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Wo bist du und wenn nicht wieso

Wo bist du und wenn nicht wieso

Titel: Wo bist du und wenn nicht wieso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mary
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Den hätte ich durchziehen müssen.« Ich weise sie darauf hin, dass viele Männer ihre Frauen durchziehen und frage, ob er vielleicht der ideale Hausmann und Vater ihrer Kinder hätte sein können. »Kann sein«, sagt sie, »aber das geht mit mir gar nicht.«
Plötzlich dicht gemacht
    Vor Kurzem interessierte sie sich wieder für einen Mann. Es hat gleich gefunkt. Er geht sogar dem gleichen Hobby, dem Segeln, nach, was es erleichtert, die Kontaktphase zu durchlaufen. Als er ihr ab und an sein Segelboot überlässt und ihr damit Vertrauen entgegenbringt, gelangen die beiden in die Anbahnungsphase. Auf einem Segelausflug passiert es dann. Sie sprechen unverbindlich über Lebensvorstellungen, und er sagt: »Kinder kommen für mich nicht mehr infrage, dafür fühle ich mich zu alt.« Im gleichen Moment, so beschreibt Tanja ihr Empfinden, »fielen bei mir die Schotten runter, da ging gar nichts mehr«. Sie macht dicht. Sie wechselt dann bis zum Abend kein privates Wort mehr mit dem Mann und will ihn danach nie wieder sehen. Dabei hat der Mann weder gesagt: »Ich will keine Kinder mit dir« noch hat er von ihr verlangt, auf ihre Wünsche zu verzichten. Er hat lediglich seine momentane Sicht und Gefühlslage in Bezug auf Kinder ausgedrückt. Aber das reichte Tanja, um dicht zu machen.
    Ich frage Tanja, wie sie die Verbindung in solchen Momenten abbricht. Sie sagt: »Ich zieh mich dann sofort da raus.« Dieser Satz beschreibt sehr plastisch, was innerlich passiert. Obwohl gute Gefühle da sind, zieht sie sich augenblicklich aus der Beziehung zurück und begründet das so: »Das ist doch total uneffektiv, erst müssen die Basics klar sein«, »Alles andere wäre Zeitverschwendung«, »Was soll ich mit dem, wenn der keine Kinder will?« Gleichzeitig stehen ihr die Tränen in den Augen, weil sie sich – um sich rausziehen zu können – ja selbst Gewalt antun muss. Schließlich war es bis dahin sehr schön mit dem Mann gewesen.
    Tanja meint, dass »die Schotten runterfielen« würde einfach so passieren und sie könnte nichts dagegen tun. Ist das wirklich so, hätte sie nichts dagegen tun können? Doch, eine Menge sogar, wie ich später zeigen werde, wenn ich unter »Wie sich alles ändert« ( ab > ) auf dieses Beispiel zurückkomme. Betrachten wir vorerst die Checkliste von Tanja.
Tanjas Erwartungen
    Welche Erwartungen verfolgt Tanja? Ihr Wunschpartner soll
Kinder mit ihr wollen,
seine Freizeit mit ihr teilen,
sein eigenes Geld verdienen.
    Tanja hat im Grunde nur diese drei Erwartungen formuliert. Sex, Spaß, Zärtlichkeit, Gespräche – all das ist sekundär. Nicht etwa, weil es keine Rolle spielt oder unbedeutend wäre, sondern weil zuerst die »Basics« klar sein müssen, also das Thema Geld und Kinder.
Tanjas Strategie
    Um ihre Erwartungen umzusetzen, wendet sie eine Art Business-Strategie an. Sie führt die Beziehungsanbahnung wie ein Projekt durch, in dessen Verlauf sie den Partner auf Herz und Nieren prüft. Wenn er scheinbar nicht taugt, zieht sie sich augenblicklich zurück, denn alles andere wäre »Zeitverschwendung« und »ineffektiv«. Mit so einem kann sie »nichts anfangen«, den »entlässt« sie.
Tanjas Eindruck auf Männer
    Kein Mann hat bisher um sie gekämpft. Keiner hat ihr gesagt, dass er gern weitermachen möchte. Wieso nicht? Weil ein Mann einer harten, misstrauischen, verbitterten Frau begegnet, die ihn »abcheckt« und auf »Tauglichkeit« prüft. Er bekommt schnell mit, dass er funktionieren soll. Wenn Tanja dann unvermittelt dicht macht und sich abwendet, sind die Männer schockiert und verletzt und denken nicht daran, um Tanja zu kämpfen. Dazu sind bisher einfach zu wenig gute Gefühle entstanden.
Suche Partner, der mich annimmt
    Bisher habe ich für die Beispiele fast nur Frauen gewählt. Das liegt daran, dass vorwiegend Frauen in meine Single-Beratung kommen, weil Frauen sich eher als Männer vorstellen können, ihr Alleinsein selbst herbeizuführen. Ab und zu verirrt sich aber auch ein Mann in die Beratung. Die Themen – und die Figuren – sind dann die gleichen oder doch sehr ähnlich. Der durchschnittliche Macho ist vergleichbar mit einer Bestimmerin. Aber auch im entgegengesetzten Verhaltensspektrum, dem Pol der Anpassung, sind Männer zu finden.
    Ein solcher Mann ist der 45-jährige Klaus. Er lernt über das Internet zahlreiche Frauen kennen, kommt aber nicht weiter. Inzwischen sind drei seiner Kontakte gute Freundinnen geworden, mehr ist aber nicht drin. Klaus sagt über

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