Wo Dein Herz Zu Hause Ist
Stolz auf seine Meisterleistung.
«Dad!»
«Was?»
«Meine Spiderman-Shorts zwicken.»
«Wie bitte?»
«Ich glaube, sie sind zu klein geworden.»
Oh nein, das gibt’s doch nicht.
Nachdem Jacob seine Batman-Shorts anhatte und wieder komplett bekleidet war, zogen sie in die Küche um.
Vielleicht hat sie ja Hunger
. Er setzte Carrie in ihren Stuhl. Augenblicklich fing sie an zu brüllen. Er hob sie wieder hoch und roch an ihr.
Oje, Windelalarm!
Also ging Gerry mit seiner Tochter wieder nach oben zu dem Wickeltisch in ihrem Zimmer.
«Dad, wo ist mein Frühstück?», brüllte Jacob von unten.
«Kommt gleich», rief er zurück.
«Aber Dad!»
«Jacob, lass mir mal eine Minute Zeit.»
Wo sind die Windeln? Wo zum Teufel sind die blöden Windeln? Oh, hier sind sie ja. Okay, und wo sind die Feuchttücher? Wo sind die Feuchttücher?
«Oh, Carrie, tut mir leid, Daddy wollte dich nicht auf die nassen Tücher legen.»
Okay, jetzt braucht sie was Neues zum Anziehen. Egal was.
«Carrie, wenn du aufhörst zu schreien, kann Daddy dich fertig anziehen, und dann gibt’s ein leckeres Fläschchen.»
«Sie isst morgens das Gleiche wie ich. Ich esse richtiges Essen.» Plötzlich stand Jacob neben seinem Vater.
«Ist ja gut», sagte Gerry und nahm seine frisch gewickelte Tochter, die nur ein Pullöverchen trug, mit nach unten. «Gehen wir in die Küche.»
«Dad, du musst ihr noch eine Hose anziehen.»
«Jacob, bist du hungrig oder nicht?»
«Das habe ich doch schon gesagt.»
In der Küche spuckte Carrie ihr Essen aus, aber wenigstens hatte sie aufgehört zu schreien. Gerry war schon froh, wenn sie bloß jeden vierten Löffel Brei hinunterschluckte. Jacob aß vor einer weiteren Folge
Scooby-Doo
.
Gerade als Gerry selbst in seinen Toast beißen wollte, hörte er Jacob heulen. «Was ist denn mit dir?» Er rannte ins Wohnzimmer und stellte fest, dass sein Sohn sich die Schale mit Müsli und Milch über den Pullover gekippt hatte.
«Also gut, jetzt geht es wieder nach oben.»
Melissa, das ist überhaupt nicht lustig
.
Mrs. Rafferty kam um Punkt halb neun.
«Mrs. Rafferty», sagte Gerry und lächelte. «Schön, dass Sie da sind.»
«Danke», erwiderte sie und sah ihn seltsam an. «Wo ist Melissa?»
«In Sevilla.»
«Davon hat sie mir gar nichts gesagt.»
«Da sind Sie nicht die Einzige, die nichts wusste.»
«Oh.» Mrs. Rafferty nickte und lächelte Gerry maliziös an.
Oh ja, das alte Lied. Sie hat die Nase voll. Er kann sich freuen, wenn sie ihn nicht komplett ruiniert
.
Gerry drückte ihr Carrie in die Arme, die mit einer orangefarbenen Masse beschmiert war. «Tut mir leid, ichweiß, dass sie richtig angezogen sein sollte, aber wenn ich mich jetzt nicht auf den Weg mache, kommt Jacob nicht rechtzeitig zur Schule, und ich bin Ewigkeiten zu spät im Büro.»
Mrs. Rafferty nickte. «Kein Problem.»
«Gut. Jacob, hol deinen Ranzen – mach schon, wir gehen.»
«Gerry.»
«Ja, Mrs. Rafferty?»
«Vielleicht sollten Sie sich vorher noch anziehen.»
Gerry sah an sich herunter.
Ich stehe in Unterwäsche vor Mrs. Rafferty. Oh nein!
Am Flughafen wurden sie mit einem Wagen abgeholt. Ein Mann hatte an der Sperre gestanden und ein Schild hochgehalten, auf dem
Harri Ryan
stand. Sofort war Melissa auf ihn zugegangen und hatte sich mit ihm unterhalten, bis sie beim Auto waren: eine riesige Limousine.
«Nobel!», sagte Melissa und grinste.
Der Fahrer öffnete ihnen die Tür zum Fond, und sie stiegen ein. Dann schloss er die Tür für sie, gleich darauf waren sie unterwegs.
«Er spricht Englisch», sagte Melissa. «Ein netter Typ, er war ziemlich lange beim Militär.»
«Woher weißt du das? Ihr habt euch doch höchstens zwei Minuten lang unterhalten!»
«Ich bin eben begabt», gab Melissa zurück und spielte mit einer Fernbedienung herum. «Ein bisschen Fernsehen gefällig?»
Die weißen Mauern des Hotels
Hacienda Benazura
erhoben sich aus einem tiefen, grünen Tal in einen azurblauen Himmel.
«Wahnsinn!» Melissa sah mit ihrem Reiseführer in der Hand aus dem Fenster. «Hier steht, das ist ein Gutshof aus dem zehnten Jahrhundert. Es ist sagenhaft, findest du nicht?»
Harri lächelte. «Es ist wunderschön.»
Der Wagen hielt vor dem Eingang des Hotels. Der Fahrer stieg aus und öffnete ihnen die Tür.
«Sie sind ein wahrer Gentleman, Enzo», sagte Melissa.
Harri lächelte ihn an. «Danke.»
Er nickte nur. «Gern geschehen.»
«Siehst du, er beißt nicht», bemerkte Melissa grinsend.
«Ja,
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