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Wo bist du und wenn nicht wieso

Wo bist du und wenn nicht wieso

Titel: Wo bist du und wenn nicht wieso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mary
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nicht gemeint.«
»So wichtig ist mir das auch nicht.«
»Ich komme schon klar damit.«
    Bemühen:
»Was kann ich für dich tun?«
»Das nehme ich gern auf mich.«
    Ein Beschwichtiger lässt sich im Wortsinn von der Absicht »Suche Partner, dem ich passe« leiten. Und da er dem Partner offensichtlich nicht passt – sonst wäre dieser ja längst zu ihm gekommen –, muss das an ihm selbst liegen. Ihm bleibt also nur, sich mehr Mühe zu geben und weiter zu warten. Damit wird klar, wie ein Beschwichtiger mit seinen Bedürfnissen umgeht: Er stellt sie hinter die des Partners zurück, er stellt sich in den Hintergrund. Aber der Beschwichtiger tut das nicht aus Nächstenliebe. Sein Egozentrismus ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Er stellt seine Bedürfnisse nämlich zurück, damit sie ganz und gar erfüllt werden. Er passt sich an, damit sich seine Erwartungen erfüllen.
    Kommt Ihnen diese Schilderung zu extrem vor? Wie erklären Sie sich dann, dass Frauke bereit ist, drei Jahre (!) in der Warteschleife zu verbringen, obwohl sie leidet? Auch Kirstin hat erst nach einem qualvollen Jahr die »Reißleine gezogen«. Und Andrea dreht ebenfalls seit Jahren Warteschleifen.
Anpassung, die nicht funktioniert
    Ein Beschwichtiger will den Partner durch Anpassung in die Beziehung locken, aber es geschieht genau das Gegenteil. Der potenzielle Partner pickt sich die Rosinen heraus und lässt sich nicht ein, weil er für das, was er bekommt, nämlich die Offenheit, keinen Preis in Form von Bindung zahlen muss. Deshalb gelingt dem Beschwichtiger keine befriedigende Beziehung: Jemand, der wartet und sich anpasst, ist nicht in Beziehung. Er setzt sich nicht auseinander und steht nicht auf Augenhöhe mit dem Partner. Er ist dem Partner kein Gegenüber. Der Beschwichtiger ist nicht in Beziehung – und deshalb bekommt er keine.
    So tappt auch der Single des Typs Beschwichtiger am Ende in die eigene Ego-Falle. Er schafft es unbewusst und ungewollt, beim Partner eine Reaktion zu provozieren – eine unbestimmte Distanz und vage Nähe – mit der er aber nicht klarkommt. Irgendwann hat er dann die Nase voll und gibt dem bindungsunwilligen Gegenüber den Laufpass. Darunter leidet er dann selbst am meisten.
DIE WIRKUNG VON VERHALTEN
    Mit »Bestimmer« und »Beschwichtiger« habe ich hier Begriffe gebraucht, die leicht zu Missverständnissen führen könnten. Um dem vorzubeugen, lassen Sie mich das erläutern.
    Wenn ein suchender Single in meine Beratung kommt, möchte er erfahren, warum ihm keine Beziehung gelingt. Bei der Suche nach der Antwort orientiere ich mich eng an folgender Schlüsselfrage: »Wem begegnet mein potenzieller Partner?« oder – besser noch: »Mit wem will er nichts zu tun haben?« Ich lasse mir das Verhalten des Singles in konkreten Situationen beschreiben und weiß nach kurzer Zeit, als wer die Person dem potenziellen Partner gegenüber auftritt, beispielsweise als Bestimmer oder als Beschwichtiger. Die Begriffe »Bestimmer« und »Beschwichtiger« beschreiben aber nicht den Menschen oder die Person, sondern ihr konkretes Verhalten in emotional aufgeladenen Situationen der Beziehungsanbahnung. »Bestimmer« und »Beschwichtiger« sind Figuren und keine Personen oder Individuen.
    PERSON ODER FIGUR?
    Eine Figur zeigt ein bestimmtes Verhalten, wodurch man sie als »Bestimmer« oder »Mitmacher« bezeichnen kann. Natürlich ist jeder Mensch viel mehr als diese eine Figur. Aber wenn jemand in bestimmten Situationen wiederholt das gleiche Verhalten zeigt, dann verdichtet es sich zum Eindruck einer Person. Man glaubt dann, der andere »sei« so. Wenn sich beispielsweise ein Mann in der Familie immer dann mutwillig und mit Druck durchsetzt, wenn es um Entscheidungen geht, wird er als »Tyrann« gesehen. Man sagt dann, er sei ein Tyrann. Die Figur des Tyrannen beschreibt aber bei Weitem nicht den ganzen Menschen mit seinen vielfältigen Facetten, sondern sein konkretes und als problematisch erlebtes Verhalten in familiären Entscheidungssituationen. In anderen Zusammenhängen kann der gleiche Mann ein »Sanfter« oder sogar ein »Angepasster« sein.
Als eine Figur auftreten
    Sobald ich mir in der Beratung ein ungefähres Bild vom Verhalten meines Single-Klienten gemacht habe, stelle ich die Schlüsselfrage: »Mit wem hat es Ihr Gegenüber zu tun?« Der Klient runzelt dann die Stirn oder schüttelt verwirrt den Kopf: »Mit wem? Mit mir natürlich!« Damit irrt er sich aber gewaltig! Es ist nicht anzunehmen, dass ein

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