen bin.«
    Nun ja, das sagt vieles! Gleichzeitig ist anzumerken, dass Putins Leidenschaft für riskante Sportarten schon sehr viel früher geweckt wurde und seine heutigen Experimente zu diesem Thema durchaus kein PR-Gag für das russische Volk sind, wie viele Beobachter meinen, sondern ein echtes Bedürfnis. Umso mehr, als der konservative Teil des russischen Volkes, an den sich der russische Präsident als öffentliche Person vor allem wendet, derartigen Eskapaden völlig gleichgültig gegenübersteht. (Ja wirklich, es steigen die Preise für Strom und Gas, für Lebensmittel und Benzin, und

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