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Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)

Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)

Titel: Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Moosbach
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mit dem Trinken aufgehört hat, infolge dessen zur Besinnung gekommen ist und ihn verlassen hat. Außerdem ist sie klug genug gewesen, sich nicht von ihm schwängern zu lassen. Bernd hatte wohl auch mal ein Auge auf sie geworfen, seinen Worten zufolge soll sie allerdings irreparable Schäden aus ihrer Ehe mit Horst davon getragen haben. Andererseits hat Bernd seit der Ehe mit meiner Mutter auch nicht mehr alle Latten am Zaun. Ihn auf Unterhaltszahlungen und Schadensersatz zu verklagen, ist das größte Hobby meiner Mutter. Vermutlich würde sie ihm auch das Toilettenpapier unter dem Hintern wegprozessieren, wenn der Staat es zuließe. Dabei hat Bernd selbst gar nichts davon, denn für Gundula ist er so interessant wie ein Pups in der Landschaft. Ist er da, verzieht sie das Gesicht und scheucht ihn davon. Ist er nicht anwesend, verschwendet sie keinen einzigen Gedanken an ihn und ist glücklich.
    Das Gute daran ist, dass Bernd schon mehrmals bemerkt hat, dass er viel lieber mich als Tochter gehabt hätte. Das ist toll, denn als Vater fände ich ihn auch gar nicht so übel.
    Zum Glück hat meine Mutter nie etwas davon mitbekommen, dass ich mich regelmäßig mit Bernd treffe. Das mag wohl auch daran liegen, dass sie mein Leben eigentlich nicht interessiert. Meinen Freund Daniel findet sie ganz spannend. Das ist aber auch schon alles an mir, wofür ich sie begeistern kann. Die Vereinbarung für das regelmäßige Mittagessen an den Samstagen haben wir eigentlich nur getroffen, damit die Nachbarn nicht reden – so lautet jedenfalls das Argument meiner Mutter. Sie hält sich nämlich für den Nabel der Welt. Als hätten die Nachbarn nichts Besseres zu tun! Verglichen mit der Tatsache, dass sie es schon seit Hinterwäldlergedenken mit Horst treibt, erscheint mir die Frage, ob ich anwesend bin oder nicht, relativ unspektakulär. Wenn wir allerdings gerade beim Thema sind, stellt sich mir schon die Frage, warum es sie so sehr aus den Latschen gehauen hat, dass Bernd einen Vaterschaftstest gefordert hat? Verkehrte Welt! Aber so ist meine Mutter nun einmal – sieht immer nur das Beste in sich selbst und geht immer vom Schlimmsten bei anderen aus.
    Zum Glück habe ich von meiner Person keine so verquere Meinung. Selbstverständlich sehe auch ich stets nur das Gute in mir, aber ich bin ja auch anständig. Komisch sind eigentlich immer nur die anderen, was ich wiederum sehr bedenklich finde. Diese These schließt auch meine Familie ein – ausnahmslos jeden von ihnen. Und das will schon etwas heißen! Immerhin hat meine Mutter acht Geschwister, von denen alle zwei Kinder haben. Wie hoch ist eigentlich die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Einzelner, selbst in so einer großen Familie, wie ich sie habe, mit absolut niemandem davon identifizieren kann? Vielleicht war ich doch mal ein Werbegeschenk und habe eigentlich ganz andere Wurzeln. An der Hoffnung bezüglich einer Verwandtschaft mit Herbert Grönemeyer halte ich jedenfalls fest. An irgendetwas muss man ja schließlich glauben.
    Wut ist nicht gut für eine volle Blase. Das ist das Einzige, was ich ihr noch nicht antrainieren konnte und somit ihr geheimer Schwachpunkt. Gleich, nachdem ich das Ortsschild von Hinterwäldler-Hausen passiert habe, biege ich in den angrenzenden Waldweg ein, um mich dort zu erleichtern. Doch spätestens, als ich mir die Hosenbeine nass mache, gebe ich auf. Offenbar ist das nicht mein Tag.

2
     
    In meiner Wohnung in Kaff-Einödenheim angekommen, entledige ich mich sofort meiner Hose und verspüre den unbezwingbaren Drang, mich am Gesäß kratzen zu wollen. Ein prüfender Blick in den Spiegel verrät mir, dass mein Hintern mit Mückenstichen übersät ist. Das habe ich nun also von meinem Besuch in Hinterwäldler-Hausen -– einen vor Wut rasenden Blutdruck, eine nasse Hose und ein juckendes Hinterteil. Na toll! In all den vor Romantik triefenden Rosamunde-Pilcher-Filmen, die das Landleben von seinen schönsten Seiten präsentieren, habe ich noch nie jemanden gesehen, der sich gegen das Hosenbein gepinkelt und danach am Hintern gekratzt hat. Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob Rosi jemals auch nur einen Tag ihres Lebens auf dem Land verbracht hat. Wenn dem so wäre, schriebe sie mittlerweile sicherlich Krimis oder Fan-Fiction für Star Trek.
    Ungehalten schiebe ich die Dose mit dem Essen, das meine Mutter für Daniel eingepackt hat, in die Mikrowelle und suche in meinem Schrank schon einmal nach einem geeigneten Schokoladenopfer für den Nachtisch.

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